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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador
Autoren: L. E. Modesitt
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die Tore aus Weißeiche, sie sind zwar sorgfältig geölt und poliert, aber doch alt, wie die tiefgoldene Farbe verrät. Zwei Spiegellanzenkämpfer stehen vor jeder der zehn Ellen hohen Säulen, die Tore selbst sind nach innen in den Hof hinein geöffnet; ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie nicht dafür gebaut sind, einer wirklichen Belagerung standzuhalten.
    »Wir halten vor dem Tor, Sers«, verkündet der Fahrer der offenen Kutsche. »Das macht insgesamt vier Kupferstücke.«
    »Danke.« Lorn gibt ihm fünf Kupferlinge, öffnet die halbe Tür vorsichtig, damit sein Säbel nirgends dagegen schlägt, und geht über die Granitpflastersteine zum offenen Gepäckträger der Kutsche, wo er seine zwei grünen Taschen herausholt. Einem Gefühl folgend, blickt er nach unten. Die Pflastersteine sind glatt und sauber, wie überall in Cyador, aber sie scheinen von feinen Haarrissen durchzogen zu sein.
    »Ser … ich kann selbst bezahlen …«, meint der Unteroffizier, der ebenfalls nach seiner Tasche greift.
    »Das stimmt, Nythras, aber betrachtet es als einen Gefallen, den Ihr zurückzahlt, wenn Ihr einmal Hauptmann seid«, erwidert Lorn mit einem Lächeln.
    »Danke, Ser.«
    Keiner der beiden Wächter würdigt die zwei Offiziere eines Blickes, als diese durch die Tore schreiten. Im Innenhof angekommen, bleibt Lorn stehen und blickt Richtung Norden auf die weitläufigen ein- und zweistöckigen, weißen Granitgebäude innerhalb der viereckigen Mauern, welche jeweils mindestens eine Meile lang sind. Der Kasernenhof in Geliendra ist zweimal so groß wie der in Syadtar … wenn nicht sogar größer.
    Der Unteroffizier blickt Lorn von der Seite an.
    Lorn lächelt. »Auch für mich ist es neu, Nythras.«
    Obwohl sie sich mitten im Winter befinden, ist die Luft warm, so warm wie im Spätfrühling in Isahl und so feucht wie der Seewind, der im Hafen von Cyad weht. Lorn atmet langsam ein, um die verschiedenen Düfte und Gerüche zu erkennen, eine Mischung aus verfaulendem Stallstroh, Freesien und anderen Blütendüften, die er nicht kennt.
    Lorn studiert für einige Augenblicke die Anordnung der Gebäude und geht dann zielstrebig auf das erste große, weiß gestrichene Haus zu. Er hat zwar bemerkt, dass Offiziere und Soldaten in einem Gebäude weiter hinten ein und aus gehen, doch Lorn entscheidet sich für das erste Haus. Er duckt sich durch den Eingang und findet sich vor einem Untertruppenführer wieder, der am Ende des kurzen Flurs an einem schmalen Tisch sitzt, so ähnlich wie Kielt in Isahl.
    Der Truppenführer blickt auf. »Hauptmann, Ser?«
    »Hauptmann Lorn. Ich melde mich zum Dienst. Ist dies das Hauptquartier des Kommandanten?«
    »Äh … ja, Ser.«
    »Wo soll ich mich melden?«
    »Drei Häuser weiter, Ser, der zweite Eingang.«
    »Danke.« Lorn lächelt und geht wieder hinaus. In der feuchtwarmen Luft Geliendras und besonders mit der Winteruniform in der direkten Sonne beginnt er langsam zu schwitzen. »Drittes Haus«, teilt er dem Unteroffizier mit.
    »Ihr habt gewusst, dass es nicht das erste Gebäude ist, nicht wahr?«
    »Nein, das nicht. Aber es geht schneller, wenn man fragt, anstatt alle Eingänge auszuprobieren.« Lorn grinst. »So erweckt man nur einmal den Anschein der Unwissenheit.«
    Lorn geht voran auf dem Weg zum dritten Gebäude, ein niedriges, einstöckiges Granithaus, das trotz der Sauberkeit und der geraden Linien alt wirkt. Ein beleibter Truppenführer – der dickste Lanzenkämpfer, den Lorn jemals zu Gesicht bekommen hat – bläht sich hinter dem breiten Tisch auf, auf dem bestimmt zehn Holzkästchen stehen, die überquellen vor Papier. Er blickt auf, als die zwei Offiziere eintreten.
    »Können wir uns hier zum Dienst melden?«, fragt Lorn.
    »Ja, Ser.« Die Stimme des Truppenführers entpuppt sich als sanfter Tenor.
    »Hauptmann Lorn meldet sich zum Dienst, Truppenführer.« Lorn lächelt ungezwungen.
    »Unteroffizier Nythras«, fügt der schwarzhaarige junge Offizier hinzu.
    Lorn zeigt seinen Siegelring vor und reicht dem Truppenführer die Befehle. Nythras tut es dem Hauptmann gleich.
    »Truppenführer Kulurt, Sers.« Der dicke Lanzenkämpfer überfliegt die zwei Schriftrollen, bevor er weiterspricht. »Hauptmann Lorn …« Der Truppenführer nickt, worauf seine dicken Hängebacken heftig zittern. »Kommandant Meylyd erwartet Euch. Er hat mich gebeten, ihm sofort Bescheid zu geben, wenn Ihr angekommen seid. Wenn Ihr Euch einen Augenblick gedulden wollt …«
    Lorn nickt.
    Kulurt hievt sich aus
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