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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Anja Belle
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meinen Problemen belasten. Ich habe nur auf den richtigen Augenblick gewartet.“ Beruhigend streichelte ich über seinen Nacken, aber er wischte meine Hände mit einer Bewegung von sich herunter. „Herrgott! Du suchst dir aber auch wirklich jede Scheiße einzeln aus!“. Ralf war stinksauer und zeigte mir das auch. „Es tut mir Leid“, flüsterte ich schließlich, weil ich einfach nicht wusste, was ich dazu noch sagen sollte. Irgendwie hatte er Recht. Mir passierte wirklich ein Mist nach dem anderen. „Du kannst da ja nichts für“, brummte Ralf, nachdem er endlos vor sich hin gebrütet hatte, „Ich habe dich einfach nur nicht für so ein männermordendes Biest gehalten.“ Er lächelte gequält. „Das bist du doch hoffentlich nicht?“ Ich schüttelte den Kopf. Nein, das war ich jetzt wirklich nicht mehr. „Jetzt verstehe ich auch, warum er in der Offiziersmesse so einen Auftritt hingelegt hat. Da wird einem so manches klar.“ Ralf schaltete meinen Rechner ein und wartete bis er hochgefahren war. „Na, dann lass uns mal gucken.“ Er tippte ein paar Tasten und war im Personalrechner. „Darfst du da hin?“. Ich war erstaunt, dass Ralf so ohne weiteres sensible Daten aufrufen konnte. Und das von meinem Rechner! Ralf räusperte sich, grinste verschmitzt und sagte: „Wehe, du erzählst irgendjemandem was davon!“. Dann scrollte er durch lange Listen. Schließlich tippte er auf den Monitor, „Ah, da haben wir es ja. Feldwebel Patrick Geiß, verheiratet, stationiert in Ilidza in der Materialausgabe. Er ist also hier, meine Kleine.“
    Offensichtlich hatte er sich unsichtbar gemacht, denn er hätte mir durchaus auch unverhofft über den Weg laufen können. „Und jetzt? Was können wir dagegen tun, dass er mich verfolgt?“, fragend schaute ich Ralf an. Gab es da denn keine Lösung? „Nun, wir können warten, bis er von selbst aufgibt. Aber nach dem Zettel sieht das nicht so aus. Ehrlich gesagt, fühle ich mich da bedroht.“ Er stand auf und zog sich an „Ich rede mal mit ihm. So von Mann zu Mann.“ „Ralf, es ist mitten in der Nacht! Willst du nicht wenigstens bis Morgen warten?“. Ich war entsetzt und hatte Angst um Ralf. „Manche Dinge dulden keinen Aufschub. Bis gleich.“ Und schon war er aus der Tür hinaus. „Ralf!“, rief ich ihm hinter und er drehte sich noch einmal um, „pass bitte auf dich auf. Ich liebe dich“. Sorgenvoll schaute ich ihm hinterher und hoffte, seine Mission würde ein Erfolg werden. Mehr aber als alles andere wollte ich, dass er heil wieder zurückkam.
    Langsam wurde es hell. Unruhig lief ich von einer Zimmerecke in die nächste. Endlich hörte ich das lang ersehnte Wecksignal, aber von Ralf war keine Spur zu sehen. Beim Frühstück hielt ich angestrengt nach den beiden Ausschau, aber auch hier konnte ich weder den einen noch den anderen entdecken. Ich würde noch durchdrehen! Was konnte da nur so lange dauern? Schließlich ging ich in Ralfs Büro und hinterließ ihm eine Nachricht, dass er sich bitte sofort bei mir melden solle und begab mich anschließend wieder in mein Zimmer. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Ständig malte ich mir aus, was die beiden so lange zu reden hätten - wenn sie überhaupt sprachen. Vielleicht waren sie längst aufeinander losgegangen?
    Dann klopfte es endlich doch und ich machte ungeduldig die Tür auf. Ralf stand vor mir. Er war schweigsam und nachdenklich. „Und? Spann mich doch bitte nicht so auf die Folter! Was ist passiert?“. Ralf rieb sich die Stirn. „Wir haben geklärt, was es zu klären gab. Er wird dich nicht mehr verfolgen.“ Damit war ich zwar erleichtert, aber meine Neugier war bei weitem nicht gestillt. „Jetzt erzähl doch mal, was habt ihr so lange gemacht? Wie konntest du ihn überzeugen?“. Ich war ungeduldig und nervös. Schließlich hatten die beiden über mich verhandelt. Aufgeregt turnte ich um ihn herum. „Das ist Männersache und ich habe den höheren Rang, meine Kleine. Das ist alles. Ich weiß, das passt dir nicht, aber es ist so. Ich habe sein Ehrenwort, dass er dich in Ruhe lassen wird. Das muss erst mal genügen, okay?“. Ralf sah erschöpft aus und wollte offensichtlich nicht mit mir darüber reden. Ich konnte nur hoffen, dass er Recht behielt, aber ich war enttäuscht. Das konnte doch nicht alles gewesen sein, was es zu erzählen gab? Motzig konterte ich: „Nein, es reicht mir nicht!“, und schob trotzend mein Kinn vor. Ralf wurde unwirsch. „Herrgott nochmal, Anne! Kannst du denn keine
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