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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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unschlüssig und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Was würde Ethan mir raten? Soll ich einen Wutanfall hinlegen? Ja, ich hasse dich. Mach, dass du rauskommst. Verschwinde! Das wäre eine Möglichkeit. Oder ein sanftes, zerknirschtes Wie kann ich dich hassen? Du bist meine beste Freundin. Oder vielleicht … Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich brauche Zeit.
    Während ich noch über meine Reaktion nachdenke, sagt sie, dass sie mir noch was erzählen müsse. Etwas Ungeheures.
    « Es gibt noch mehr zu erzählen?»
    « Ja. Es gibt noch mehr.»Ihre Stimme klingt spröde, aber ihr Gesicht verrät sie. Die Sache macht ihr eindeutig Spaß.
    Ich starre auf meine Füße.«Na los.»
    « Meine Periode ist seit ein paar Tagen überfällig. Und du weißt, dass ich immer einen perfekten Achtundzwanzig-Tage-Zyklus hatte.»Zärtlich legt sie die Hand auf ihren Bauch. Er ist völlig flach.
    Mein eigener Bauch krampft sich zusammen.«Du bist schwanger?»
    « Ich glaube, ja. Ja.»Ich wage nicht zu fragen, wer der Vater ist. Wenn es Dex ist, wird mir vielleicht alles wieder weggenommen.
    « Ich hab einen Test gemacht. Er war positiv.»
    « Positiv heißt, du bist schwanger?»
    « Ja. Zwei rosa Striche. Ja, ich bin schwanger.»
    Ich halte den Atem an, bete, schließe einen Handel mit Gott. Nie wieder werde ich um irgendetwas bitten,
wenn ich nur …«Wer ist der Vater?»Die Frage erfüllt das Zimmer, kreist über uns und kriecht dann in den Schrank hinein.
    « Marcus.»
    Ich atme auf, mir ist schwindlig vor Erleichterung.« Bist du sicher?»
    « Ja. Hundert Pro. Dex und ich haben seit meiner vorletzten Periode nicht mehr miteinander geschlafen. Das ist ’ne Ewigkeit her.»
    « Weiß er es?»
    « Wer? Marcus?»
    « Ja. Weiß Marcus Bescheid?»
    « Ja. Aber Dex nicht. Noch nicht.»
    Jetzt doch.
    « Ich wollte erst mit dir sprechen.»
    Ich nicke und muss das alles immer noch sacken lassen.« Und was hast du vor?»
    « Was meinst du?»
    « Ob du es behalten wirst.»
    « Ja. Ich will es haben.»Sie reibt sich den Bauch mit kleinen, kreisförmigen Bewegungen.«Wenn Marcus mit mir zusammenbleiben will, werde ich heiraten und es zur Welt bringen. Ja, ich glaube, ich will es behalten. »
    « Und wenn er nicht heiraten will?»
    « Das will er ganz sicher …»
    « Glaubst du, Dex ahnt etwas?», frage ich leise. Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass er meine Frage hört.
    « Nein. Aber um ehrlich zu sein – ich glaube, er hat gespürt, wie distanziert ich war. Darum hat er die Hochzeit wahrscheinlich abgesagt. Weißt du, er hat gesagt, er liebt mich nicht … weil er gespürt hat, dass ich mich von ihm abgewandt hab.»

    « Verstehe.»
    « Ich bin ganz erschrocken, wie ruhig du bleibst. Danke, dass du mich nicht hasst.»
    « Ja … ich hasse dich nicht.»
    « Ich hoffe, Dex nimmt es genauso auf. Zumindest, was Marcus angeht. Er wird ihn eine Weile hassen. Aber Dex ist rational. Niemand hat irgendetwas absichtlich getan, um ihn zu verletzen. Es ist einfach passiert. »
    Und gerade, als ich denke, dass diese Geschichte genauso sauber und ordentlich ausgehen wird wie eine Folge von Three’s Company mit ihrem« Sie-kommenaus-dem-Gefängnis-frei »-Ende, sehe ich, wie Darcy an mir vorbeistarrt. Sie macht ein Gesicht, dass ich glaube, Dex ist aus seinem Versteck gekommen. Ich drehe mich um und rechne fest damit, ihn zu sehen. Aber nein – der Schrank ist zu. Ich drehe mich wieder zu Darcy um. Sie starrt immer noch an mir vorbei, und ihr Gesicht ist tranceartig versteinert.
    Und dann fragt sie:«Was macht Dexters Uhr auf deinem Nachttisch?»
    Ich folge ihrem Blick. Und richtig, seine Uhr liegt ganz unzweifelhaft auf meinem Nachttisch. Dexters Uhr. Mein Nachttisch. Da gibt es keine Ausrede. Zumindest fällt mir keine ein.
    Ich hebe die Schultern und stammle, dass ich es nicht weiß. Falls bis zu diesem Augenblick irgendwelche Zweifel an meiner Fähigkeit zum schnellen Denken bestanden haben, sind sie wohl ausgeräumt. Ich murmele:« Oh, das ist nicht seine Uhr. Ich hab die gleiche … hab ich in England gekauft.»Meine Stimme zittert. Ich bin ein Häuflein Elend, ein sterbendes Kalb in einem Hagelschauer.
    Darcy springt von meinem Bett auf, schnappt die
Uhr von meinem Nachttisch, dreht sie um, liest die eingravierte Inschrift.«In Liebe, Darcy», sagt sie. Dann starrt sie mich hasserfüllt an und demonstriert mir, wie ich auf ihre Marcus-Geschichte hätte reagieren müssen.
    « Fuck , was ist das?»Es ist eine kalte, harte Frage. Ihre
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