Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
Vom Netzwerk:
wir seit fünf Jahren ein Paar sind. Und Margit, die spontan entschieden hat, mitzufahren, um ihre Beziehung aufzupeppen.
    Dies alleine hätte Grund genug sein müssen, zu Hause zu bleiben. Doch Alexander weiß genau, wie er mich um den Finger wickelt, welche Worte er sagen muss, die aus seinem Mund so poetisch und erotisch zu gleich klingen, dass er mich zu allem überzeugen kann. Oh ja, jede Sekunde, die ich von ihm getrennt bin, schmerzt, lässt mich beim Gedanken an ihn erbeben.
    Vielleicht hätte aber auch Schwanensees Ouvertüre böser Vorbote genug sein müssen, die genau dann aus dem Radio dringt, als ich mich ins Auto setze, um loszufahren. Oder die Tatsache ein ganzes Wochenende lang in einem Landhaus im tiefsten Österreich eingesperrt zu sein mit oberflächlichen Leuten, meinem Freund und dessen Ehefrau. All das half alles nichts, ehe ich mich versehe, sitze ich hinter dem Lenkrad und fahre Richtung Kitzbühel.
     
    Zwei Stunden Autofahrt können extrem lange sein, wenn man sich mit bloß einem Thema beschäftigt, nämlich mit der Liebe.
    Dass ich "blind vor Liebe" bin, war mir im ersten Moment unserer Begegnung augenscheinlich. Er war ein Mann! Alexander ist groß gebaut, vielleicht ein leicht südländischer Typ, obwohl seine Eltern aus einem Kaff in Deutschland stammen. Vielleicht hatte der Postbote seine Hände im Spiel, soll schließlich nicht erst einmal vorgekommen sein. So wunderschönes, dichtes, schwarzes Haar, das er zurückkämmte, habe ich noch nie zuvor gesehen und der getrimmte, schwarze Bart, den er sich manchmal wachsen lässt und den er bei unserem ersten Kennenlernen trug, gefiel mir sofort. Und dann die Augen! Tief braun. So braun, dass Schneewittchen vor Eifersucht in ihrem schneeweißen Gesicht noch mehr erblasst wäre, hätte sie ihn je kennengelernt. Er hat eine Statur, nein, eine Präsenz, die den Raum erfüllt, kaum betritt er ihn. Dass ich, Peter, überhaupt jemals reden durfte mit diesem Halbgott, hatte ich Fortuna selbst zu verdanken.
     
     

Über Hochs und Tiefs
     
    Es war einer dieser Tage, an denen es mir besser ging. Um hier für mehr Verständnis zu sorgen, ich habe eine zarte Seele. Vielleicht, weil ich früh von meinen Eltern verlassen wurde, oder, weil ich schon als Kind die Schulzeit hindurch gehänselt wurde, das überlasse ich einem Therapeuten. Jedenfalls, an manchen Tagen schaffte ich es kaum aus dem Bett, an anderen wiederum - die jedenfalls seltener als die schlechten Tage vorkamen und die ich deshalb mit einem "Hoch" verglich - strotze ich voll Energie.
    Als ich eines dieser "Hochs" vor fünf Jahren verzeichnete, war es an der Zeit, wieder unter Leute zu gehen. In eine Bar, wo ich meinesgleichen antraf, wo ich mich wohler fühlte, als in jeder anderen Cocktailbar. Und da saß er. Als ich eintrat in das Gewölbe, die Bar befindet sich nämlich unterirdisch, fiel er mir sofort auf, der Mann meiner Träume. Und wahrscheinlich muss ich in diesem Moment so viel Energie ausgestrahlt haben, dass er mich bemerkte und zu mir herüber sah. Ich sage Ihnen, so etwas habe ich davor und danach nie wieder gefühlt. Ich war wie gebannt von diesem Wesen, das so wenige Meter weit weg von mir saß, dass es mir unmöglich war, mich zu rühren. Und dann drehte ich mich um und rannte die Stiegen hinauf, hinaus aus der Bar, ins Freie zurück. Denn es war mir unmöglich, dort unten nur einen Atemzug zu tätigen, ohne dass ich in Ohnmacht gefallen wäre.
    Da stand ich nun inmitten einer der lauen Sommernächte, nach Luft japsend und vollkommen außer Kontrolle. Mit beinharter Sicherheit wusste ich, dass ich diesen Mann, diesen Gott, nie wieder sehen würde, wenn ich nun ging. Doch bei dem Gedanken daran, all meine Zwänge und Unsicherheiten einfach hinweg zu werfen, um ihn anzusprechen und zeitgleich zu riskieren, dass er mich abwies, das konnte ich auch wieder nicht.
    Natürlich - nicht, dass wir uns falsch verstehen -, hin und wieder sprach ich auch Männer an, um mein natürliches Verlangen nach Sex zu befriedigen, aber ihn, der dort unten saß, den sprach man nicht einfach an, den sah man höchstens an, wenn er gerade nicht in dieselbe Richtung blickte.
    Und während ich dort vor der Bar stand und nach Luft rang, geschah etwas, das ich niemals für möglich gehalten hätte. Und das, obwohl ich Schriftsteller bin und hin und wieder bei meinen Figuren und Charakteren Schicksal spiele.
    Die Tür der Bar öffnete sich und er trat heraus. Und dann... fiel ich tatsächlich in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher