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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Anja Belle
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kann doch nicht sein, dass du dein Leben voller Angst verbringst. Du musst da drüber hinwegkommen.“ Ralf nahm mich in den Arm und drückte mich fest. „Alles gut, meine Kleine. Ich bin ja da. Gemeinsam schaffen wir das. Ich liebe dich.“ Ich küsste ihn sanft, dankbar für seine Nähe. „Ich dich auch. Ich bin so froh, dass es dich gibt.“
    Ralf gab mir einen kleinen Klaps auf den Po und scherzte: „Außerdem wirst du da hinten ganz schön schwabbelig!“. Ich grinste, wusste ich doch, dass das nicht ernst gemeint war. Bei dem ganzen Sex, den wir hatten, hatte ich überhaupt keine Gelegenheit, auch nur ein Gramm zuzunehmen. „Kann ja nicht jeder so einen Knackarsch haben wie du!“, gab ich trotzig zurück, lachte ihn aber dabei an. Er hatte die Fähigkeit, mir die düsteren Gedanken mit seinen Albernheiten zu vertreiben. Zu meiner Beruhigung band ich mir eines der schwarzen Seidentücher um den Hals. Sicher war sicher.
    Ich nahm allen Mut zusammen und betrat die Rennstrecke. Während Ralf sich gut sichtbar an der Seite der Strecke positionierte, wärmte ich mich auf und machte ein paar Dehnübungen. Er war bewaffnet. Seine Pistole hatte er durchgeladen und gesichert im Holster und sein Gewehr hing an seiner Seite. Normalerweise irritierten mich die ganzen geladenen Waffen um mich herum, aber diesmal vermittelten sie mir ein Gefühl der Sicherheit. Ralf legte mit dem Gewehr an und beobachtete im Zielfernrohr die Strecke. Als er sich sicher war, dass außer uns niemand hier war, nahm er es aber wieder herunter. Er sah ernst aus, ganz in seiner Aufgabe vertieft. Er würde niemanden an mich heran lassen. Ich setzte meine Kopfhörer auf und begann zu traben. Ich brauchte den Takt der Musik, um gleichmäßig laufen zu können und stellte den CD-Player so laut ich konnte. Queen durfte mich heute begleiten. Freddy Mecurys klare, dominante Stimme würde mich durch dieses Rennen leiten.
    Ich war unkonzentriert, fand keinen Rhythmus und stolperte daher oft. Jedes mal erschrak ich mich, lief aber tapfer weiter. Ralf hatte wie immer Recht: ich musste es schaffen, um mein inneres Gleichgewicht zu finden. Diese Strecke war wie die Fesseln meiner Seele, die es zu zerreißen galt. Ich biss die Zähne zusammen und lief weiter. Ich kämpfte verbissen gegen die Angst an. Aber ich war nicht mehr im Training und schon bald völlig außer Puste. Ich stoppte mitten in der Runde, stemmte meine Hände auf die Knie und versuchte wieder ruhiger zu atmen. Aus meinem Kopfhörer dröhnte 'Killer Queen', das fand ich irgendwie passend. Ich konnte meine Furcht ermorden. Ich brauchte nur genug Willenskraft. Ich stand hier, mitten auf der Rennstrecke, dachte an Ralf, der auf mich wartete und mich beschützte, und meine Angst war wie weggeblasen. Mit Ralf an meiner Seite konnte ich alles schaffen. Er würde auf mich aufpassen. Mit neuem Mut trabte ich wieder los. Als ich an Ralf vorbei kam, winkte er mir zu. Sein Gesicht strahlte und ich hielt an. „Alles okay bei dir?“. „Ja! Alles ist gut!“. Ich grinste zurück. Ich fühlte mich befreit. Die Liebe meines Lebens war bei mir. Es war wirklich alles gut. Ralf gab mir einen innigen Kuss und freute sich mit mir: „Dann ist ja gut! Magst du weiterlaufen?“. „Ja, möchte ich, schließlich will ich ja keinen schwabbeligen Hintern bekommen!“
    Ich lief wie ein Uhrwerk. Runde um Runde trabte ich vor mich hin und fühlte mich frei und unbeschwert. Es war eine große Last von meinen Schultern genommen. Meine Beine bewegten sich sicher, gleichmäßig und fast wie von selbst. Mein unsicheres Stolpern war wie weggeblasen. Ich ließ mir den Wind um die Nase wehen. Es roch schon ein bisschen nach Frühling. Nach all dem Schnee freute ich mich darauf, dass bald die ersten Knospen sprießen würden. Einzelne weiße Wölkchen trieben über den strahlend blauen Himmel.
    Als ich um die Kurve kam und auf Ralf zulief, sah ich, wie hinter ihm Patrick stand. Er hatte eine Pistole in der Hand und zielte auf Ralf. Er stand breitbeinig da, die Waffe fest mit beiden Händen umschlossen, die Arme lang ausgestreckt. Mein Herz blieb vor Entsetzen einfach stehen.
    Ich schrie und gestikulierte wild. Ralf drehte sich um. Man konnte sehen, dass die beiden redeten und sich wütend anstarrten. Dann nahm Ralf sein Gewehr von der Schulter und seine Pistole aus dem Holster und legte beides langsam vor sich in das Gras. Offensichtlich hatte Patricks Versprechen nicht lange gehalten und Ralf wurde von ihm bedroht.
    Ich
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