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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Anja Belle
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Hause kommen wie bei einem normalen Job. Ich bin mal hier, mal dort. Mal bin ich zwei Wochen woanders. Das kann ich aber nicht ändern und ich will es auch nicht“ Er griff sich mit der flachen Hand in den Nacken und schaute mich unglücklich an, „Anne... ich weiß einfach nicht, wie wir das hinbekommen können!“. Ich kuschelte mich eng an ihn, aber ich wusste es auch nicht. Aber ihn leiden zu sehen, das konnte ich nicht. Zuversichtlich meinte ich: „Wir kriegen das hin, das weiß ich. Wir finden eine Lösung. Du wirst sehen. Bis zu meinem Auftragende ist ja noch eine Weile Zeit. Lass uns die Zeit genießen anstatt dunklen Gedanken nachzuhängen.“ Ich klang wesentlich optimistischer, als ich es in Wirklichkeit war. In der Tat war meine Zeit hier begrenzt. „Du hast die Erfahrung schon gemacht, nicht wahr?“. Ich erinnerte mich daran, was mir Micha über Ralfs Frau erzählt hatte. „Ja, habe ich. Deswegen macht mir das ja auch so zu schaffen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich verlässt, nur weil ich nicht ständig zu Hause bin.“ „Das werde ich nicht“, versprach ich ihm. Aber ich konnte es mir auch nicht vorstellen, wochenlang darauf zu warten, dass Ralf irgendwann mal zu Hause eintreffen würde. Ich wollte ihn gerne in meiner Nähe haben. Das war egoistisch von mir, deshalb sagte ich lieber nichts.
    Mir blieben hier noch drei Wochen. In dieser Zeit musste ich für Ralf und für mich eine Lösung finden. Vielleicht wäre eine Wohnung für mich ein Anfang. Aber drei Wochen waren eine lange Zeit. Ich wollte mich einfach nicht mit Dingen beschäftigen müssen, die so weit weg waren und schob die Entscheidung auf.
    „Hey, hör auf zu grübeln!“, Ralf gab mir einen kleinen Klaps auf den Hintern und grinste mich an. Ich weiß da was viel besseres, als Trübsal zu blasen. Wetten?“. „Hey! Kleine Frauen zu hauen kann es aber nicht sein, oder? Das macht man nicht!“. Ich schlug sanft zurück und konnte dabei seinen fantastisch gebauten Hintern fühlen. Ich schnurrte: „Dann erzähl mir doch mal, was du so gedacht hattest...“, blickte ihn mit großen Augen an und klapperte dabei mit den Wimpern. „Hm...“, Ralf tat so, als würde er überlegen und legte einen Finger an seine Lippen, dann grinste er schelmisch, „Man könnte damit anfangen, ein Bett zu suchen. Was meinst du? Kann man ein Bett nicht immer gut gebrauchen?“ Er zog zum Spiel die Augenbrauen hoch. „Ja, das ist eine wirklich faszinierende Idee!“, rief ich aus, sein Spielchen mitspielend, „Ich weiß sogar, wo wir eines finden könnten!“. Ich blickte ihn triumphierend an. „Echt? Sowas aber auch! Das kleine Frauchen stellt sich als äußerst praktisch heraus!“. Wir grinsten uns beide an, dann liefen wir Händchen haltend und lachend über den Hof zu meinem Zimmer.
    Dort angekommen, schloss ich meine Tür hinter uns ab. Ralf bemerkte das und hakte nach: „Hast du Angst, dass ich dir weglaufe? Du hast noch nie die Tür hinter uns abgeschlossen!“. Das hatte ich tatsächlich noch nie. Ich hatte mich bisher immer so sicher gefühlt, dass ich das nicht für nötig gefunden hatte. Bis zu diesem Zettel, der jetzt zerknüllt in meinem Mülleimer lag.
    „Ich hoffe doch stark, dass du freiwillig hier bleibst?“, lenkte ich ab. Ich wollte keine Debatten führen, ich wollte mit Ralf zusammen sein. „Oh, schau mal, ein Bett!“, rief ich erstaunt aus, unser Spiel weiter führend. „Tatsächlich“. Ralf ließ sich darauf fallen und streckte einen Arm nach mir aus. „Komm...“, lockte er mich und nur zu gerne folgte ich ihm.
    Ralf hatte mir mein Vertrauen zurückgegeben. Ich konnte den Sex mit ihm genießen, ohne auch nur eine Sekunde an die Vergewaltigung denken zu müssen. Ich hatte keine Scheu mehr und auch keine Grenzen. Das hatte ich ihm zu verdanken. Wieder mal. Ich konnte ihm gar nicht dankbar genug sein. Ohne ihn wäre meine Seele immer noch so im Koma, wie sie es nach dem Überfall gewesen war.
    Er war so beängstigend zärtlich und reagierte auf jede Bewegung von mir so sensibel. Ich vertraute ihm, wie ich es in meinem Leben noch nie für jemanden empfunden hatte. Ich wusste einfach, dass mir bei ihm nichts passieren konnte.
    Erschöpft und glücklich lagen wir später nackt auf dem Bett und kuschelten uns eng aneinander. Nach all den Sorgen, die es zu verarbeiten gab, wollte ich, dass diese Nacht nie aufhören sollte. Ich war wie eine Ertrinkende, die nach dem Strohhalm griff. Ich wollte diese Augenblicke
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