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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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dazugehörte. Niemand hielt mich auf, Selbstbewusstsein hilft. Auch wenn es bloß vorgetäuscht war, denn mein Herz klopfte schon etwas rascher. Aber kein Vergleich zu heute Nacht. Ich wusste, wo die Kantine war. Den Gang entlang, zweimal abbiegen und dann schon immer der Nase nach. Es schien Kohlgemüse zu geben. Arme Polizei. Kein Wunder, dass der eine oder andere Bulle einmal wild wurde. Meiner ganz persönlichen Theorie zufolge macht zu viel fades Gemüse unzufrieden, frustriert und schließlich wild. Fleisch hingegen macht friedlich und träge, man hat genug mit sich und seiner Verdauung zu tun.
    Ich blieb in einer der Eingangstüren zur Kantine stehen und sah mich um. Mit Glück erkannte ich jemanden von der Mordkommission oder einen der Streifenwagenfahrer. Mein Personengedächtnis ist nicht besonders gut. Schließlich fand nicht ich einen der Beamten, sondern einer fand mich. „Was machen denn Sie hier?“, fragte mich ein junger, großer Polizist in Uniform.
    Ich lächelte. „Ich warte auf Zuckerbrot.“ Der war glücklicherweise nicht da. „Gestern ist es ganz schön spät geworden, was?“
    Er nickte. „Dabei hätte ich schon um zehn Dienstschluss gehabt.“
    „Eine mühsame Sache, der Polizeidienst.“
    „Hören Sie, ich sollte mit Ihnen gar nicht reden.“
    „Wir reden ja nicht über etwas Dienstliches.“
    „Ist auch wahr. Geht es Ihrer Freundin wieder besser?“
    „Ich denke, schon. Die Arme. Dabei ist sie so lange mit der Toten allein gewesen. Und es war die erste Tote, die sie überhaupt gesehen hat.“
    „So lange hat es auch wieder nicht gedauert.“
    „Mir ist es ja egal, aber hoffentlich fragt da niemand nach. Sie wissen ja, wie das ‚Blatt‘ reagiert, wenn die Polizei nicht sofort zur Stelle ist. Nicht mein Fall. Ich sage immer, Polizeibeamte sind auch Menschen.“
    „Wir sind sofort los, es war nur ein dummes Missverständnis. Die Frau aus dem Freud-Museum hat angerufen und ich bin mit meinem Kollegen einfach losgefahren, weil Museen kennt man ja. Unterwegs sind wir draufgekommen, dass wir nur wissen, dass es irgendwo bei uns im neunten Bezirk ist. Aber nicht mehr. Dann habe ich per Funk die Anweisung bekommen, dass ich unseren Chef von zu Hause abholen und mitnehmen soll. Er weiß sicher, wo das Museum ist, habe ich mir gedacht. Ich war mit meinen Kindern bloß einmal im Naturhistorischen Museum, aber das ist ja auch mitten in der Stadt und nicht zu verfehlen. Der Chef steigt also ein und dann stellt sich heraus, dass auch er nicht weiß, wo das Museum ist. Und das, obwohl Freud doch so berühmt ist. Unseren Stadtplan habe ich in der Sicherheitsdirektion liegen gelassen. Bis wir nach Büroschluss jemanden aufgetrieben hatten, der uns nachgeschaut hat, sind einige Minuten vergangen. Dann sind wir quer durch den Bezirk zurückgerast. Dabei hätten wir zu Fuß gehen können. Theoretisch.“
    Ich hatte meine Antwort, da war also kein Geheimnis dahinter, sondern nur das offenbar weit verbreitete Desinteresse und die übliche Konfusion gegenüber Freud und der Psychoanalyse. Wer war ich, um die Ahnungslosen zu verurteilen? Ich verabschiedete mich unter einem Vorwand, nickte den Wachposten am Eingang wieder zu und fuhr in die Redaktion.
    Ich hatte gerade die Handtasche auf meinen Schreibtisch gestellt, da kam auch schon die Lifestyle-Ressortleiterin auf mich zu. „Das mag ich nicht so gerne, wenn du Kriminalberichterstatterin spielst. Ich brauche dich hier. Für alles Kriminelle sind die Chronik-Fritzen zuständig. Alles klar?“
    Ich sah sie beschwichtigend an. „Meine So-wohnen-Promis-Serie ist fix und fertig, das weißt du. Wenn mich eine Schulfreundin anruft, weil in ihrem Museum ein Mord passiert ist, dann schicke ich ihr niemanden aus der Chronik.“ Wäre sie nicht immer so sehr auf ihren Einfluss und ihre Zuständigkeiten bedacht, es wäre geradezu angenehm, mit ihr zu arbeiten. Der Verlag hatte sie vom Fernsehen eingekauft, sie war Chefin vom Dienst bei der beliebtesten Klatschsendung gewesen. Aber als die Leitung neu besetzt wurde, hatte man ihr einen jungen Schnösel mit guten Beziehungen zum Intendanten vorgezogen. Sie war gerne gekommen, und so hatte ich seit einigen Monaten eine Ressortleiterin.
    „Die Tanzpalast-Sache wartet auf dich.“
    „Alles klar. Ich schreibe den Museumsmord für die morgige Ausgabe und dann ist für mich Schluss damit. Aber ich hoffe, du kannst dich erinnern: Du hast mir versprochen, dass ich mir ein, zwei Wochen freinehmen kann. Immerhin hast
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