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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
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verächtlich den Kopf schüttelt. Manchmal scheine ich es doch zu schaffen, seine Gutmütigkeit auf die Probe zu stellen.
    Das Haus ist riesig. Ich habe noch nie ein ähnlich gewaltiges Landhaus gesehen, das zwar traditionell alt aussieht, aber komplett neu renoviert ist. Hie und da hängen Geweihe von der Wand in die Mitte des Raumes hinein und vollenden die Jagdeinrichtung von Martins zu Hause. Fast gruselt es mich bei der Menge an ausgestopften Tieren, die man an jeder Ecke findet und die einen düsteren Eindruck in jedem Zimmer hinterlassen. Dazu kommen die schweren, wuchtigen Möbel aus dunklem Holz und die smaragdgrün überzogenen Sofa und Sessel, die in den diversen Zimmern arrangiert sind.
    "Wir müssen in den ersten Stock!", meint Alexander und führt mich über eine Holztreppe eine Etage höher.
    Nur wenig später befinden wir uns in meinem Zimmer, das gleich nach dem Stiegenaufgang links platziert ist. Alexanders Schlafraum scheint seiner Erzählung nach genau auf der anderen Seite zu liegen. Kurz nachdem wir die Türe öffnen, fallen wir schon über uns her. Oh ja, es hat sich eben doch ausgezahlt, hierher zu fahren.
    Stürmisch, wie kleine Kinder, die miteinander spielen, lassen wir uns aufs Bett fallen und bedecken uns mit Küssen. Ich fahre durch sein dichtes Haar, knabbere an seinem Ohrläppchen und bedecke sein Gesicht mit Küssen. Doch dann stoppt Alexander plötzlich und steht abrupt auf.
    "Lass uns später weitermachen, ja? Ich muss mal nach Margit schauen!", als ich ihm wohl meinen unglaubwürdigsten Blick, seitdem wir uns kennen, schenke, beginnt er lauthals zu lachen.
    "Nun schau doch nicht so böse! Wir spielen gerade Poker und sie hat gerade mein Blatt übernommen, das übrigens wirklich gut war! Wir sehen uns außerdem gleich unten!", ich nicke, bleibt mir doch sowieso nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren und sehe Alexander nach, der kurz darauf die Tür hinter sich schließt und mich alleine lässt.
     

Eine Stimme zum Verlieben
     
    Drei Tage war der Besuch Alexanders bei mir nun her und inzwischen hatte ich die steinerne Sicherheit erlangt, dass ich alles geträumt hatte. Während mich die Euphorie noch wenige Tage zuvor motiviert hatte, unendlich viele leere Seiten Blatt Papier mit Buchstaben aus schwarzer Tinte meiner Füllfeder zu füllen, saß ich nun auf meinem Sofa und starrte in die Leere. Mein Verleger würde sich über die vierzig Blatt freuen, weniger allerdings seine Sekretärin, die mühsam meine Worte entzifferte und digitalisierte. Zwar hatte mir Robert, mein Förderer, einen dieser neuen Computer geschenkt, trotzdem hatte ich mich bis dato mit dem technischen Unsinn nicht anfreunden können. Veränderungen waren nicht mein Ding und ich konnte mich nur langsam an Neuerungen anpassen.
    Den Anfang eines Krimis hatte ich geschrieben, zunächst das Kennenlernen der beiden Hauptpersonen in einer Bar, das extreme Gefühlschaos nach dem Erspähen des jungen Mannes von Serena (alle meine weiblichen Hauptcharaktere hießen so) und dann den ersten Kontakt mit Alexander, Selinas Traumprinzen. Es ist nicht so, dass ich mich verweiblichen wollte, aber hetero Geschichten verkauften sich eben besser. Außerdem wollte ich dann doch die Realität in der Fiktion nicht ebenbürtig abbilden. Darum durfte Serena auch keine Schriftstellerin sein und wurde kurzerhand zu einer Malerin. Aber nun war mein anfänglicher Ideenüberfluss auch schon erschöpft und ich starrte auf der Suche nach einem Einfall durch mein chaotisches Zimmer.
    Es war nicht groß und dementsprechend befand sich - bis auf die Unordnung - auch nicht allzu viel darin. Zum einen meine geliebte Couch, auf der ich den Großteil der Stunden verbrachte, in denen ich nicht schlief, zum anderen meine geliebte Bibliothek an der Wandseite gegenüber der Couch mit allerlei Werken aus der Weltliteratur. Ansonsten mein Schreibtisch aus altem Birkenholz mit dem dazu passenden und ebenso alten Sessel, der knarrte wann immer man sich setzen wollte.
    Der Rest, der sich in meinem Wohnzimmer befand, waren lose Zettel, teilweise beschrieben, zusammen geheftet oder mit Notizen besprenkelt, die überall im Zimmer verteilt waren. Ich pflegte gerne zu sagen, dass mein Chaos in der Unordnung lag, belog mich damit aber meist nur selbst, denn nie fand ich genau den Zettel, oder die Geschichte, die ich suchte, und begnügte mich dann damit aus der Erinnerung heraus fortzusetzen.
    Den Großteil der Zeit, die ich nicht damit verbrachte zu
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