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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann
Autoren: Edmund Cooper
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Jungvernichterinnen auf der Jagd. Aber die anderen Frautos waren nicht in Sicht. Einzig der Hubschrauber war zu sehen, der in der Luft schwebte und kreiste wie ein Raubvogel auf Beutesuche, und das war er tatsächlich. Der Hubschrauber war von Leutnant Kayt besetzt. Gerüchte besagten, daß sie einen Mann auf fünf Kilometer Entfernung ausmachen konnte.
    Olane ließ gehörige Mengen von dem Brandy in sich verschwinden. „Haltet mich nicht für kindisch, Schätzchen, aber ich habe Angst vor dem Blutvergießen. Ich weiß nicht, warum. Ich habe eben Angst.“
    Moryn gab ihr einen Kuß. „Es gibt nichts, wovor du Angst zu haben brauchst, Süße. Ich meine es ernst. Es gibt nichts, wovor du Angst zu haben brauchst. Die Schweine haben nur Schwerter, Messer und Speere. Wenn sie gut ausgerüstet sind, haben sie allenfalls noch Armbrüste. Wir haben Granaten, wir haben Gas, wir haben Lasergewehre. Was können sie uns also anhaben?“
    „Vielleicht verletzen wir uns selbst?“
    „Sei nicht kindisch! Haßt du die Männer?“
    „Natürlich hasse ich die Männer!“
    „Dann gibt es kein Problem. Kayt gibt uns ein Ziel an. Wir werden uns mit Blut bespritzen und heimfahren. Ende Vernichtungstag. Ende der Ausbildung. Zwei harte Jahre abgeschlossen, Punkt.“
    „Zwei Jahre.“ Olane seufzte. „So richtig wollte ich eigentlich nie eine Vernichterin sein. Meine Mutter war ehrgeizig. Sie war es, die es sich immer gewünscht hatte.“
    Moryn zog eine Augenbraue hoch. „Du hast eine leibliche Mutter?“
    „Sei nicht albern“, schnappte Olane. „Du weißt doch, daß ich ein Retortenkind bin – eines aus einer Vierergruppe. Das macht aber keinerlei Unterschied. Ich denke an Siriol wie an eine Mutter.“
    „Sie ist doch nur die, von der du kopiert wurdest.“
    „Halt’s Maul. Sie ist meine Mutter.“
    „Kinder, Kinder“, fuhr Rura beruhigend dazwischen. „Wollt ihr ausgerechnet heute, an unserem großen Tag, streiten oder was?“
    Moryn schenkte noch Brandy aus. „Tut mir leid, Liebling. Wenn du Siriol als Mutter haben willst, dann ist sie auch deine Mutter!“
    Olane war zerknirscht. „Mein Fehler. Ich sollte nicht so reizbar sein. Ich bin froh, wenn dieses verdammte Blutvergießen vorbei ist.“
    „Ich rufe mal Kayt“, sagte Rura. „Ich will wissen, was geschieht.“ Sie schaltete das Funkgerät an und sprach mit dem Hubschrauber.
    Moryn und Olane entspannten sich hinten im Frauto, tranken Brandy, betrachteten die vorbeirauschenden Berge und Moore von Cumberland und schauten in Richtung Schottland, ungeduldig, endlich das südliche Hochland zu erreichen – die ersten Ausläufer des Gebiets der Regressiven. Schweinegebiet.
    „Kayt sagt, daß die anderen vier ungefähr zehn Kilometer vor uns sind“, sagte Rura.
    „Verdammt! Sie werden vor uns Blut vergießen!“ Moryn schaute auf die Landkarte. „Wir nehmen eine Abkürzung, Rura. Frag Kayt, ob wir über die Förde von Solway fahren dürfen. Wenn wir übers Meer fahren, sparen wir fünfzig Kilometer.“
    Rura sprach mit dem Hubschrauber. „Erlaubnis erteilt. Aber Kayt sagt, daß sie bei den anderen bleiben muß. Wenn Ziele auftauchen, bevor wir uns im südlichen Hochland wieder treffen, werden die anderen die Nutznießer sein.“
    „Ach was! Wir finden unsere eigenen Ziele. Wenn du stracks über Solway fliegst, haben wir eine halbe Stunde Vorsprung. Dann haben wir Blut vergossen, bevor die anderen überhaupt da sind. Außerdem ist das Meer heute morgen bestimmt sehr schön. Nimm noch etwas Brandy.“
    „Nein, danke“, sagte Rura bestimmt. „Ich muß dieses Ding steuern. Und wenn das Blut auf unseren Gesichtern unser eigenes ist, werden wir der Lachschlager von London.“
    Das Frauto machte eine scharfe Kurve, setzte über die tausend Meter hohen Berge von Skiddaw. Die Luft war klar an diesem Morgen. Fünfzehn Kilometer vor ihnen lag das Meer im blendenden Sonnenlicht – wundervoll.
    Nachdem sie Skiddaw hinter sich gelassen hatte, drückte Rura aufs Gaspedal. Das Frauto schoß nach vorn. Einhundertachtzig Stundenkilometer. Zweihundert. Zweihundertzwanzig. Höchstgeschwindigkeit, mittlere Höhe. Es war herrlich, so, von einer Luftsäule getragen, auf die See zuzurasen.
    Es war ein goldener Tag. Zu schade, daß sie ihn mit Töten verschandeln mußten, und wenn es auch nur das Töten von Männern war.
    „Göttin sei Dank“, rief Moryn und trank noch einen Schluck Brandy. „Göttin sei Dank. Wir sind die Besten, die Unbesiegbaren, die Unsterblichen. Heute
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