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Fromme Wünsche

Fromme Wünsche

Titel: Fromme Wünsche
Autoren: Sara Paretzky
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hoheitsvoll. „Tut mir leid, daß
Novick den Eindruck erweckt hat, er stünde unter meinem Schutz. Er hat seine
Möglichkeiten überschätzt und auf kompromittierende Weise mit meinem Namen
geprotzt.“ Wieder ein Blick auf den Aschenkegel. „Dieser Novick kennt viele
kleine Ganoven, mit denen er sich auf idiotische und riskante Abenteuer
einläßt, um damit Leute wie mich zu beeindrucken.“ Er zuckte resigniert die
Achseln. „Ein paar Fälscher waren auch darunter. Novick dachte sich etwas
unglaublich Törichtes aus. Er ließ falsche Aktien herstellen und hinterlegte
sie im Safe eines Klosters.“
    Er machte eine Pause, damit ich mich zu dieser
Eröffnung äußern konnte. „Und woher kannten diese Leute die Namen der
Aktiengesellschaften und die Stückelung der Papiere?“
    Ungeduldig schob Pasquale eine Schulter vor. „Priester
sind naiv. Sie plaudern alles aus, und wahrscheinlich hat jemand gelauscht. So
etwas passiert häufig.“
    „Sie hätten nichts dagegen, wenn ich Derek Hatfield
einschalten würde?“
    Er lächelte verbindlich. „Überhaupt nichts. Ohnehin
alles nur Gerüchte - ich weiß nicht, was es mir bringen sollte, wenn ich selbst
mit Hatfield rede.“
    „Sie kennen nicht zufällig die Namen der Fälscher?“
    „Leider nicht, liebe Miss Warshawski.“
    „Sie wissen auch nicht, weshalb sie sich gerade das
Kloster ausgesucht haben?“
    „Vermutlich, weil es das Einfachste für sie war. Es
interessiert mich auch nicht sonderlich.“
    Ich spürte, wie meine Handflächen feucht wurden.
Mein Mund war ganz trocken. Hier mußte ich einhaken. Hoffentlich gelang es
mir, meine Nervosität vor Pasquale zu verbergen. „Bedauerlicherweise werden Sie
sich dafür interessieren müssen.“
    Pasquale rührte sich nicht. In seinem Blick lag noch
die gleiche höfliche Aufmerksamkeit wie zuvor. Aber seine Gesichtszüge
erstarrten, und in seinem Blick lag ein Glitzern, das mir den kalten Schweiß
auf die Stirn trieb. Als er sprach, erschauderte ich bis ins Mark. „Soll das
eine Drohung sein?“
    Aus den Augenwinkeln konnte ich Ernesto beobachten,
der bisher auf einem Plastikstuhl gelümmelt hatte und sich nun aufrichtete. „Aber
nein, Don Pasquale! Ich sage Ihnen das nur zu Ihrer Information. Novick ist im
Krankenhaus. Er wird auspacken. Und Erzbischof O'Faolin wird behaupten, die
Idee mit den Fälschungen stamme von Ihnen. Er wird Ihnen auch den Überfall auf
mich in die Schuhe schieben und einiges mehr. Er wird alles leugnen.“
    Pasquale wirkte nicht mehr so gefährlich, und
Ernesto war wieder auf seinem Stuhl zusammengesunken.
    „Wie Sie vielleicht wissen, versagt die
Finanzaufsichtsbehörde bei der Übernahme einer Bank oder eines Versicherungsunternehmens
die Genehmigung, wenn dem Antragsteller Verbindungen zur Mafia nachgewiesen
werden können. O'Faolin wird sich also umgehend von Novick distanzieren. Er
verläßt morgen abend um zehn das Land, und Sie können sehen, wie Sie mit dieser
Geschichte zurechtkommen.“
    Don Pasquale nickte,
höflich wie zuvor. „Ihre Anmerkungen sind hochinteressant, Miss Warshawski.
Wenn mir dieser O'Faolin über den Weg laufen würde -“ Er spreizte verächtlich
die Finger. „Aber ich bedaure, daß Sie durch Walter Novick solche
Unannehmlichkeiten hatten.“ Ein Blick zu Ernesto - und vor ihm lag ein
Scheckbuch in einer roten Lederhülle. „Ist der Schaden an Ihrer Wohnung mit
fünfundzwanzigtausend gedeckt?“
    Ich mußte einige Male schlucken. Mit
fünfundzwanzigtausend Dollar konnte ich mir eine Eigentumswohnung und ein
neues Klavier leisten - oder ich konnte den Rest des Winters in der Karibik
verbringen. Aber was hatte ich von solchen Dingen? „Sie sind für Ihre
Großzügigkeit berühmt, Don Pasquale. Ich wüßte jedoch nicht, womit ich sie
verdient hätte.“
    Er drängte mich höflich, den Scheck anzunehmen. Ich
hielt meine Augen starr auf einen Druck mit dem Konterfei Garibaldis
gerichtet, der hinter dem Schreibtisch hing, und blieb standhaft. Pasquale
betrachtete mich lange, dann gab er Ernesto den Auftrag, mich nach Hause zu
bringen.
     
    27
Abrechnung
     
    Anfang Februar ist es um halb fünf bereits dämmrig.
In der Klosterkapelle verbreiteten Kerzen ein warmes Licht, doch jenseits der
reichgeschnitzten Chorschranken war es ziemlich düster. Ich konnte Onkel Stefan
kaum erkennen, spürte aber den beruhigenden Druck seiner Hand. Murray saß links
von mir neben Cordelia Hull, einer Fotoreporterin.
    Als Pater Carroll mit seinem klaren Tenor den
Introitus
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