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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Zittern ließ langsam nach. Irgendwann würde ich zum Arzt gehen. Meine Skepsis gegenüber Ärzten war ungebrochen. Und außerdem wollte ich lieber nicht so genau wissen, welche Krankheiten ich vielleicht hatte. Nichts hast du, Mira. Du hast in letzter Zeit viel gearbeitet und heute zu wenig geschlafen. Und da war die Tote mit dem brünetten Pferdeschwanz.
    Ich ließ mich auf einen Sessel fallen. Alles in Ordnung. Herz wieder normal, das letzte Zittern würde nach einem weiteren Schluck Whiskey vergehen. Ich kroch ins Bett und las. Die Augen wurden mir schwer. Und während draußen endgültig der Tag anbrach, schlief ich bei brennender Nachttischlampe über meinem Buch ein.
    Gegen zehn betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel. Tränensäcke unter den Augen, ein roter Fleck links unter der Nase. Ich fühlte mich wie gerädert und sah auch so aus. Ich streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus. Manchmal half das, aber nicht heute. Gismo schmierte um meine Beine, am liebsten hätte ich sie weggetreten.
    Als Wiedergutmachung für meine aggressive Laune fütterte ich sie noch bevor ich meine vollautomatische Kaffeemaschine einschaltete.
    Ich rief in der Redaktion an und sagte, ich sei bis Mittag auf Recherchen. Als ich gerade wieder ins Badezimmer schlurfen wollte, läutete es an der Tür, unmittelbar danach wurde aufgesperrt.
    Vesna sah mich aufmerksam an. „Du siehst nicht gut aus, Mira Valensky“, sagte sie mit einem strafenden Unterton.
    „Ich fühle mich auch nicht gut“, sagte ich zu meiner Putzfrau und fühlte mich schon etwas besser. Hätte ich doch einen Herzanfall gehabt, wäre ich immerhin schon am nächsten Morgen gefunden worden.
    „Lange Nacht?“
    „Zuerst eine Tote im Freud-Museum. Und dann konnte ich nicht schlafen.“
    Vesna nickte weise. „Das macht der Tod.“
    Ja, allgemein betrachtet war das schon richtig.
    Und dann hatte ich ohnehin keine Zeit mehr, mir Leid zu tun. Denn Vesna ließ nicht locker, bevor sie nicht alle Details über den Mord im Museum erfahren hatte. Vesna war im Gegensatz zu mir die geborene Abenteurerin. Ohne sie hätte ich die eine oder andere meiner Recherchen nicht so glimpflich überstanden. Aber das wusste sie ohnedies.
    „Du brauchst mich“, sagte Vesna, „ohne mich wirst du das nicht schaffen. Das ist ein komplizierter Fall. Mit Psyche.“
    „Ich werde gar nichts schaffen, dafür ist die Polizei zuständig. Niemand kann in diesem Fall leugnen, dass es Mord war. Und sie ermitteln. Und ich schreibe meine Story und damit Schluss.“
    „Ich kenne dich gar nicht, Mira Valensky“, erwiderte Vesna mit schmalem Mund.
    Ich zuckte mit den Schultern und schlurfte endgültig ins Bad. Nicht einmal Vesna würde ich die Freude machen, mich mehr als nötig in die Sache einzumischen. Für sie wäre es ohnehin besser, sich ganz unauffällig zu verhalten. Angemeldet waren ihre Putzjobs nicht und ihr Aufenthaltsrecht war auch eher schwebend. Und dann hatte sie auch noch ihre unsägliche Maschine. Ein Motorrad mit einem viel zu starken und viel zu lauten Motor, das sie noch vor ihrer Flucht aus Bosnien gemeinsam mit ihrem Lieblingsbruder aus unterschiedlichsten Einzelteilen zusammengebaut hatte. Kein Wunder, dass dafür in Österreich keine Genehmigung zu bekommen war. Unsere Behörden waren flink, wenn sie jemanden aus dem Land werfen konnten. Vesna sollte etwas mehr an mich denken und sich ruhig verhalten. Als Putzfrau war sie bei meinem Chaos beinahe unersetzlich, als Freundin wollte ich sie schon gar nicht verlieren.
    Ich putzte mir die Zähne, duschte lange und fühlte mich beinahe schon wieder lebendig.
    „Okay“, sagte ich zu Vesna. Wir saßen in der Küche und tranken schwarzen, starken, süßen Kaffee. „Ich fahre noch einmal in die Birkengasse und versuche herauszubekommen, wer die Tote ist. Und ich werde nachfragen, warum die Mordkommission so lange gebraucht hat, bis sie im Museum war. Aber dann ist Schluss.“
    „Vielleicht brauchst du Putzfrau mit guten Beziehungen zu anderen Putzfrauen und Hausmeistern und solchen Leuten.“
    „Vesna, ich brauche jemanden, der meinen Saustall aufräumt.“
    „Aber dabei ist Denken nicht verboten, oder? Außerdem weißt du: Ich bin Putzfrau, keine solche Bedienerin, die Dienstbote ist. Ich putze deinen Dreck und ich denke, was ich will. Und es ist gut für dich, mir zuhören.“
    „Zuzuhören.“
    „So genau auch nicht. Oder doch. Auf alle Fälle“, sie sah mich eindringlich an, „spüre ich schon, dass etwas faul ist mit dem
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