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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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Augen sind schmal.« Fuck , was ist das!», kreischt sie, aber diesmal ist es eine Feststellung. Was bedeutet, dass ich nicht zu antworten brauche.
    Sie schiebt mich grob beiseite und stürmt ins Bad. Ich gehe ihr nach, und sie reißt wütend den Duschvorhang auf. Aber da sind nur zwei braune Aveda-Flaschen, ein rosa Plastikrasierer und ein mageres Stück Seife.
    Ich fange an, mir eine Geschichte zurechtzulegen: Dex war hier, um mir von der Trennung zu erzählen. Er hat die Uhr abgenommen, um wehmütig die Gravur zu betrachten. Er war außer sich vor Schmerz. Ich habe ihn kurz getröstet, und daraufhin ist er gegangen, um durch den Park zu irren. Allein.
    Aber es ist zu spät für Erklärungen. Das Dreißig-Sekunden-Zeitfenster für Erklärungen hat sich geschlossen. Darcys lange, dünne Finger schließen sich um den Knopf an der Kleiderschranktür.
    « Darcy, nicht», sage ich und mache damit unmissverständlich klar, dass ihr Exverlobter sich hinter Tür Nummer zwei befindet. Ich verstelle ihr den Weg und stehe mit dem Rücken zum Schrank.
    « Weg da!», brüllt sie.«Ich weiß, dass er da drin ist!»
    Ich trete zur Seite. Was soll ich sonst tun? Sie hat ja Recht. Wir wissen alle, dass er da drin ist. Aber als sie die Tür aufmacht, hofft ein Teil meiner selbst tatsächlich, dass Dex vielleicht eine Möglichkeit gefunden hat, sich sauber und unauffällig in der hinteren Ecke meines
Schrankes zusammenzufalten. Vielleicht ist er in den vier Sekunden, die Darcy und ich im Badezimmer festsaßen, auch rausgekommen und hat fliehen können. Oder er hat wunderbarerweise eine geheime Öffnung in der Rückwand gefunden, wie in Der König von Narnia .
    Aber nein, er ist da, hockt neben dem Wäschekorb, wie ich ihn zuletzt gesehen habe, drückt Jeans und T-Shirt an sich und trägt seine marineblau gestreiften Boxershorts. Er schaut zu uns auf, dann richtet er sich auf und steht vor uns.
    « Du Lügner!», kreischt sie und stößt ihn mit dem Finger vor die Brust.
    Er ignoriert sie und zieht sich gelassen an. Er schiebt erst einen Fuß in die Jeans, dann den anderen. Das Geräusch des Reißverschlusses ist laut im Zimmer vernehmlich.
    « Du hast mich angelogen!»
    « Das muss ein Witz sein», sagt Dex und sucht die Ärmellöcher in seinem T-Shirt.« Fuck you , Darcy.»
    Darcy läuft rot an, und sie spuckt, als sie schreit:« Du hast gesagt, es gibt keine andere! Und du fickst meine beste Freundin!»
    Ich wimmere ihren Namen wie eine kaputte Schallplatte.« Darcy. Darcy. Darcy.»
    Sie beachtet mich nicht, sie starrt Dex an. Ich warte darauf, dass er uns verteidigt, dass er die Fakten schönt. Dass er sagt, niemand hat gefickt. Erst heute, als er herkam, um Trost zu finden. Aber Dex sagt ganz ruhig:«Wer im Glashaus sitzt, soll doch nicht mit Steinen werfen, oder, Darce? Du und Marcus, hm? Kriegt ein Baby? Gratuliere, würde ich sagen.»
    Ich erwarte, dass sie etwas von Loyalität und Liebe und Freundschaft sagt. Dass sie uns vorwirft, wir hätten
es zuerst getan. Aber sie sieht erst mich und dann Dex an, und dann sagt sie, sie habe es die ganze Zeit gewusst, und sie hasse uns beide unendlich. Und sie werde es immer tun. Sie geht zur Tür.
    « Ach, Darcy?», sagt Dex.
    « Was?»Sie schreit, aber der Ausdruck in ihren Augen ist notleidend und erwartungsvoll.
    « Kann ich meine Uhr zurückhaben, bitte?»
    Sie holt weit aus und schleudert ihm das Beweisstück entgegen. Offensichtlich soll es ihn treffen und verletzen. Aber sie zielt schlecht, und die Uhr prallt von der Wand ab, rutscht über das Parkett zu ihr zurück und bleibt vor ihren Füßen liegen, die Inschrift nach oben. Sie schaut sie an, und dann schaut sie mich an.
    « Und du! Ich will dich nie wieder sehen! Für mich bist du gestorben!»
    Sie schlägt die Tür hinter sich zu und ist fort.

Darcy verliert keine Zeit und verbreitet auf der Stelle ihre Version der Geschichte. Bei José hat sie anscheinend angefangen. Als wir wenige Minuten nach ihrem Abgang das Haus verlassen, kommen wir an meinem Portier vorbei. Er grinst ausnahmsweise nicht. Nachlässigkeit bei der Eingangskontrolle kann einen Portier den Job kosten. Er ist beunruhigt.
    « Hi, José», sagen Dex und ich wie aus einem Mund.
    « O Mann, tut mir echt Leid, dass ich sie raufgelassen hab», sagt er.«Ich, äh, ich wusste ja nicht … wissen Sie …»

    « Macht nichts. Macht überhaupt nichts», sage ich.« Keine Sorge, José.»
    « Hat sie Sie zur Schnecke gemacht?», fragt Dex vergnügt, als wäre die ganze
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