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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
Autoren: Claudio Paglieri
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bestellen?«
    »Ich trinke nichts, wenn du dafür ißt.«
    »Ach komm, was soll denn das heißen?«
    »Wirklich. Wenn du ersten und zweiten Gang, Beilagen und Dessert verputzt, rühre ich keinen Tropfen an.«
    Marco Luciani schnaubte und warf noch einmal einen Blick auf die Kreidetafel mit dem Tagesangebot. Sandro Baffigo schien sich
     köstlich zu amüsieren, eine Stunde vorher hatte der Kommissar ihn im Krankenhaus abgeholt, und der Journalist hatte darauf
     bestanden, daß sie die Lösung des Falles feierten; in einem Lokal, das bis spät geöffnet |408| hatte, wo man essen, trinken, Musik hören und sich im Bauchnabel der Kellnerin verlieren konnte. Baffigos Genesung grenzte
     an ein medizinisches Wunder, auch die Ärzte hatten dafür keine Erklärung.
    »Ich nehme einen ersten Gang und ein Dessert. Das ist das Äußerste«, sagte der Kommissar.
    »Einverstanden, dafür verzichte ich auf die Flasche und bestelle offenen Wein. Vier Gläser.«
    »Was? Ein Glas, höchstens.«
    »Drei.«
    »Zwei.«
    »Einverstanden, zwei. Aber einen guten, und du bezahlst.«
    Sie gaben der Kellnerin ein Zeichen, und kaum war sie mit der Bestellung weg, ergingen sie sich in Einlassungen zu ihrem Nabel
     und zum Rest. Baffigo fragte nach Neuigkeiten von Sofia Lanni, der Kommissar runzelte die Augenbrauen und blies die Backen
     auf.
    »Hab verstanden, Themawechsel. Was, meinst du, wird dein Freund Delrio jetzt unternehmen?«
    »Inwiefern?«
    »Nun, ihm stehen viele Möglichkeiten offen … Er kann Adelchi hart rannehmen und unter Anklage stellen, weil er Beweise manipuliert
     und die Ermittlungen behindert hat. Aber er würde keine hohe Strafe erreichen, und vielleicht wäre es für ihn klüger, mit
     Adelchi sanft zu verfahren und dafür zu sorgen, daß er gegen Rebuffo und Genossen aussagt. Du hattest erzählt, Delrio wolle
     gegen die Korruption im Profifußball vorgehen, um sich einen Ruf zu verschaffen, der ihn in juristischen und politischen Kreisen
     weiterbringt. Oder er kann eure Erkenntnisse nutzen, um – über Rebuffo – Angelini und anderen Seilschaften ein bißchen Druck
     zu machen, er könnte den Profifußball heraushalten, wenn man ihm dafür eine sofortige |409| Beförderung und größeres Gewicht in der Staatsanwaltschaft garantiert.«
    Marco Luciani schüttelte den Kopf: »Ist es nicht unglaublich, daß die Dinge immer so kompliziert sind, selbst wenn alles geklärt
     scheint? Wie dem auch sei – ich denke, daß Delrio mit Angelini und Rebuffo verhandeln wird, am Ende gilt immer noch das alte
     Sprichwort: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Ich wette, er wird bei der Pressekonferenz den Originalzettel vorzeigen,
     den mit den Eckbällen, und wird den anderen mit keinem Wort erwähnen, ebensowenig wie Adelchis Erpressungsversuch.«
    »Ja, das denke ich auch«, sagte Baffo und hob sein Glas, »aber du wirst sehen, daß früher oder später ein Journalist, der
     nichts zu verlieren hat, die ganze Geschichte erzählen wird. Immer vorausgesetzt, daß du einverstanden bist, das ist klar.«
    Der Kommissar stieß mit dem Freund an: »Auf die Gesundheit. Auf deine und meine natürlich. Und daß unsere speziellen Freunde
     der Schlag treffen möge.« Er trank sein Lemonsoda auf ex, dann sprach er weiter: »Aber wenn ich ehrlich sein soll: Was Delrio,
     Rebuffo und all die anderen anstellen, das geht mir sonstwo vorbei. In all den Jahren habe ich genug von diesen Spielchen
     gesehen. Ich wollte die Wahrheit, meine Wahrheit, und die habe ich gefunden. Es war genau die, die ich suchte, und für mich
     hat sie eine gewaltige Bedeutung. Da können die anderen sich ruhig die aussuchen, die ihnen am liebsten ist.«
    Baffigo ließ in seinem Degustiergläschen den Sagrantino kreisen. Er beschnüffelte ihn, trank ihn in kleinen Schlucken: »Sag
     mal … bist du nie auf den Gedanken gekommen, daß Ferretti den Zettel speziell für dich geschrieben haben könnte? Ich meine,
     ist es nicht möglich, daß er wußte, daß du Chef der Mordkommission in Genua geworden bist, und daß er beschlossen hatte, sich
     hier |410| umzubringen, weil er wußte, daß du ihn dann finden würdest?«
    Marco Luciani schnaubte ein wenig. »Ach … um ehrlich zu sein, daran gedacht habe ich schon. Er könnte mich auf einem Zeitungsfoto
     erkannt haben, wer weiß, bei irgendeinem früheren Fall. Aber wenn er das Seil an jenem Morgen gekauft hat, heißt das, daß
     der Selbstmord nicht geplant war. Und seine Botschaft hätte mich auf jeden Fall
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