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FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie

Titel: FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Autoren: Tommy Heuss
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Geld, das er zur Seite gelegt habe, um für den Sohn ein Gestüt zu erwerben. Das Verfahren verläuft im Sande, weil bei den Banken keine Unterlagen zu den Vorgängen aus den frühen Jahren vorhanden sind. Vater Westerwelle darf als unschuldig gelten, ist jedoch zutiefst empört. Der nach Ansicht von Guido »unpolitische« Mann vermutet »linke Bazillen« hinter den Ermittlungen.
    In der FDP geht man gelassen mit dem Thema um, man hat ja Erfahrung damit. Dem damals bereits verurteilten Steuerbetrüger Otto Graf Lambsdorff soll in kleinem Kreise sogar eine Träne ins Auge gestiegen sein, als er einige Wochen später von der Einstellung des Ermittlungsverfahrens hört. Nun kann er sicher sein: »Guido ist wirklich einer von uns.« Guidos gute Laune ist nur kurz getrübt. Er ist viel zu sehr rheinische Frohnatur, als dass er die neuen Möglichkeiten seines Amtes nicht allzu gerne bei jeder Gelegenheit ausprobiert.
    Das nächste Treppchen auf dem Weg zur ganz großen Bühne nimmt Westerwelle bereits zwei Jahre später. In einem Mitgliederentscheid stimmen zwei Drittel der Liberalen für den »großen Lauschangriff«. In der Freiheitspartei scheint sich die Meinung durchgesetzt zu haben, dass erst einmal die Polizei und Nachrichtendienste mehr Freiheiten brauchen. Westerwelle war entsprechend der allgemeinen medialen Stimmung nach außen gegen den Lauschangriff, profitiert aber unmittelbar vom einsetzenden Personalkarussell. Die damals schon überforderte FDP-Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger tritt zurück. Ihr Staatssekretär wird zum Präsidenten des Europäischen Patentamtes gemacht, der neue Staatssekretär muss für dieses Amt sein Bundestagsmandat abgeben – und Guido bekommt es. Er zieht 1996 als Nachrücker aus Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein. Der Staat überweist ihm nun monatlich nochmals 1 1 00 0 Mark sowie die steuerfreie Aufwandspauschale von mehr als 600 0 Mark. Das beschwingt die Laune des frisch gebackenen Volksvertreters und befriedigt auch seine persönliche Eitelkeit. Schon immer hat er nach Ämtern und Titeln gelechzt. Jetzt darf er sich selbst »Abgeordneter des Deutschen Bundestages« nennen und tut dies entsprechend gerne und oft auch in dieser ausführlichen Form. Er spricht in seinen Reden vor dem Parlament gerne vom »Hohen Hause«, dem er angehört. Überhaupt spielt er sich gerne zum Gralshüter der guten Sitten auf. Stil, Etikette, Manieren sind Dinge, die er bei allen anderen vermisst oder bemängelt. Bei Westerwelle führt dies regelmäßig zu einer künstlichen Entrüstung, die er mit lautstarken Worten untermalt. Er hat zu allem und jedem etwas zu sagen. Die Nadel seines inneren Kompasses schlägt eher nach tagesaktueller Erregbarkeit aus. Den Medien gefällt das. Sie finden bei Westerwelle immer etwas zu schreiben oder zu senden, das für Aufregung sorgt. Der nun zu den Besserverdienenden gehörende Guido genießt die Aufmerksamkeit, die seiner Person geschenkt wird. Westerwelle und die Medien bilden über lange Zeit eine sich selbst ständig neue Nahrung gebende Symbiose. Von nun an ist der Deckel endgültig runter vom abgestandenen FDP-Honig, und Guido kommt über den Rand heruntergeflossen.
    Hinter Westerwelles hohlem Gerede macht sich in dieser Zeit das eindimensionale Weltbild bemerkbar, für das er sich entschieden hat. Hinter zahlreichen blumigen Worten, oberflächlichen Allgemeinheiten und verlogener Zweideutigkeit legt der Jungdynamiker dieses Weltbild 1998 wenige Monate vor der Bundestagswahl in seinem Buch Neuland nieder. Dort teilt er die Welt in Gut und Schlecht ein. Gut findet Westerwelle Freiheit und Leistung, insbesondere Privatisierung und Gewinne. Schlecht sind für ihn Steuern, Subventionen und Schulden, zudem auch Vorschriften ganz allgemein und der Staat im Besonderen. Genau jener Staat, auf dessen Kosten der selbst ernannte Leistungsträger Westerwelle in seinem bisherigen Leben fast ausschließlich gelebt hat.
    Besonders gerne spricht Guido in diesem Zusammenhang von der »deutschen Krankheit«. Und er wäre nicht Doktor Westerwelle, hätte er nicht die passenden Rezepte und Tinkturen dagegen.
    Von Lambsdorff hat er sich die Sprüche gemerkt, dass Leistung sich lohnen müsse und die Marktwirtschaft alles schon richten wird. Mehr braucht Westerwelle fast nicht zu seinem persönlichen Glück. Die wenigen Dinge, für die Westerwelle also tatsächlich steht, entstammen einer verflossenen Zeit. Seine Aufgabe wird es zukünftig sein, dem politischen
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