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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Anja Belle
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ganz zu schweigen. „Gut“, fing der Oberst an, „Ich hätte da nämlich einen Vorschlag für Sie. Könnten Sie sich vorstellen, hier zu bleiben? In der Presseabteilung ist ein Posten freigeworden, den ich durchaus auch mit einem Zivilisten füllen könnte. Selbstverständlich nur, wenn Sie damit einverstanden wären!“. Und wie ich das war! Ich jubelte und fiel dem Oberst vor lauter Freude um den Hals. Er war etwas erschrocken über meinen Gefühlsausbruch, ließ es aber lächelnd geschehen. „Heißt das 'ja' bei Ihnen?“. Ich ließ den Oberst wieder los und errötete schon wieder. Das war vielleicht etwas zu überschwänglich gewesen. „Entschuldigung. Ja! Natürlich heißt das Ja! Danke! Ich freue mich so!“. Ich hätte ihm schon wieder um den Hals fallen können, so glücklich war ich über sein Angebot. Diesmal konnte ich mich aber gerade noch beherrschen. Das hieß, ich könnte bei Ralf bleiben! Ich war einfach nur noch fassungslos über mein Glück. „Gut, dann ist das ja geklärt. Dann klären Sie mal Ihren Oberfeldwebel auf!“. Er grinste breit. Es war ihm also nicht entgangen, dass Ralf und ich zusammen waren. Ich schüttelte ihm ungestüm die Hand und bedankte mich. Der Oberst wurde ernst, legte den Kopf schief und hielt meine Hand fest: „Und sonst ist auch alles wieder okay?“. Ich wusste sofort, wovon er sprach. Beim letzten Händedruck hatte ich aus Angst vor seiner Berührung zurückzucken müssen. „Ja, da auch. Alles gut.“ Ich lächelte.
    Ich musste diese tolle Nachricht sofort Ralf erzählen! Über beide Ohren strahlend organisierte ich eine Flasche Sekt von der Bar und ging zurück zu dem Platz, an dem ich ihn und Micha hatte stehen lassen. Die Flasche hielt ich auf dem Rücken und schlich mich leise heran. Diesmal war ich an der Reihe, Micha zu erschrecken. Aber mit Highheels war ich einfach zu hören, so viel Mühe, wie ich mir auch gab. Die Absätze waren einfach unüberhörbar. Die beiden drehten sich zu mir um. „Na, fertig mit arbeiten? Wieso grinst du so?“ Meine Freude war mir so ins Gesicht geschrieben, dass ich mich nicht verstellen konnte. „Ich habe was zu feiern!“ Dabei holte ich die Flasche hinter dem Rücken hervor und gab sie Micha zum Öffnen. Er entfernte vorsichtig den Korken und goss drei Gläser ein. Dann flüsterte ich Ralf leise ins Ohr: „Was würdest du davon halten, wenn ich nicht nach Deutschland zurück fliegen würde?“. Er riss die Augen auf. Erklärend fügte ich hinzu: „Ich habe hier eine Stelle bekommen. Hier, im Camp.“ Ralf strahlte spontan über das ganze Gesicht. Ich sah, wie ein großer Stein von seinem Herzen fiel. Ich wusste ja, wie sehr ihn diese Frage beschäftigt hatte und wie viele Gedanken er sich darum gemacht hatte. „Ist das wahr? Du bleibst? Hier? Bei mir?“. Er umarmte mich und hob mich hoch. Dann drückte er mir einen festen Kuss auf die Lippen. „Das ist die beste Nachricht, die es gibt!“. Micha mischte sich ein: „Du bleibst? Das ist ja klasse! Los, darauf müssen wir trinken!“ und wir stießen mit unseren Gläsern an.
    Während sie anderen Offiziere sich so schnell wie mit Anstand möglich von dem Abend verabschiedeten, verlagerten wir unsere kleine Gruppe an die Bar und feierten bis spät in die Nacht.
    „ Dieser Moment muss festgehalten werden!“. Micha schnappte sich meine Kamera und hielt sie auf Armeslänge von sich, auf uns gerichtet. Wir stellten uns zu einer kleinen Gruppe zusammen und riefen gleichzeitig „Cheese“, während Micha abdrückte. Ich sah auf den Bildschirm an der Rückseite der Kamera, ob er uns auch alle getroffen hatte. Wir sahen so glücklich aus und strahlten alle drei um die Wette.

Kapitel 19
    Ein letztes Puzzleteil fehlte noch zu meinem Glück. Ich musste wieder auf die Rennstrecke. Seit dem Vorfall war ich nicht mehr dort gewesen und hatte sogar die Gegend drumherum gemieden. Es jagte mir Angst ein, sobald ich Soldaten in Sportklamotten sah. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Hände zitterten, als ich meine Laufschuhe anzog und zuband. Ich war nervös und angespannt, aber Ralf beruhigte mich. Er wollte sich direkt neben der Strecke postieren und mich beim Laufen bewachen. Obwohl ich Ralf vertraute und mir sicher war, dass er sofort eingreifen würde, wenn mir etwas passieren sollte, blieb ein ungutes Gefühl. Ich versuchte mich herauszureden, aber Ralf ließ keinen Widerspruch zu. „Du musst da durch! Nur so können die Geister deiner Vergangenheit verschwinden. Es
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