Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
Autoren: Claudio Paglieri
Vom Netzwerk:
er Rebuffo, Colnago und die anderen erpreßte. Allerdings brauchte
     er dafür eine konkrete Anschuldigung, einen Zettel, auf dem der Schiedsrichter diese Leute direkt beim Namen nannte. Den |400| besaß er nicht, nur einen Zettel, auf dem stand: ›Drei Ecken ein Elfer‹.«
    Delrio runzelte die Brauen: »Wie bitte?«
    »›Drei Ecken ein Elfer.‹ Der Kommissar kann Ihnen besser erklären, was das bedeutet.«
    Marco Luciani räusperte sich. »Ach«, sagte er, »das ist eine Regel, die beim Kicken unter Kindern gilt, wenn man zum Beispiel
     drei gegen drei spielt, auf ein Garagentor, mit einem einzigen Torwart.«
    Delrio schaute ihn verwundert an. Als Kind war er wohl nicht gerade eine Sportskanone gewesen, sondern hatte die meiste Zeit
     über Büchern gehockt.
    »Das ist im Grunde eine Regel, um die offensivere und bessere Mannschaft zu begünstigen, für jede dritte Ecke, die man sich
     erarbeitet, bekommt man einen Elfmeter. Es ist ein kindlicher Versuch, das ungerechteste Spiel der Welt ein bißchen gerechter
     zu gestalten. In dieser Lesart scheint mir Ferrettis letzte Botschaft ziemlich explizit zu sein.«
    Delrio nickte gewichtig, Giampieri fuhr fort: »Adelchi hob den Zettel auf, präparierte aber einen zweiten für Rebuffo und
     Colnago: Er ahmte Ferrettis Handschrift nach und schrieb, daß er sich wegen seiner Schuldgefühle umbrächte, dafür, daß er
     sich von ihnen hatte korrumpieren und manipulieren lassen. Er überreichte dem Manager und dem Schiedsrichterobmann Fotokopien
     des gefälschten Briefes und sagte sinngemäß: ›Verehrte Herrschaften, bis zum heutigen Tag habe ich euch still auf dem Feld
     gedient, aber Geld und Ruhm kamen fast ausschließlich Ferretti zugute. Jetzt wollte er euch linken, aber ich habe euch gerettet.
     Das Original dieses Schreibens ist an einem sicheren Ort, sorgt dafür, daß ich es nie hervorholen muß, denn ich bin sicher,
     daß sich eine Menge Leute dafür interessieren würden.‹«
    »Eine Erpressung, um Karriere zu machen.«
    |401| »Genau«, bestätigte Giampieri, »wir erkannten das Motiv, als wir hörten, daß Adelchi zum Schiedsrichterlehrgang zugelassen
     worden war und daß er nächstes Jahr in der dritten oder vielleicht sogar zweiten Liga anfangen sollte. Sein Kollege Cavallo
     bestätigte, daß dies ein absolut anomales Prozedere ist und daß der Linienrichter einen besonderen Trumpf in der Hinterhand
     haben mußte.«
    Delrio lächelte: »Mir scheint alles klar. Wie ich Ihnen in einem völlig unverdächtigen Moment sagte, lieber Herr Kommissar:
     Der Ehrgeiz ist der Motor der Welt. Und wissen Sie, welche Moral man aus dieser Geschichte ziehen kann?«
    Marco Luciani sah ihn fragend an.
    »Man darf sich keinen allzu ehrgeizigen Stellvertreter halten. Das gilt für Ferretti und Adelchi, für Sie und diesen jungen
     und kompetenten Vizekommissar und ebenso für Angelini und mich. Adelchis Beförderung wird wohl ausfallen, aber die beiden
     anderen stehen meines Erachtens vor der Tür …«
     
    Als der Staatsanwalt, aus der Garage des Polizeipräsidiums kommend, das von Reportern belagerte Tor passierte, ließ er höflich
     das Seitenfenster heruntergleiten, um den Kameraleuten zuzulächeln und die Pressekonferenz für den nächsten Vormittag zu bestätigen.
     Daß man den Linienrichter in Haft genommen hatte, war kein Geheimnis mehr, und wahrscheinlich würden alle Zeitungen die Geschichte
     in Grundzügen nachzeichnen können. Aber bevor Delrio den Fall offiziell zu den Akten gab und ihre Fragen beantwortete, wollte
     er einige Details geklärt haben. Er hatte den Ermittlern gesagt, daß er die Sache überschlafen mußte, und sie gebeten, oder
     besser gesagt: ihnen unmißverständlich befohlen, den Mund zu halten und keine Einzelheiten durchsickern zu lassen.
     
    |402| Giampieri stellte leise das Radio an, die ersten vier Sender brachten nur Werbung, dann endlich fand er Musik. Marco Luciani
     schwieg, er sah besorgt aus.
    »Was ist mit dir? Es ist doch alles gut ausgegangen, oder?«
    »Ja, klar, aber ich habe etwas vergessen … Hat dich eine Verkäuferin aufgesucht?«
    »Eine Verkäuferin?«
    »Ja, sie sollte eine Aussage machen. Um mich zu entlasten.«
    Giampieri schob die Unterlippe vor. »Ich habe niemanden gesehen. Was steckt da dahinter?«
    »Ach, nichts Wichtiges.« Vielleicht hatte die Zeugin am Ende Angst bekommen, als sie sah, daß er ihr nicht recht glaubte.
     Oder vielleicht war Sofia Lanni zu dem Schluß gekommen, daß es sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher