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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Autoren: Tommy Heuss
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ein, denen er Autorität, Status und Bedeutung beimisst. Dazu gehören das vorgereckte Kinn und der ausgestreckte Zeigefinger. Für die Fotografen und Fernsehkameras entwickelt Guido das ihm eigene Grinsen, das man von weitem schon sehen kann. Es wird sein Alltagsgesicht für die nächsten Jahrzehnte werden. Die Aufmerksamkeit seiner oftmals nur notgedrungenen Zuhörer erzwingt sich Guido durch Lautstärke und Aufdringlichkeit. Er hält seine Stimme überdurchschnittlich hoch und streift ständig die Alarmfrequenz. Statt in flüssigen Worten spricht er an besonders wichtigen Stellen mit einer gleichbleibenden Überbetonung jeder einzelnen Silbe, die er dem Publikum in den Gehörgang hämmert. Seinen Akustikterror untermalt er zusätzlich mit Fingerzeigen, Fuchteln, Deuten und Posen. Zum Schluss ein bestimmendes Nicken ins Publikum. Was Guido inhaltlich von sich gibt, ist ebenfalls nur auf kurzfristige Wirkung aus. Kaum einer seiner Sätze hat über den Tag hinaus Bestand und wenig von dem, was er sagt, hält einer späteren Überprüfung stand. Guido lernt, sich auch in dieser Hinsicht zu perfektionieren. Im Laufe der Zeit weiß er genau, wie er bestimmte Schlüsselworte einbauen muss, damit sein Publikum glaubt, mit ihm einer Meinung zu sein.
    An aggressiven Vorwürfen fehlt es in Guidos Verlautbarungen auch nicht. So sehr er für sich ständig die guten Sitten in Anspruch nimmt und von anderen »Manieren« oder »Benehmen« einfordert, so wenig kennt er selbst Scham beim Verdrehen von Inhalten und der Konstruktion von Unterstellungen.
    Guido entwickelt sich zu einem gnadenlosen Populisten. Den politischen Mietnomaden in der FDP ist das recht. Sie können den medienwirksamen Lautsprecher gut für ihre Zwecke gebrauchen und haben die passende Aufgabe für ihn. In ihrem Krieg gegen den Staat, die Steuern und den Sozialismus ist Guido ihr General.

General Guido der Große
    WenigeTage vor seinem 33 . Geburtstag hat Guido den erhofften Karrieresprung geschafft. Ein Sonderparteitag der FDP wählt ihn am 12.12.1994 in Gera zum Generalsekretär der FDP. Er gehört nun zu den Großen. Und die machen ihm gleich ein schönes Einstandsgeschenk. Rund 1 6 00 0 Mark monatlich bekommt der frisch erkorene Leistungsträger für seinen neuen Job als Generalsekretär. Dafür ist von nun an das Sekretieren auch seine offizielle Aufgabe.
    Die Lautstärke, die bislang schon sein Markenzeichen war, wird nun vollends zum Programm. Und Westerwelle begreift schnell, wofür er sein Gehalt bekommt. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ruft er die FDP zur »Steuersenkungspartei« aus.
    Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, Lügenbaron, Bodenwerder »Ich ziehe den Hut und gebe mich geschlagen. Guido Freiherr von Westerwelle stellt all meine Leistungen in den Schatten. Sein Konzept der Steuerreform erinnert mich daran, wie ich einmal einen Dukaten im Garten verlor und tags darauf ein ganzer Baum daraus gewachsen war.«
    Zuerst hat man es bei der FDP auf den Solidaritätszuschlag für den Osten abgesehen. Zudem will man die Kohlesubventionen abschaffen, denn bei der FDP mag man Subventionen generell nicht so sehr. Aber es wäre nicht die FDP, wenn es keine Ausnahmen gäbe. Denn gleichzeitig will die FDP eine neue Subvention einführen: Wer privat zuhause Personal beschäftigt, soll dafür steuerlich begünstigt werden. »Dienstmädchen-Privileg« nennen die Medien das Vorhaben. Westerwelle gibt als Grund dafür an, dass man Arbeitsplätze schaffen wolle, und nimmt den Mund in gewohnter Manier erst einmal richtig voll. Bis zu einer Million neuer Arbeitsplätze sieht er entstehen. Selbst die Fachleute, die es mit der FDP gut meinen, gehen von maximal rund 6 0 00 0 Arbeitsplätzen aus. Dem stehen Steuerausfälle von 28 0 Millionen Mark entgegen. Aber das schert Westerwelle nicht sonderlich. Er hat mittlerweile gelernt, dass man in der Politik viel erzählen kann, ohne sich ernsthaft dafür rechtferigen zu müssen.
    Ernst wird es allerdings, wenn der Staatsanwalt vor der Tür steht. Das ist bereits im Januar 1995 der Fall, wie der Spiegel berichtet. Es stellt sich heraus, dass Westerwelle Senior im Jahr 1983 für den damals 23-jährigen Filius ein Konto eröffnet hat, für das der Vater eine Vollmacht erhält. Dorthin transferiert der alte Heinz Geld von einem anderen Konto, das er auflöst. Die Steuerfahndung vermutet Schwarzgeld aus Westerwelles Kanzlei. Vater Westerwelle streitet dies ab und erklärt, es handle sich vielmehr um
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