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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
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überlegt die Scheidung. Ehrlich gesagt, sind wir ein Paar!", überrascht er mich mit der Neuigkeit.
    "Sie hat alles probiert, wieder Zugang zu Alexander zu bekommen, aber vergebens. Er trauert dir immer noch nach, versteht nicht, wie er dir das antun konnte!", fährt Martin mit seiner Berichterstattung, vielleicht sogar mit seiner Beichte fort.
    "Und was habe ich damit zu tun?", frage ich ihn. Immerhin ist nun klar, dass Martin nicht grundlos den weiten Weg von Kitzbühel nach Wien gefahren ist.
    "Ich wollte dich bitten, wenn es nur irgendwie möglich wäre, dass du Alexander verzeihst! Mir musst du nicht vergeben, ich denke jeden Tag daran, was für einen schlimmen Fehler ich begangen habe. Aber ich kann mit der Schuld nicht leben, dass Alexander den Boden unter den Füßen verloren hat!", Trauer breitet sich in mir aus.
    "Das tut mir aufrichtig Leid für ihn!", sage ich.
    "Aber, ich bin ihm längst nicht mehr böse! Ich bin dankbar für die schöne Zeit, die ich mit ihm hatte. Ja, es ist schade, dass das mit uns so enden musste, aber ich bin keinesfalls wütend auf ihn. Bitte versteht meinen übereilten Umzug nach Wien nicht falsch, denn es war einfach wichtig, den nötigen Abstand zu ihm zu bekommen!", Martin nickt.
    "Wenn es hilft, rufe ich ihn gerne an und spreche mit ihm!", meine ich selbstlos, denn ich bin mir sicher, dass ich gänzlich über ihn hinweg bin und mir ein Telefonat nach der vielen Zeit nichts mehr ausmachen würde.
    "Das würdest du tun?", fragt Martin überrascht.
    "Natürlich! Wenn du mir seine Telefonnummer gibst..."
     

Stille Leitung
     
    "Hallo?" Wenige Stunden nach meiner Lesung und einigen Gläsern Wein, habe ich Robert und mein Wohnzimmer verlassen und bin in die Küche gegangen, um Alexander anzurufen. Es tut mir immer noch ein wenig weh, dass es Alexander so schlecht geht und wenn ich ihm irgendwie helfen kann, möchte ich dies gerne tun.
    "Hey, Peter hier!", beginne ich. Stille.
    "Martin hat mich heute besucht. Du weißt bestimmt, dass ich in Wien wohne...", fahre ich fort, doch immer noch antwortet Alexander nicht, obwohl ich weiß, dass er sich immer noch auf der anderen Leitung befindet.
    "Es gibt ein paar Sachen, die ich dir sagen muss. Zum einen, dass ich dir nicht böse bin und nie war. Enttäuscht, ja, aber auch diese Gefühl ist abgeklungen...", immer noch keine Antwort.
    "Ich möchte nicht, dass du dir Vorwürfe machst, denn die sind absolut unnötig. Mir geht es blendend, die Arbeit geht voran, das Leben hier in Wien tut mir gut. Dieser Tapetenwechsel war wirklich notwendig. Gut, dass ich die Couch in München gelassen habe!", ich lache und versuche die Stimmung etwas aufzulockern, aber Alexander hat immer noch nicht zu mir gesprochen.
    "Martin hat mir erzählt, dass sich Margit und die Kinder große Sorgen machen... Alexander, sprich zu mir!", endlich höre ich ein Räuspern.
    "Ich liebe dich!", sagt er und pausiert, hat dem nichts mehr anzufügen.
    "Ach, Alexander...", entgegne ich, denn was soll ich schon darauf sagen?
    "Klar, manchmal wünsche ich mir, dass alles anders verlaufen wäre, aber dann würde ich nicht da sein, wo ich jetzt bin. Ich erinnere mich unheimlich gerne an unsere Zeit zurück, aber du musst akzeptieren, dass sich die Erde weiterdreht!"
    "Ich habe dein Buch gelesen!", sagt er da und fährt fort.
    "Drei oder Viermal, vielleicht auch mehr...", ich seufze.
    "Das bedeutet mir viel", meine ich.
    "Du musst ein anderes Ende schreiben!", fleht er mich an.
    "Bitte!" Da erkenne ich, wie sehr Alexander und ich uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Plötzlich scheint es, als hätten wir die Plätze getauscht. Als würde ich nun den starken und er den schwachen Part einnehmen. Ein Schauer zieht sich über meinen Rücken.
    "Wenn du magst, können wir an einer Freundschaft arbeiten...", biete ich ihm an.
    "Sehen wir uns einmal?", fragt er mich flehend.
    "Nur, wenn du mir versprichst, wieder zu dir zu finden!", meine ich bestimmt.
    "Okay!", vernehme ich leise.
    "Danke, dass du angerufen hast!", fährt er fort. Alexander hat mir in den Jahren, in denen wir zusammen waren, viel geholfen, hat mich motiviert, außer Haus zu gehen, hat mich glücklich gemacht. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, ihm das zurück zu geben.
    "Wenn du magst, kannst du mich besuchen kommen... Als Freund. Als normaler Freund!", schlage ich vor.
    Es gibt das Sprichwort, dass man, wenn man gibt, von jemand anderes gleiches zurückbekommt. Vielleicht ist das bei Alexander und mir
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