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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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sich. Dein Vater und ich waren sprachlos.»
    « Mom – es ist kompliziert», sage ich, und das kommt einem Geständnis gleich.
    « Ra -chel! Wie konntest du nur?»So enttäuscht war
sie noch nie von mir. All meine harte Arbeit, mein Erfolg, die Jahre als gute Tochter – alles ist den Bach hinunter.« Darcy ist deine allerälteste Freundin! Wie konntest du nur?»
    Ich sage ihr, dass sie vielleicht erst mal meine Seite der Geschichte hören solle, ehe sie ihr Urteil fälle. Ich hätte nicht gedacht, dass man Jura studieren muss, um zu wissen, dass der Angeklagte bis zum Beweis der Schuld als unschuldig zu gelten hat.
    Schön, sagt sie, bitte, fang an. Ich sehe sie vor mir, wie sie kopfschüttelnd in der Küche auf und ab geht und auf eine Erklärung wartet, obwohl keine Erklärung ihr je genügen wird.
    Ich bin zu wütend, um ihr irgendetwas zu erzählen. Wie kann sie für Darcy Partei ergreifen, bevor sie auch nur ein Wort aus meinem Mund gehört hat?«Ich bin nicht in der Stimmung, um jetzt mit dir darüber zu diskutieren», sage ich.«Und auch nicht mit Dad», füge ich hinzu, denn ich weiß, sie wird ihn als letzte Waffe ins Feld führen, wie sie es schon getan hat, als ich noch klein war.«Warte, bis dein Vater nach Hause kommt», eine Drohung, wie sie viele Kinder hören, hatte bei uns zu Hause nicht die übliche Bedeutung, sondern es war die Drohung, mein Ansehen als Daddys perfektes kleines Mädchen zu beschmutzen. Ein strenger Blick von meinem Vater war schlimmer als jede Bestrafung, und das wusste meine Mutter.
    « Dein Vater ist in der Garage – er ist fassungslos», sagt sie, und ihre Stimme schwankt zwischen schrill und ruhig.«Ich glaube nicht, dass er mit dir reden kann, selbst wenn du es wolltest. Hast du nicht ein einziges Mal an Darcy oder an Dr. und Mrs. Rhone gedacht? »
    Als ich mich verliebt habe? Nein, hab ich nicht! Und
auch nicht an deinen Bridge-Club oder an meine Lehrerin aus der dritten Klasse!
    « Mom, es ist nicht dein Leben. Und auch nicht Dads … Ich muss jetzt Schluss machen.»
    Ich sage Goodbye und lege auf, bevor sie weiterreden kann. Soll es ihr nur Leid tun, wenn sie hört, dass Darcy ein Kind von einem anderen kriegt. Soll sie ein bisschen rechnen und die Monate bis August subtrahieren. Vielleicht wird sie mich dann anrufen und sich entschuldigen und wieder einen ihrer Lieblingssprüche ablassen – wer von euch ohne Schuld ist …
    Als ich aufgelegt habe, überlege ich, ob ich Annalise anrufen und mit ihr reden soll, bevor der Spin Doctor kommt. Aber ich will eine werdende Mutter nicht mit dieser Geschichte belasten.
    « Wenn ich recht verstehe, ist die Neuigkeit schon im Westen angekommen?», fragt Dex.
    « Ja. Mrs. Rhone hat meine Mom angerufen.»
    « Aber das ist doch alles Blödsinn», sagt er.«Darcy kriegt ein Kind von einem anderen Mann! Hat sie auch das in ihrer alten Nachbarschaft rumerzählt?»
    « Offenbar nicht.»
    « Meinst du, ich sollte Mrs. Rhone anrufen?»
    « Nein … Wir halten uns einfach bedeckt, bis es sich rumgesprochen hat. Die sollen uns alle am Arsch lecken! »
    « Du hast Recht», sagt er und schlägt mit der Faust in die Handfläche.«Darcy! Fuck , sie ist unglaublich!»
    « Ich weiß», sage ich.
    Wir sind beide still. Mir ist unbehaglich zumute. Eine flüchtige Sekunde lang befürchte ich, dass Ethans Theorie stimmen könnte – dass ich Dex bloß haben sollte, um Darcy zu übertrumpfen. Und jetzt, wo ich ihn habe, weiß ich nicht genau, was ich tun soll. Aber
nein – unter die Bangigkeit mischt sich ein unverkennbares Gefühl, und das ist Liebe. Wir werden einfach ein bisschen Zeit brauchen, um wieder normal zu werden. Eine ironische Wendung, denn eigentlich waren wir nie normal.
    Dex bricht das Schweigen.«Sollen wir was zu essen bestellen?»
    « Ich hab eigentlich keinen Hunger. Ich glaube, ich gehe einfach ins Bett», sage ich, obwohl es erst acht Uhr ist.«Der Jetlag macht sich bemerkbar. Außerdem ist es zu heiß zum Essen.»
    Ich glaube, er weiß, warum ich in Wahrheit nichts essen will.«Ich hab auch keinen Hunger.»
    Ich sehe ihm zu, wie er lustlos seine Habseligkeiten sortiert und sein Rasierzeug heraussucht. Er duscht, während ich mir die Zähne putze, die Wohnungstür abschließe und ins Bett gehe. Mein Gehirn macht Überstunden und bemüht sich krampfhaft, eine klare Botschaft an mein Herz zu schicken. Ich finde es grässlich, so viel zu fühlen und doch außerstande zu sein, die beherrschende Regung zu identifizieren. Bin ich
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