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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Autoren: Tommy Heuss
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die Pferde müssen tagsüber im Freien auf der Koppel vor dem Haus stehen.
    Als er gerade einmal acht Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden. Guido zieht mit seinem Vater in die Bonner Innenstadt. Der Junge steht kurz davor, auf die schiefe Bahn zu geraten. Jahre später wird er in einem schonungslos offenen Interview mit dem kriminalistischen Fachblatt Bunte öffentlich eingestehen, dass er damals auch schon mal Steinchen ans Fenster warf und Kirschen aus dem Garten stibitzt hat.
    Der Vater zieht sich mit seinem Sprössling gern aufs Land zurück. Seither ist der Hunsrück Guidos zweite Heimat. Der dünn besiedelte Flecken im äußersten Westen zählt zu den unterschätzten Regionen Deutschlands. Die weitgehend unberührte Naturlandschaft wird überhaupt erst 1938 von Hermann Göring für die Zivilisation entdeckt, dem Deutschen Reich einverleibt und mit der Hunsrückhöhenstraße für den deutschen Frankreichtourismus erschlossen.
    Hier, wo einst der berüchtigte Räuber Schinderhannes sein Unwesen trieb, findet Guidos Vater Heinz Entspannung, wenn ihm seine Bonner Strafrechtskundschaft zu viel wird. Im Hunsrück hat der Senior ein Grundstück mit Mühle, wo er seine Pferde und wochenends auch Guidolino abstellen kann. Der darf auf die Wochenendausflüge so viele Freunde mitnehmen, wie er hat. Mit Vater und Bruder passen am Ende alle in ein Auto. Strom gibt es in der romantischen Abgeschiedenheit des Waldes nicht, aber Guido hat auch noch kein Handy, um die Welt mit SMS vollzustopfen, also halb so schlimm. Und trotz der vorhandenen Sauna ist es ein schlichtes Leben unter einfachen Menschen, dem sich die Westerwelles aussetzen. Von Bonner Großstadtambiente keine Spur. Wenn man sich kulinarisch einmal etwas Besonderes gönnt, dann ist es das Schnitzel Hawaii in der Bahnhofsgaststätte von Bernkastel-Kues. Aber viel lieber kocht die Männerrunde dort selber Spaghetti oder grillt, wie Guido dem Magazin Cicero etliche Jahre später enthüllt. Sogar geraucht will man dort unter den strengen Augen von Vater Heinz haben.
    Der grünen Beschaulichkeit des Hunsrück steht unter der Woche der graue Schulalltag entgegen. Um diesem Grau zu entfliehen, bemüht Guido sich früh, im Unterricht aufzufallen. Allerdings weniger durch Leistung als durch Lautstärke und Geltungsdrang. Als Kind zweier Juristen hat er die Rechthaberei offensichtlich mit der Muttermilch eingesogen. Das hilft jedoch nicht bei den Noten. Westerwelle wird wegen mangelnder Leistung vom Gymnasium auf die Realschule verfrachtet. Heute stellt er dabei immer die Verbindung zur Scheidung seiner Eltern her und erzählt zudem gerne, dass er damals vor Kummer auch noch ganz dick geworden ist. Aber Guido ist aus einem ganz anderen Grund der Außenseiter. Es ist ihm nicht genug, dazuzugehören. Er will unbedingt etwas Besseres sein. Die Versetzung auf die Realschule hat ihn im Innersten getroffen. Als die Realschule dem Ende entgegengeht, strengt er sich zumindest so weit an, dass er es nach der mittleren Reife wieder aufs Gymnasium schafft. Seine Leistungen dort sind erneut nur mäßig, übermäßig ist hingegen sein stetig wachsender Geltungsdrang. Bei vielen Mitschülern und Lehrern ist er gleichermaßen unbeliebt, weil er ständig und ungefragt dazwischenquatscht und überall seinen Senf dazu gibt. Westerwelle spielt in der Theater-AG mit und findet mit der Schülerzeitung eine weitere Plattform dafür, seine Umwelt an seiner Einzigartigkeit teilhaben zu lassen. Er spielt sich nicht nur im Theater unaufhörlich in den Vordergrund, sondern will auch sonst im Mittelpunkt stehen und sich präsentieren. Es ist die Geburtsphase eines narzisstischen Selbstdarstellers. Seine schulischen Leistungen bleiben bis zum Schluss hinter seinen Ansprüchen zurück, seine Abiturnoten sind nach Ansicht eines Lehrers »bestenfalls durchschnittlich«. Die Mitschüler machen sich ihr eigenes Bild von ihm. In der Abiturzeitung werden Guido und Elsa Westerwelle nebeneinander mit herausgestreckter Zunge abgebildet. Bei Elsa handelt es sich um ein großmäuliges Rindvieh.
    Für den Dienst an der Waffe ist der junge Leistungsträger nach Ansicht der Bundeswehr nicht zu gebrauchen, und so muss er nach Ende seiner Schulzeit entscheiden, welchem Zweck er sein weiteres Leben widmen will. Anfangs spielt Westerwelle noch mit dem Gedanken, Künstler zu werden. Passend zu seinem Drang nach Rechthaberei schreibt sich Guido für das kommende Jahr schließlich doch zum Studium der
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