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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann
Autoren: Edmund Cooper
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Zeugen.“
    „Sie standen unter deinem Bann“, sagte Rura. „Sie waren deine Besitztümer, deine Sklaven.“
    „Du bist gut ausgebildet. Ja, sie waren mein Besitz. Meine Frau, mein Sohn. Sie haben mich geliebt.“
    „Ich kann dich immer noch töten“, schrie Rura.
    „Damit tust du mir vielleicht einen Gefallen, Unfruchtbare. Weil die Toten mir nämlich wertvoller sind als irgendein lebendes Wesen.“
    Rura nahm ihr Lasergewehr. „Du legst es darauf an.“
    „Ja, mein schlaues Kind, ich lege es darauf an. Ich nehme an, du bist zwanzig Jahre alt. Du bist keine Frau, du bist eine Tötungsmaschine. Du und deinesgleichen. Ihr seid jetzt am Ruder; und die menschliche Rasse ist am Ende. Ich will beim Requiem nicht mehr dabeisein. Ich habe selber Tote, um die ich trauern muß. Das waren zumindest noch Menschen.“
    Rura hatte ihren Finger am Abzug. „Seit Menschengedenken waren die Männer immer die Zerstörer.“
    Er lächelte. „Alles, was wir tun, könnt ihr auch – nur mit weniger Stil. Drück ab, mein Kind. Diarmid MacDiarmid dankt dir im voraus für einen schnellen Tod.“
    Sie setzte das Gewehr ab. „Diarmid MacDiarmid!“
    „Kein Geringerer … Satan, Beelzebub, der große Regressive, der Verletzer aller Frauenrechte, das Schwein aller Schweine, ist dir ausgeliefert. Schieß und sei verflucht. Ein Abschluß, an den man sich erinnern wird.“
    „Diarmid MacDiarmid!“
    „Tu mir einen Gefallen. Sag ihnen, daß ich nicht geweint habe. Tränen sind eine sehr private Angelegenheit. Mein Sohn und meine Frau wissen bereits, daß ich geweint habe.“
    „Ich habe schon von dir gehört, als ich noch ein Kind war“, sagte Rura in absoluter Verblüffung. „Wenn ich unsozial gewesen bin, haben sie immer gesagt: Warte nur, der Diarmid kriegt dich.“ Sie lächelte. „Ich habe mir dich immer als ein unförmiges, alles verschlingendes Schauderwesen vorgestellt, das in der tiefsten Nacht kommt.“
    Auch über sein Gesicht fiel der Schatten eines Lächelns. „Ich hoffe doch stark, daß ich nicht ganz so unförmig bin; aber nicht jeder Mann wird zur Legende. Nun gut, du wirst doch dieses alles verschlingende Schauderwesen töten, oder nicht?“
    „Ich … ich …“ Rura war verwirrt.
    Mit einem Mal kam Bewegung in ihn. Wie eine Katze sprang er mit unglaublicher Schnelligkeit und Beweglichkeit los. Rura, unaufmerksam, wie sie war, wurde ins Heidekraut gestoßen. Und dann stand er über ihr, das Lasergewehr fest in der gesunden Hand.
    „Dein Abschlußtag“, sagte er ruhig, „ist voller Überraschungen. Jetzt sind wir quitt, du und ich, weil ich dir jetzt auch dein Leben schenke.“
    „Was willst du?“ Überraschenderweise hatte Rura keine Angst. Sie konnte nicht verstehen, warum sie keine Angst hatte. Moryn war tot, alles war schiefgelaufen. Und sie, Rura, war unglaublich dumm gewesen.
    „Was ich will? Ich will eine Verräterin aus dir machen, gnädige Frau Vernichterin. Das ist Ehrlichkeit, was? Und jetzt befriedige bitte meine Neugierde und nenne mir deinen Namen.“
    „Rura Alexandra.“
    „Geklont?“
    „Jungfrauengeburt.“
    „Aha! Eine von den sogenannten Natürlichkeiten. Was haben sie dir über mich erzählt?“
    „Daß du Frauen vergewaltigst, daß du sie zwingst, deinen Urin zu trinken, daß du ihnen die Brüste abschneidest und sie dann tötest.“
    „Alles richtig. Alles sehr richtig.“ Er warf ihr das Gewehr zu. „Ich habe dich gerade vergewaltigt und so weiter und so weiter, und jetzt bist du ein Gespenst. Wie fühlst du dich?“
    Plötzlich begann Ruras Gehirn wieder zu arbeiten. „Hör mir zu. Wir haben keine Zeit für solche Spielchen. Im Hubschrauber wird man sich wundern, warum ich keinen Bericht gegeben habe. Bald wird man kommen, um nach dem Rechten zu sehen.“
    „Du hast doch dein Spielzeug da“, sagte er. „Auch du kannst deinen Abschlußtag würdevoll beenden.“
    „Ich will dich nicht umbringen“, schrie sie verzweifelt.
    „So? Eine Vernichterin, die einen Mann nicht umbringen will. Alles, was recht ist – eine Verräterin.“
    „Du mußt hier verschwinden.“
    „Vielleicht will ich überhaupt nicht von hier verschwinden.“
    „Du mußt! Du mußt!“
    Er seufzte. „Wir verlieren den Krieg, Rura Alexandra. Ein guter Feldherr zieht es vor, auf dem Feld der Ehre zu sterben. Ich bin kein guter Feldherr; aber ich bin sentimental. Ich will eine Zeitlang bei meinen Toten bleiben.“
    „Du hast keine Zeit. Die im Hubschrauber werden bald Nachforschungen
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