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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador
Autoren: L. E. Modesitt
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hinwegsehen kann, wenn er auf dem Pferd sitzt. Jeder der weißen Granitsteine ist rechteckig und zwei Ellen lang, eine Elle hoch und annähernd eine breit. Die Mauer misst etwa drei Steinreihen in der Dicke. Lorn blickt nach Südosten, doch dort scheint die Wand nach weniger als einer Meile zu enden, an einem Punkt, der durch ein fünfzig Ellen hohes Granitbauwerk markiert ist, das etwa eine viertel Meile entfernt von der Mauer steht: der südlichste Chaos-Turm. Der Turm ist fensterlos und wirkt trutzig.
    Dann lässt Lorn den Blick nach links schweifen, wo die Mauer sich endlos nach Nordwesten zu ziehen scheint; eine weiße Linie, die immer dünner wird und dann am graugrünen Horizont verschwindet. »Es sieht aus, als könnte jeder dieser Bäume umfallen und die Mauer zerstören.«
    »Wenn es eine gewöhnliche Mauer wäre, könnten sie das wohl. Die Rinde und die äußeren Holzschichten der Stämme splittern ab, aber das Kernholz saugt sämtliches Chaos auf und speichert es für lange Zeit, wodurch alle möglichen Tierarten den Stamm als Brücke benutzen können.« Maran schnaubt. »Um den Baum dann schließlich sachgerecht von der Mauer entfernen zu können, benötigt man eine spezielle technische Ausrüstung. Die Ingenieure haben alle Hände voll zu tun damit. Manchmal findet man auch Samen, die bereits zu keimen beginnen.«
    »Selbst in dem salzigen Boden?«
    »Selbst dort, und manchmal gelangen die Samen und Holzstücke sogar über den Randstreifen hinaus.«
    Lorn wendet den Blick von der Mauer zur Straße. Einer der größten Bäume würde etwas weniger als ein Viertel der Strecke bis zum Beginn des Graslandes bedecken. »Wie oft passiert das?«
    »Dass ein ausgewachsener Stamm umstürzt? Vielleicht zehnmal in einer Jahreszeit – in einer schlechten Jahreszeit, fünf in einer guten. Vor zwei Jahren zählten wir fast sechzig im Herbst. Das waren so viele wie nie zuvor.«
    Lorn runzelt die Stirn. Zwischen zwanzig und vierzig Baumstämme fallen jedes Jahr auf die Mauer. In einem schlechten Jahr könnte das bedeuten, dass fast jeden Achttag einer umstürzt.
    »Riesenkatzen und Wasserechsen sind genauso gefährlich wie eine Horde Barbaren.«
    »Wie viele Lanzenkämpfer verlieren wir jedes Jahr?«, fragt Lorn.
    »In manchen Jahren ist es nur eine Hand voll. Vor zwei Jahren haben wir fast zehn Züge verloren.« Maran zuckt die Schultern. »Das war sehr viel.« Der Major lenkt sein Pferd nach rechts auf die weißen Pflastersteine der zwanzig Ellen breiten Straße, die an der Mauer entlang bis zum Chaos-Turm führt.
    Lorn folgt ihm, Augen und Sinne untersuchen jedoch weiter die Mauer.
    Alle zweihundertfünfzig Ellen befindet sich ein glitzernder Kristallwürfel auf der Mauer, der Chaos über den weiß gewordenen Granit strahlt. Eine stärkere, aber weniger gut sichtbare Chaos-Linie verläuft von Sperre zu Sperre durch die Cupridiumkabel, die mit weißer Keramik umhüllt sind und unter dem Fundament der Mauer verlaufen; es sind die Kabel, die die Würfel miteinander verbinden.
    Die ganze Mauer funkelt nur so vor Chaos und Macht, und doch erscheint sie fast unbedeutend im Vergleich zu der unsichtbaren Mauer aus dunkler Ordnung, die der Verwunschene Wald in sich birgt. Lorn schaudert zwar nicht gerade, aber er fragt sich, wie Maran den Wald einfach so hinnehmen kann. Er schickt seine Chaos-Ordnungs-Sinne nun zu Maran so wie vorhin zur Mauer und muss sich zusammennehmen, um nicht im weißen Ledersattel zu erstarren. Unter dem freundlichen Äußeren und der Uniform des Lanzenkämpfers steckt ein Magier – oder besser gesagt, ein Lanzenkämpfer mit der Macht eines Adepten der zweiten Stufe.
    Lorn setzt ein Lächeln auf. Er hebt den Blick und betrachtet die Straße und das Gebäude, das vor ihnen liegt: ein weißes Granitbauwerk, einer von den Dutzend Chaos-Türmen, die dazu dienen, die Sperrenmauer aufrecht zu erhalten und zu verstärken. Eine niedrige, mit Chaos verstärkte weiße Granitmauer – nach dem Muster der Sperrenmauer erbaut – verläuft vom Chaos-Turm auf geradem Weg zur großen Mauer. Obwohl sich der Turm fast fünfzig Ellen über den toten und versalzenen Boden erhebt, wirkt auch er zwergenhaft im Gegensatz zu dem großen und mächtigen Wald im Hintergrund.
    Welche Art von Chaos-Macht haben die Ehrwürdigen wohl eingesetzt, um den Verwunschenen Wald so einzusperren? Und wie konnte Cyador diese Sperren so lange aufrecht erhalten?
    Mit dem Wissen, dass er mehr Probleme hat, als nur herauszufinden, wie die
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