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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador
Autoren: L. E. Modesitt
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war. Man weiß nur, dass er mittelgroß war, das Gewand eines Oberbuchhalters trug und zehn Goldstücke und eine Handelsplakette der Dyjani besaß.«
    »Zehn Goldstücke? Damit hätte man einen halben Zug Meuchelmörder anheuern können.«
    »Seht Ihr?«
    Luss runzelt die Stirn.
    »Ihr seht es ein. Es gibt in diesen Fall zwei wichtige Tatsachen. Erstens: Wer auch immer diesen Shevelt getötet hat, möchte vermeiden, dass die Tat auf ihn – oder sie – zurückgeführt werden kann. Shevelt stellte eine Gefahr für jemanden dar. Oder er wusste etwas. Aber das ist vermutlich ohne Bedeutung. Der Grund könnte auch eine Frau gewesen sein. Oder eine Beleidigung. Einfach alles. Aber … da gibt es jemanden, der das Risiko auf sich genommen hat, eine Handelsplakette zu stehlen, und dem es zehn Goldstücke wert war, einen brystanischen Säbel in eine Lanzenkämpferwaffe zu verwandeln. Doch niemand ist mit dieser Waffe getötet worden. Und die Klinge war nicht einmal fertig, als der Mord an Shevelt verübt wurde.«
    Luss schüttelt den Kopf.
    »Noch etwas …«
    Luss starrt den Kaiserlichen Handelsberater mit harten Augen an.
    »Der Geselle, der mit dem Buchhalter verhandelte, schwört, dass der Mann nichts von Klingen verstand. Ich glaube, Ihr wisst, was das bedeutet.«
    »Ich befürchte, ja. Da steckt mehr dahinter und es ist nicht nur eine Person darin verwickelt.«
    »Dann würdet Ihr es nicht falsch verstehen, wenn ich diese Sache mit Lektor Kharl bespreche?«
    »Vielleicht sollten wir das gemeinsam tun«, schlägt Luss vor.
    »Ein höchst exzellenter und ehrenwerter Vorschlag, Hauptmann-Kommandant.« Bluoyal wischt sich das Gesicht mit einem schimmernden grünen Tuch ab. »Höchst exzellent.«

 
IV
     
    I m frühen Morgenlicht reitet Lorn neben Maran; die beiden Lanzenkämpferoffiziere nähern sich der Mauer, die den Verwunschenen Wald in Schach hält. Lorn reitet einen mittelgroßen, weißen Wallach und Maran einen mürrischen weißen Hengst, dessen Schulter drei Handbreit höher ist als die des Wallachs.
    »Ihr habt Glück, es ist klar heute«, bemerkt Maran. »Im Winter haben wir es hier häufig mit Morgennebel zu tun, besonders um die Mauern herum. Das kann zum Problem werden, wenn der Wald versucht, einen umgestürzten Stamm als Fluchtbrücke zu benutzen, denn man bemerkt es erst, wenn es zu spät ist, die Riesenkatzen schon entkommen sind und Vieh und Bauern getötet haben – oder wenn eine Wasserechse ein ganzes Gespann gerissen hat.«
    Lorn nickt, er lauscht aufmerksam den Worten und versucht sie im Gedächtnis zu behalten, aber weder bejaht er, was der Major sagt, noch lehnt er es ab.
    Selbst aus einer Entfernung von einer Meile scheint sich der Verwunschene Wald bis in den Himmel zu erstrecken, eine Anhäufung von Grün, die mehr wie eine dunkle, niedrige Wolke wirkt als wie ein Wald. Die Krone des Waldbaldachins reicht mindestens zweihundert Ellen in den Himmel und die Sperrenmauer wirkt dagegen wie eine dünne, schimmernde weiße Linie, welche die Bäume umsäumt.
    Das Grasland, durch das die schmale Straße verläuft, verschwindet allmählich und die weißen Pflastersteine des Weges in Richtung Mauer verlaufen durch gräulich weißen Schmutz, der das rote Chaos von versalzener, toter Erde verströmt. Der leichte Wind wirbelt hier und da pulvrige Erde über die Straße. Lorn kann deutlich ein Rest-Chaos fühlen, vermutlich stammt es von Feuerlanzen oder von Magierblitzen oder vielleicht auch von den speziellen Feuerkanonen, die Maran am vorigen Nachmittag erwähnte.
    »Sie ist wahrhaft erstaunlich, wenn man sie das erste Mal zu Gesicht bekommt«, meint Maran. »Kaum zu glauben, dass jemand in der Lage ist, etwas so Großes und Langes zu bauen. Man darf nicht vergessen, dass der unterirdische Teil der Mauer zehnmal so tief reicht wie das, was wir hier sehen.«
    Als sie sich der Wand nähern, blickt Lorn hinauf zu den Bäumen mit den dunklen Stämmen, die in gleichmäßigem Abstand hinter der Mauer stehen. Die Stämme scheinen nicht weniger als dreißig und nicht mehr als vierzig Ellen voneinander entfernt gepflanzt worden zu sein. Auf der Höhe des oberen Mauerrands schätzt Lorn den Durchmesser der Stämme auf zehn bis fünfzehn Ellen.
    Maran bringt seinen weißen Hengst gut fünfzig Ellen vor der Mauer zum Stehen und Lorn folgt dem Beispiel des Majors.
    Von dort kann Lorn die Mauer genauer studieren: Es handelt sich um einen Wall mit einer Höhe von etwa fünf Ellen, sodass Lorn gerade darüber
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