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Freiwild

Freiwild

Titel: Freiwild
Autoren: Theo Vermont
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befunden hat, nachdem ich euch dort überraschenderweise erwischt habe?", nun blicke ich jedem einzelnen in der Runde tief in die Augen. Das ist mein Auftritt. Auch in meinen Büchern haben die zartesten Charaktere einen aufbrausenden Abgang, bevor sie in der Versenkung verschwinden. Selina, die Figur, die mir vielleicht am ehesten nachempfunden ist, soll nicht kampflos untergehen. Sie soll ihrem Freund noch einmal die Meinung gesagt haben, wenn er schon nicht den Mut hat zu ihr zu stehen. Und das, obwohl sie ein Paar sind und sich angeblich lieben.
    "Hör auf!", flüstert Alexander hörbar in meine Richtung.
    "Womit denn?", schreie ich.
    "Sag ihnen doch endlich, dass Margit alleine im Zimmer zurück geblieben bist, während du mir hinterhergerannt bist. Um dich zu entschuldigen, mich alleine gelassen zu haben. Dass du danach bei mir geblieben bist, eine Stunde lang, um zu reden", ich finde, dass ich bereits weit genug gegangen bin. Alexander will nicht, dass jemand von uns erfährt? Nun gut, dieses Geheimnis würde ich nun allzu gerne für mich behalten, nachdem er mich so schändlich vor allen blamiert und bloß gestellt hat.
    "Ist das wahr?", fragt der Kommissar in die Richtung des Ehepaares.
    "Los, sag es ihm doch, Alexander, oder soll ich fortfahren?", frage ich ihn. Was ist ihm wohl wichtiger? Margit weiterhin zu schützen, oder unser Geheimnis zu bewahren?
    "Bitte, wieso sprechen Sie nicht zu uns?", fragt der Kommissar noch einmal nach.
    In diesem Moment lässt Margit seine Hand los.
    "Er hat Recht, Herr Kommissar. Ich bin alleine zurück geblieben. Aber ich schwöre ihnen, ich habe nichts damit zu tun!", meint sie und bricht noch mehr in Tränen aus.
    "Wenn dem allerdings so ist, wieso haben Sie das nicht gleich gesagt und uns alle belogen? Wie es scheint, haben Sie als einzige kein Alibi!", meint der Kommissar und tritt einen Schritt in ihre Richtung. Sie beginnt heftig zu schluchzen.
    "Eben! Deswegen!", bricht es aus ihr heraus.
    "Ich habe in meiner Jugend eine Dummheit gemacht und bin vorbestraft, ich weiß doch, was das für einen Eindruck hinterlässt!", meint sie und erschreckt mich. Das habe ich nicht gewusst.
    "Und das gibt dir das Recht, jemand Unschuldigen in solch ein Missverständnis zu verwickeln?", mischt sich in diesem Moment Martin ein, der den Kopf dabei schüttelt.
    Plötzlich bekommt alles eine Eigendynamik.
    "Glaubst du, ich weiß nicht, dass Alexander hin und wieder bei dir ist?", ruft sie in meine Richtung. Nun ist sie es, die unsere Affäre, unsere Beziehung, oder was auch immer es ist, auffliegen lässt.
    "Ich bemerke es doch, wenn er wieder einmal spät nach Hause kommt. Aber gerade dieses Wochenende dachte ich, dass alles wieder gut wird! Und dann das!", schluchzt sie. Ich habe nicht geahnt, dass Margit lange schon den Verdacht geschöpft hat, dass Alexander mit mir eine Affäre haben könnte.
    "Du hast doch sowieso gewonnen!", meine ich und breche ebenfalls in Tränen aus.
    "Merkst du nicht, dass er nur zu dir gehalten hat? Dass er mich für dich verraten hat... Ich sehe ein und akzeptiere, dass er dich liebt. Aber musstest du mich deswegen noch mehr verletzen?", fahre ich fort. Schließlich wende ich mich zu Alexander.
    "Nun zu dir, weißt du, was ich die letzten Stunden durchgemacht habe? Kannst du es irgendwie erahnen? Ich soll mich bei dir fallen lassen können? Ins Bodenlose, oder wie?", ich drehe mich weg, aber er läuft zu mir und zieht mich zu sich.
    "Es tut mir ehrlich leid, bitte glaub mir...", sagt er in mein Ohr. Ich drücke ihn weg. Nicht einmal um Verzeihung hat er mich gebeten.
    "Kann ich gehen, Herr Kommissar?", frage ich und dieser nickt zu meiner Überraschung. Als ich gerade aus dem Wohnzimmer hinaus in Richtung Treppe gehen will, um meine Sachen zu packen, hält mich Martin zurück.
    "Nein, bitte geh nicht!", meint er da.
    "Ich muss euch was gestehen..."
     

Ein falsches Spiel
     
    Alle versammelten Gäste, inklusive dem Kommissar und seinen beiden Kollegen starren Martin an, der sich räuspert und rot anläuft.
    "Ich konnte heute nicht ahnen, dass hier alles aus dem Ruder läuft!", beginnt er, als wäre dies der richtige Zeitpunkt für die Rede eines Gastgebers.
    "Ihr kennt mich alle. Manch einer besser, manch einer schlechter. Aber ihr alle wisst, dass ich niemals, nie, nie, für einen von euch etwas Schlechtes wollte!", fährt er fort.
    "Wir alle tragen unsere Geheimnisse mit uns. Belügen die einen, betrügen die anderen...", er pausiert kurz.
    "Und auch ich
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