Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana
Autoren: Sterbenskalt
Vom Netzwerk:
»So ist das Leben, Kleines.
Es war nicht deine Schuld, genauso wenig wie Hollys.«
    »Aber
irgendwie doch. Wenn ich sie gar nicht erst mit zu Ma genommen hätte ...«
    »Oder wenn
du sie nicht an diesem bestimmten Tag mitgenommen hättest. Oder vielmehr, wenn
Shay nicht ... Du weißt schon.« Der unausgesprochene Teil des Satzes schlängelte
sich in das Schweigen zwischen uns. »Du hast dein Bestes getan. Was anderes
kann man nicht tun. Sortier du erst mal in Ruhe deine Gedanken, Liebes. Lass
dir Zeit. Ruf mich an, wenn du so weit bist.«
    »Das mach
ich. Ehrenwort, das mach ich. Und, Francis ... pass bis dahin gut auf dich auf.
Das meine ich ernst.«
    »Versprochen.
Du auch, Herzchen. Bis dann.«
    Unmittelbar
bevor Jackie auflegte, hörte ich wieder dieses schnelle, gequälte Schnappen
nach Luft. Ich hoffte, dass sie zu Gavin gehen und sich von ihm umarmen lassen
würde, anstatt weinend draußen im Dunkeln stehen zu bleiben.
    Wenige
Tage später fuhr ich zum Jervis Centre und kaufte einen von diesen
Mammutfernsehern, die die Leute kaufen, wenn die Möglichkeit, für irgendetwas
Gehaltvolleres zu sparen, nie in ihren Dunstkreis gedrungen ist. Ich hatte das
Gefühl, dass selbst die imposanteste Unterhaltungselektronik Imelda nicht
davon abhalten würde, mir in die Eier zu treten, daher parkte ich mein Auto
vorne an der Hallows Lane und wartete darauf, dass Isabelle, von wo immer sie
auch den Tag verbrachte, nach Hause kam.
    Der Tag
war grau und kalt mit einem tiefhängenden Himmel, aus dem bald Graupel oder
Schnee fallen würde, und dünnem Eis in den Schlaglöchern. Isabelle kam die
Smith's Road herunter. Sie ging schnell, hatte den Kopf gesenkt und ihren
Fake-Designermantel zum Schutz gegen den schneidenden Wind fest um sich
gezogen. Sie sah mich erst, als ich aus dem Wagen stieg und mich ihr in den Weg
stellte.
    Ich sagte:
»Isabelle, nicht?«
    Sie
starrte mich misstrauisch an. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin
das Arschloch, das euren Fernseher zertrümmert hat. Angenehm.«
    »Verpiss
dich, oder ich schreie.«
    Auch
charakterlich also ganz die Mutter. Ich kriegte schon wieder ein warmes
Zuhausegefühl. Ich sagte: »Jetzt schalt mal einen Gang runter, Barbarella.
Diesmal will ich euch keinen Ärger machen.«
    »Was
wollen Sie dann?«
    »Ich hab
einen neuen Fernseher für euch dabei. Frohe Weihnachten.«
    Der
Argwohn in ihrem Gesicht vertiefte sich. »Wieso?«
    »Schon mal
was von schlechtem Gewissen gehört?« Isabelle verschränkte die Arme und starrte
mich verächtlich an. Aus der Nähe betrachtet war die Ähnlichkeit mit Imelda
noch immer da, aber nicht mehr so stark. Sie hatte das runde Hearne'sche
Noppenkinn. »Wir wollen Ihren Fernseher nicht«, erklärte sie. »Trotzdem danke.«
    Ich sagte:
»Du vielleicht nicht, aber deine Ma vielleicht oder deine Schwestern. Frag doch
mal bei denen nach.«
    »Ja, schon
klar. Woher sollen wir wissen, dass das Teil nicht vorgestern Nacht irgendwo
geklaut worden ist und Sie uns heute Nachmittag verhaften lassen, wenn wir es
annehmen?«
    »Du
überschätzt meine Intelligenz.«
    Isabelle
hob eine Augenbraue. »Oder Sie unterschätzen meine. Weil ich nämlich nicht so
blöd bin, irgendwas von einem Bullen anzunehmen, der auf meine Ma sauer ist.«
    »Ich bin
nicht sauer auf sie. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, die sich
geklärt hat, und sie hat nichts von mir zu befürchten.«
    »Das will
ich auch hoffen. Meine Ma hat keinen Schiss vor Ihnen.«
    »Gut. Ob
du's glaubst oder nicht, ich mag sie. Wir sind zusammen aufgewachsen.«
    Isabelle
dachte darüber nach. »Warum haben Sie dann unseren Fernseher demoliert?«,
wollte sie wissen.
    »Was sagt
denn deine Ma?«
    »Die sagt
gar nichts.«
    »Dann tu
ich das auch nicht. Ein Gentleman plaudert nichts aus, was eine Lady ihm
anvertraut hat.«
    Sie warf
mir einen vernichtenden Blick zu, um zu demonstrieren, dass ihr das
hochtrabende Gerede nicht imponierte, aber sie war auch in einem Alter, in dem
ich ihr mit absolut nichts hätte imponieren können. Ich versuchte mir vorzustellen,
wie das war, wenn die eigene Tochter auf einmal Busen hatte und Eyeliner trug
und rechtlich befugt war, nach Lust und Laune irgendein Flugzeug zu besteigen.
»Soll das Teil dafür sorgen, dass sie vor Gericht das Richtige sagt? Weil
dieser junge Typ nämlich schon ihre Aussage aufgenommen hat, wie heißt der noch
mal, Mr Tomatenhaare.«
    Eine
Aussage, die sie bis zum Prozessbeginn noch etliche Dutzend Male ändern konnte
und vermutlich auch würde,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher