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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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du mit der Serie Stoff für die nächsten sechs Wochen.“
    Sie verzog den Mund. „Es gibt eine ganze Menge …“, sie beschloss den Satz mit dem durch die Nase gesprochenen Wort „Events“.
    Eigentlich seltsam: Ich bin eine so genannte „freie Journalistin“, ohne fixe Anstellung, arbeite bloß auf Honorarbasis und trotzdem darf das „Magazin“ über meine Zeit verfügen. Wenn ich nicht mehr will, kann ich ja gehen. Aber der Mensch muss schließlich von etwas leben. Meine Schildpattkatze Gismo auch.
    „Eine Woche?“, bettelte ich. „Ich muss dringend ins Veneto. Mein seelisches Gleichgewicht ist in Unordnung.“ Ich dachte an die gestrige Nacht, mehr aber noch an ausführliche venetische Abendessen und Spaziergänge durch mittelalterliche Städte.
    „Dein Körpergewicht würde es dir danken, wenn du dabliebst.“
    „Ich brauche eben eine solide Lebensbasis.“
    Die Ressortchefin vom „Lifestyle“ wog maximal fünfzig Kilo und war dabei annähernd so groß wie ich. Eine Figur, wie geschaffen für Designerfetzen. Mein Körper kam mir billiger. Bei mir taten es Jeans und, wenn es feierlich zugehen sollte, ein Sakko darüber.
    „Wir werden sehen.“
    Ich verdrängte meine Müdigkeit und griff zum Telefon. Ein letzter Versuch, noch jemanden im Haus in der Birkengasse zu erreichen. Bei Obermüller und Fleischmann hatte ich wie erwartet Pech. Bei Bernkopf meldete sich nach langem Läuten eine Stimme mit leichtem polnischen oder tschechischen Akzent. „Hier bei Bernkopf.“
    „Ist Frau Bernkopf zu sprechen?“
    „Die gnädige Frau, Frau Ministerialrat Bernkopf, ist außer Haus.“
    „Die gnädige Frau“, dass es das noch gab. Das musste ich Vesna erzählen. Wie konnte ich mir erlauben, sie einfach mit Bernkopf und ohne den Titel ihres Mannes anzusprechen? „Also wann kommt Frau Ministerialrat Bernkopf wieder?“
    „Mit wem spreche ich?“
    „Mira Valensky, vom ‚Magazin‘.“
    „Sie wird erst gegen Abend zurückerwartet.“
    Die Gute hatte eindeutig zu viele alte Gesellschaftskomödien gesehen.
    „Vielleicht können auch Sie mir helfen: Haben Sie in den letzten Tagen im oder vor dem Haus eine junge Frau gesehen, um die zwanzig, brünette mittellange Haare, schlank?“
    „Ich gebe keine Auskünfte.“
    „Hören Sie, vielleicht stehen die Bernkopfs schon morgen in der Zeitung. Ziemlich sicher, dass sie mit mir reden wollen. Hat Frau Bernkopf ein Mobiltelefon?“
    „Nein, sie sagt, so etwas braucht sie nun wirklich nicht.“
    Ich legte nach einer eher kühlen Verabschiedung auf und probierte es bei Herrn Ministerialrat Bernkopf im Landwirtschaftsministerium. Man teilte mir mit, dass er bei einer interministeriellen Sitzung sei. Das klang wichtig, und auf meine Nachfrage, wann denn diese interministerielle Sitzung vorbei sein werde, meinte die Sekretärin: „Das weiß niemand. So etwas kann ewig dauern.“
    Herzlichen Dank auch. Es sah ohnehin nicht so aus, als ob die Bernkopfs etwas über die Tote wüssten. Und wenn, war es zweifelhaft, ob sie es zugeben würden. Herr Ministerialrat nebst Gattin wurde sicher nicht gerne mit einem Mordfall in Verbindung gebracht. Aber genau das würde passieren. Und ich gebe zu, ich hatte gar kein schlechtes Gewissen dabei.
    Ich schaltete den Computer ein und machte mich nun endgültig an die Story. Die Tageszeitungen hatten die Geschichte zwar bereits in der aktuellen Ausgabe auf den Chronik-Seiten groß aufgezogen, ihre Informationen aber waren gleich null. Ich konnte zumindest das Mordopfer ausführlich beschreiben und das Ambiente rundum auch. Und dann konnte ich fröhlich drauflos spekulieren. Außerdem hatte ich den Zettel mit „Birkengasse 14“. Und das Buch, in dem sie zuletzt gelesen hatte: „Freud’s Women“. Gar nicht schlecht, Mira. Auch wenn ich nicht viel dafür konnte. Aber Glück zu haben gehört eben auch dazu. Am Abend würde ich Ulrike anrufen. Ganz privat, nur um zu sehen, wie es ihr ging.
    In einer Woche war ich vielleicht schon in meinem Lieblingshotel im Veneto. Gianni würde mich mit seinem Campari-Prosecco verwöhnen, Armando und seine Frau mit einem acht- oder auch zehngängigen Menü, und dann konnte ich endlich einmal so richtig ausschlafen.

[ 3. ]
    Die neue Ausgabe des „Magazins“ war erst einige Stunden auf dem Markt, als der Ministerialrat aus der Birkengasse anrief. Er beschwerte sich erwartungsgemäß, mit dem Mord in Zusammenhang gebracht worden zu sein. „Ich lasse uns und unser Haus nicht diffamieren. Wir haben mit
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