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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
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zählen zu dürfen. Mein Buch, in dem ich die Erlebnisse der letzten sechs Jahre aufgearbeitet habe, hat wie eine Bombe eingeschlagen. Es wird sogar bereits an Übersetzungen ins Englische und Italienische gearbeitet.
    Jemand hebt seine Hand und überrumpelt mich sogleich mit seiner Frage.
    "Fließen in ihren Text persönliche Erlebnisse ein? Gibt es Selina und Alexander im echten Leben?", fragt dieser jemand.
    "Jein", meine ich und pausiere.
    "Natürlich fließen in einen solch emotionalen Text wie selbstverständlich persönliche Erlebnisse mit ein. Und bestimmt sind die Charaktere der ein oder anderen Person in meinem Leben nachempfunden...", wähle ich meine Worte mit bedacht.
    "Wie lange haben Sie gebraucht, um den Text fertigzustellen?", fragt eine Frau, die sich die ganze Zeit schon etwas in einen Block notiert.
    "Circa fünf Jahre habe ich daran gearbeitet. Aber nicht durchgehend. Hin und wieder habe ich pausiert, Teile verworfen, von neu begonnen oder ergänzt!", sage ich.
    Wieder hebt jemand aus einer der hinteren Reihen seine Hand.
    "Bitte?", frage ich und deute in die vorletzte Reihe, denn ich kann das Gesicht nicht erblicken.
    "Würde Selina nach allem was geschehen ist, Alexander noch einmal eine Chance geben, wenn er sich in der Zwischenzeit geschieden hätte?", ich runzle die Stirn und versuche das Gesicht hinter der männlichen Stimme zu erspähen. Eine solche Frage habe ich bei all meiner Lesungen, die ich bis jetzt gehalten habe, noch nicht gestellt bekommen.
    "Ich denke nicht, denn sie hat sich mittlerweile weiterentwickelt und würde ungerne noch einmal eine solche Enttäuschung erleben wollen...", meine ich. Da sehe ich endlich, wer sich hinter der Frage verbirgt. Es ist Martin! Jener Martin, der vor nunmehr über einem Jahr meinen Lebenswandel ins Rollen gebracht hat.
    "Wieso fragen Sie?", frage ich ihn zurück und fahre fort:
    "Ist das denn überhaupt wichtig? Wesentlich ist doch, dass Selina aus dem Teufelskreis ausbrechen konnte, indem sie sich wahrscheinlich seit früher Kindheit befunden hat!", Martin nickt wissend.
    Nach weiteren drei eher banalen Fragen, beendet Robert die Veranstaltung und lädt in den Raum daneben zu Wein und Brötchen. Ich bleibe sitzen und unterzeichne noch einige Exemplare meiner Bücher, die mir die Anwesenden abkaufen, bevor sie den Saal verlassen. Nach rund einer Stunde unterzeichnen, Posieren für Fotos und belanglosem Reden, bleibt nur noch Martin im Raum zurück, der langsam auf mich zukommt.
    "Hallo!", begrüßt er mich und wir schütteln unsere Hände.
    "Schön dich zu sehen!", meine ich ehrlich, ernte dafür aber einen skeptischen Blick und ein:
    "Tatsächlich?", das ich mit einem Nicken beantworte.
    "Hast du den weiten Weg nach Wien extra für mich auf dich genommen?", frage ich ihn.
    "Ja, denn ich wollte mit dir reden!", meint er und ich bitte ihn, sich neben mich auf das Podest auf einen freien Stuhl zu setzen.
    Da kommt Robert mit zwei Gläsern Wein, um mit mir anzustoßen, lässt uns dann aber mit den Getränken wieder alleine. Er muss bemerkt haben, dass dieses Gespräch wichtig ist für mich. Martin und ich prosten auf das Buch an, dann trinken wir beiden einen großen Schluck und stellen die Gläser auf den Tisch.
    "Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen!", beginnt er.
    "Es tut mir wahnsinnig und ehrlich Leid, was ich dir damals angetan habe...", ich unterbreche ihn.
    "Bitte, Martin, das brauchst du nicht zu tun. Ich muss dir sogar dankbar sein, dass du mir damals die Augen geöffnet hast! Wer weiß, wo ich sonst stünde! Wahrscheinlich würde ich immer noch auf meiner Couch im Wohnzimmer liegen!"
    "Nein, das, was ich getan habe war falsch, du allein hast das einzig richtige daraus gemacht! Dafür hast du mich gar nicht gebraucht, denn das hier alles hast du selbst geschaffen!", lobt er mich. Ich entgegne dem nichts, denn ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.
    "Wieso hast du mir diese Frage gestellt?", bin ich neugierig.
    "Du hättest jede andere auf dieser Welt stellen können, wieso akkurat, ob Selina Alexander nach all der Zeit zurück nehmen würde?"
    "Um ehrlich zu sein, weil es Alexander wirklich schlecht geht seit diesem Wochenende vor eineinhalb Jahren!", es fällt ihm offensichtlich schwer, darüber zu reden.
    "Aha", antworte ich, doch eigenartiger Weise fühle ich keine Genugtuung und das, obwohl ich mir oft vorgestellt habe, wie es wäre, wenn Alexander wegen mir leiden würde, wenn er bereute, was geschehen war.
    "Margit
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