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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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Angelegenheit nur ein verrücktes kleines Missgeschick und kein lebensentscheidender Augenblick für mindestens vier Leute.
    José hat die stillschweigende Genehmigung, wieder zu grinsen.«Äh … zur Schnecke gemacht, ja, das könnte man sagen. Hihi. Aber keine Sorge.»Er lacht.« Ich glaub’s nicht, was sie da über Sie gesagt hat. Das meiste jedenfalls nicht.»
    Er klatscht mit Dex die Hände zusammen, als wären sie zwei alte Kumpel, und allmählich sind sie das wohl auch. Ich gehe mit Dex bis zur Ecke. Er will nach Hause, um seine Sachen zu retten, soweit sie in sein Gepäck passen – wir vermuten beide, dass Darcy zu der Sorte Frau gehört, die zu Stahl und Feuer greifen, und wir trauen ihr durchaus zu, dass sie sich mit der Schere über seine Garderobe hermacht.
    « Ich komme zurück, sobald ich kann», sagt er.
    Ich nicke.
    « Und es ist wirklich okay, wenn ich ein paar Tage bei dir wohne?»Diese Frage hat er mir jetzt dreimal gestellt.
    « Natürlich. Bleib, solange du willst.»Er will mich nicht nur, er braucht mich jetzt auch. Es ist ein gutes Gefühl, von Dex gebraucht zu werden.
    Wir stehen einander einen Augenblick lang gegenüber, ehe Dex ein Taxi heranwinkt und sich zu mir herabbeugt, um mich zu küssen. Ohne nachzudenken, drehe ich den Kopf zur Seite und halte ihm die Wange hin. Dann fällt mir ein, dass wir uns nicht mehr zu verstecken brauchen. Ich wende ihm das Gesicht zu, und unsere Lippen berühren sich am helllichten Tag.

    Fast wie im Schockzustand gehe ich wieder nach Hause. Ich habe das Gefühl, ich müsste etwas Feierliches tun. In mein Tagebuch schreiben, das seit Monaten unberührt daliegt (ich habe es nie über mich bringen können, von Dex zu schreiben – für den Fall, dass mir etwas zustoßen sollte). Nackt durch mein Apartment tanzen. Weinen. Stattdessen konzentriere ich mich auf profane Dinge. Darin bin ich gut. Ich dusche, packe meinen Koffer aus, gieße meine Pflanzen, mache die Post auf, schleppe zwei Ventilatoren aus dem Wandschrank und stöpsele sie neben meinem Bett ein, und dann esse ich zwei verschrumpelte Feigen.
    Eine Stunde später kommt Dex zurück, beladen mit einem ganzen Satz brauner Hartmann-Koffer und zwei schwarzen Nike-Sporttaschen, wahllos voll gestopft mit Kleidungsstücken, Schuhen, Papieren, Toilettensachen, sogar ein paar gerahmten Fotos.«Rettungsmission erfolgreich», verkündet er.«Sie war nicht zu Hause. »
    Ich inspiziere das Gepäck.«Wie hast du das alles so schnell hierher schleppen können?»
    « War nicht leicht.»Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Sein graues T-Shirt ist nass unter den Achseln und auf der Brust.
    « Du kannst deine Anzüge in den vorderen Schrank hängen», sage ich. Noch immer konzentriere ich mich auf praktische Dinge und bin außerstande, das alles zu verarbeiten, auch wenn der Anblick von Dex’ Sachen mir dabei hilft.
    « Danke.»Er schüttelt ein paar dunkle Anzüge und weiße Hemden aus und sieht mich an.«Du brauchst nicht beunruhigt zu sein. Ich ziehe nicht ein.»
    « Ich bin nicht beunruhigt», sage ich und sehe zu, wie er seine Sachen aufhängt. Aber tatsächlich ist mir
plötzlich bange. Was jetzt? , denke ich. Wie geht’s weiter? Ich bin darauf nicht vorbereitet – dass wir vorläufig zusammenwohnen, dass meine Freundschaft mit Darcy zu Ende ist. Ich bin nicht vorbereitet auf dieses plötzliche und seltsame Ende des Status quo.«Ich kann’s bloß nicht glauben.»
    Er nimmt mich in die Arme.«Was kannst du nicht glauben?»
    « Alles. Das Ganze. Uns.»
    Ich schließe die Augen. Mein Telefon klingelt. Ich zucke zusammen.«Scheiße. Hab ich mich erschrocken. Glaubst du, das ist sie?»Fast habe ich Angst vor Darcy und vor dem, was sie tun wird.
    « Glaub ich nicht. Sie ist bestimmt bei Marcus.»Ich nehme den Hörer ab.
    « Ist das wahr?», fragt meine Mutter. Sie ist schon in Panik.«Was ich da von Mrs. Rhone höre? Sag, dass es nicht wahr ist, Rachel. Bitte sag’s mir! »
    « Kommt drauf an, was du gehört hast.»Ich wähle meine Worte sorgfältig und gebe dann Dexter lautlos zu verstehen, dass es meine Mutter ist.
    Er verzieht das Gesicht und klammert sich an die Armlehne meines Sofas, als werde gleich ein Meteor in meine Wohnung krachen. Ein Meteor wäre mir lieber als dieses Gespräch.
    « Sie sagt, Dex hat die Hochzeit abgeblasen?»
    « Das stimmt.»
    « Und du hast ein Verhältnis mit Dex …? Ich habe gesagt, das ist bestimmt ein Missverständnis, aber sie war sich ganz sicher. Sie ist völlig außer
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