Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
Sie beruhigte und munterte auf. Und schließlich gab der Dämon Rura die passenden Worte ein.
    „Es müssen ungefähr acht gewesen sein, glaube ich. Aber das haben wir zuerst natürlich nicht gewußt. Wir sahen nur zwei. Wir sind gekreist und haben den Boden abgesucht, wie es im Buch steht. Dann bin ich gelandet und habe Moryn Feuerschutz gegeben, während sie es einem bärtigen Mann mit einer Armbrust geben wollte. Er hat versucht zu schießen, aber Moryn hat ihn an der Schulter erwischt. Und dann kamen sie aus dem Heidekraut. Einer hatte eine Laserwaffe. Ich wollte ihn treffen, aber da waren die anderen, und die waren viel näher dran. Wie das mit Olane passiert ist, habe ich nicht gesehen. Sie hat mir Deckung gegeben. Als ich sie schreien hörte, habe ich versucht, ihr zu helfen. Aber sie ist gestorben. Und dann war überall nur noch die brennende Heide. Ich … ich habe Olane weggetragen, und dann habe ich gesehen, was mit Moryn geschehen ist … Und die Heide hat gebrannt, und die Schweine waren alle weg. Und es war nichts mehr da, niemand.“
    „Nicht alle Schweine konnten entkommen“, sagte Kayt. „Zwei haben wir gefunden – und auf deinem Gesicht ist Blut.“
    „Auf meinem Gesicht ist Blut?“ Wessen Blut? Olanes. Mit größter Wahrscheinlichkeit Olanes.
    „Meine wohldurchdachte Meinung ist“, sagte Kayt und streichelte Ruras Haar, „daß du ehrenvoll abgeschlossen hast. Dementsprechend wird auch mein Bericht aussehen. Wenn du dich erholt hast, dann rekonstruieren wir den Tatbestand gemeinsam. Natürlich wird es eine Untersuchung geben. Aber dein Gesicht ist blutbespritzt, und zwei Rückschreiter sind tot … Verstehst du, Rura? Zwei sind tot. Einer für Moryn. Einer für Olane. Dein Abschlußtag ist ehrenvoll verlaufen.“
    Es gab ein Untersuchungsgericht. Völlig gefaßt wohnten Rura und der Dämon ihm bei. Dieses Mal stimmten die Einzelheiten in der Geschichte des Dämons. Die Unstimmigkeiten waren glattgebügelt.
    Die formalen Anklagepunkte, Feigheit und Nachlässigkeit, wurden fallengelassen, und der Prozeß wurde zu einem Triumph für Rura. Sie hatte die Ausbildung hinter sich und wurde eine Vernichterin erster Klasse. Außerdem bekam sie den silbernen Nippel für Ritterlichkeit verliehen.
    Sie wurde das Liebchen von Leutnant Kayt.
     

5
     
    Das Haus der Befreiung, der ehemalige Buckingham-Palast, war durch eine breite und prachtvolle Allee mit dem Platz der Emanzipation, dem ehemaligen Platz von Trafalgar, und der beinahe schon zum Heiligtum gewordenen Nadel der Germaine, der ehemaligen Nelson-Column, verbunden. Das Haus der Befreiung war der Sitz des Colleges der Vernichterinnen. Es war das Ziel eines jeden energischen, heißblütigen und ehrgeizigen Mädchens in der Republik Anglia, das einen Aggressionsquotienten von über 120 hatte.
    Die Plätze im College der Vernichterinnen wurden durch staatliche Stipendien, durch private Empfehlungen oder im offenen Wettstreit vergeben. Alle zwei Jahre kamen eintausend eifrige Novizinnen – die Spitzen der Frauenschaft in der Republik – ins Haus der Befreiung um die Lehrstunden zu ertragen und die Fähigkeiten zu erwerben, die es ihnen dann später eventuell gestatteten, den goldenen Schädel und die gekreuzten Knochen zu tragen. Alle zwei Jahre sagten ungefähr achthundert ausgebildete Vernichterinnen – durchschnittlich gab jede fünfte im Lauf der Zeit auf – den Novizinnen hallo und ade bei der Zeremonie des Letzten und Ersten Tages.
    Es wurden Reden gehalten, es wurde gefeiert, Erinnerungen wurden ausgetauscht und wachgerufen, es wurde gescherzt. Diese Tradition hatte sich im Laufe von beinahe einem Jahrhundert herausgebildet.
    Rura war glücklich und traurig zugleich. Seit ihrem Abschluß waren zehn Tage vergangen – zehn Tage damit auch seit dem Tod von Olane und Moryn; und jetzt war Letzter und Erster Tag, das Ende der Ausbildung und der Start in eine Karriere.
    Es war ein nasser Tag. Der Regen lief müde an ihrem Zellenfenster herunter. Sie lag in dem zerwühlten Bett, und Leutnant Kayt küßte sie und streichelte sie und flüsterte ihr Zärtlichkeiten zu und plante für die Zukunft.
    Rura war sich der Hände von Kayt auf ihrem Körper bewußt, aber sie verspürte nichts. Kayt war eine süße und wirklich aggressive Frau. Aber irgend etwas fehlte. Die entflammende Note fehlte ihr, deshalb war dieser Affäre bereits das Ende bestimmt, auch wenn Kayt sich dieser Tatsache noch nicht bewußt war.
    Warum verspürte Rura nichts? War es wegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher