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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
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muss reinen Tisch machen!", fährt er fort.
    "Ich allein weiß, wer der Mörder ist!" Ein Raunen breitet sich aus und auch ich schreie überrascht auf. Kurz darauf breitet sich eine Stille aus.
    "Ich selbst bin es!", beendet er seine Rede. Tritt dann an den Kommissar heran und streckt ihm demonstrativ seine Hände entgegen.
    Wortlos packt der Kommissar ihn an der Schulter und geht mit ihm Richtung Türe, während wir alle hinterherschauen. Niemand ist in der Lage etwas zu sagen. Nicht einmal mir, dem meist zu viele Worte zu einer Situation einfallen, ist es möglich, meinen Gefühlen, meiner Überraschung Ausdruck zu verleihen.
    Da dreht sich Martin noch einmal herum.
    "Ich bin der Mörder. Aber eine Leiche gibt es nicht!"
     
    Stille. Man merkt allen Anwesenden an, wie verwirrt sie sind. Gibt es nun eine Leiche? Ist Martin der Mörder? Wo ist Felix?
    "Es sollte ein Spiel werden, aus dem bitterer Ernst geworden ist..", entfährt es ihm plötzlich.
    "Ich wollte niemals jemanden persönlich beleidigen, aber all dies hier ist inszeniert. Ich wollte beweisen, dass der Mensch immer ein falsches Spiel spielt, sobald es um ihn selbst geht. Nicht einmal für die Liebe...", er pausiert kurz und wirft mir einen tiefen Blick zu.
    "...würde er seine Überzeugungen aufgeben. Der Mensch ist von Grunde auf schlecht!", sagt er und schließt an:
    "Es tut mir wirklich aufrichtig Leid, was heute passiert ist. Vielleicht hätte ich einfach mittendrin abbrechen sollen. Aber das hier hat solch eine Eigendynamik entwickelt, dass es mir nicht mehr möglich war, zu unterbrechen. Ich hoffe, ihr vergebt mir!"
    "Und, wo ist nun Felix?", fragt einer aus der Runde.
    "Welcher Felix? Das ist das nächste, was ich beweisen wollte. Wir alle sollten unsere Sinne für das Wesentliche schärfen. Hat irgendjemand von euch jemals einen Felix auf dieser Party kennengelernt?", ein betretenes Schweigen breitet sich aus.
    "Niemand hinterfragt heutzutage irgendwas, jeder verlässt sich auf den anderen...", meint er.
    "Aber am allermeisten tut mir Peter Leid. Ich möchte mich wirklich für die Unannehmlichkeiten, nein für diese Katastrophe entschuldigen. Er ist der einzige, der richtig und ehrlich reagiert hat. Die Ausnahme der Regel. Denn, was ich nicht für möglich gehalten habe, ist eingetreten: Er hat zu Gunsten von Alexander, seiner großen Liebe - und ich glaube, nun darf ich das auch noch outen... - alles auf sich genommen und das Geheimnis bis zum Schluss gewahrt. So einfach hätte er all dem ein Ende setzen können und trotzdem ist er bis zu Allerletzt hinter Alexander gestanden, obwohl dieser ihn auf hinterhältigste Weise hintergangen hat. Danke, Peter, dass du uns gezeigt hast, was es bedeutet, ein reines Herz zu haben!". Nun ist der Punkt erreicht, an dem ich an allen vorbei hinaus in den Garten und weiter zum Auto stürme. Gut, dass ich immer meinen Autoschlüssel in der Hosentasche habe. Die Sachen lasse ich einfach zurück, ich möchte nur noch weg. Im Hintergrund höre ich, dass mir Alexander hinterherlauft und meinen Namen schreit. Aber ich bin schneller und trotz des Tränenschleiers schaffe ich es, das Auto zu starten und loszufahren, bevor Alexander mich einholen kann und ich ihm noch einmal in die Augen schauen muss.
     
    Doch bevor ich noch einige Meter fahren kann, stürzt sich Alexander vor mein Auto und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig abzubremsen, um ihn nicht auf der Windschutzscheibe mitzunehmen. Auch wenn ich dies nur allzu gerne gemacht hätte, möchte ich nach den vergangenen Ereignissen nicht tatsächlich zum Mörder werden.
    Er tritt an meine Türe, macht sie auf und zieht mich heraus. Apathisch stehe ich ihm gegenüber und bin nicht fähig etwas zu sagen. Außerdem finde ich, dass die Geschehnisse der letzten Stunden sowieso für sich sprechen.
    "Bitte, lass uns reden! Es macht mich fertig, dass wir nun so auseinander gehen müssen!", ich schnaufe durch die Nase und schüttle meinen Kopf.
    "Sag doch was... irgendwas! Dass du mich hasst, verabscheust, dass ich gemein bin...", fleht er mich an, doch ich schweige. Was soll ich darauf auch antworten? Ich hasse ihn nicht, so schnell können Gefühle auch nicht abflauen. Ich verabscheue nicht ihn , sondern die Taten. Er ist nicht einmal gemein, sondern wahrscheinlich einfach nur ehrlich gewesen.
    "Bitte verstehe mich nicht falsch, denn ich liebe dich aufrichtig!", meint er weiter und pausiert, damit ich dem etwas entgegnen, oder anfügen kann.
    "War's das dann?", frage ich
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