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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
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geübt. Ach du meine
Güte, schauen Sie mich doch nicht so merkwürdig an. Also gut, ich bin auf der
Suche nach einer Frau, und eine Frau findet man gewöhnlich während der Saison.«
    »Aber es
gibt doch überall Damen.«
    »Vielleicht
keine, die meinem Rang entspricht.«
    »Aber
bestimmt sind doch Charakter und ... und ... gutes Benehmen und Ehrlichkeit
... und ... und oh, Humor und solche Dinge wichtiger als Rang.«
    »Ich habe
einen sehr großen Haushalt. Die Dame, die ich heirate, muß eine gute
Gastgeberin sein, geistreich, gut angezogen und amüsant.«
    Frederica
schwieg.
    Sie hatte
das Gefühl, daß sie gehen sollte. Sie spürte undeutlich, daß dieser düster
blickende Herzog gefährlich war. Aber sie merkte, daß er sie anschaute, und sie
war zu befangen, um aufzustehen.
    »Und Sie,
Miß Armitage«, ertönte seine Stimme, »haben Sie vor, London in dieser Saison zu
besuchen?«
    »Nein, ich
werde arbeiten ... anderswo.«
    »Aber Sie
haben doch vor zu heiraten?«
    »Nein, Euer
Gnaden.«
    »Brauchen
Ihre Eltern Sie nicht zu Hause?«
    »Nein, Euer
Gnaden. Meine Mutter ist tot, und mein Vater hat genug Dienerschaft.«
    »Mögen Sie
Männer nicht?«
    »Ich
fürchte, Euer Gnaden, daß die Herren mich nicht mögen. Ich bin nicht besonders
ansehnlich.«
    »Quatsch«,
entfuhr es ihm. »Sie haben alle erdenklichen Anlagen. Sie haben einfach noch
nicht gelernt, wie man sie nutzt. «
    Mit einem
Mal war Frederica bestürzt über die Vertraulichkeit der Unterhaltung – und,
ernüchtert von der frischen Luft und der Limonade, erhob sie sich. Wie es die
Etikette verlangte, stand er ebenfalls auf, wobei seine große Gestalt in dem
sonnigen Garten ihren Schatten über sie warf.
    »Entschuldigen
Sie mich«, sagte Frederica. »Ich muß gehen.«
    Er
verbeugte sich.
    Frederica
machte einen tiefen Knicks vor ihm. Fredericas Knickse waren ein Wunder an
Grazie und Haltung und gehörten zu ihren zahlreichen gesellschaftlichen
Talenten.
    Der Herzog
schaute ihr nach, als sie den Garten verließ. Er spürte plötzlich den Drang,
sie zurückzurufen. Das seltsame farblose kleine Ding hatte Leben in sein
langweiliges Dasein gebracht. Es wäre amüsant, sie wieder zum Lächeln zu
bringen und zu beobachten, wie dieses hinreißende Lächeln von ihr für kurze
Zeit aus dem unscheinbaren Schulmädchen etwas Schönes und Flüchtiges machte.
    Aber er
setzte sich wieder hin, als er sich erinnerte, daß er bereits schwer aus der
Rolle gefallen war, weil er sich so lange mit ihr unterhalten hatte.
    Frederica
zog sich auf ihr Zimmer zurück und saß dort lange Zeit in Gedanken versunken.
Sie würde die Nacht in dem Gasthaus verbringen und am nächsten Morgen nach
Hatton Abbey gehen. Es war bloß gut, daß hochgestellte Persönlichkeiten wie
Herzöge ihre Dienerschaft nicht selbst einstellten.
    Der Herzog
von Pembury beendete seine Mahlzeit im Garten und rief dann nach seiner
Kutsche.
    Zu seiner
Verärgerung fiel ihm ein, daß er viele Gäste eingeladen hatte, die alle am
Wochenende ankommen sollten, und
daß er diesmal vergessen hatte, seiner Dienerschaft Bescheid zu sagen.
    Als er in
Hatton Abbey ankam, schickte er deshalb sofort nach seinem Butler, Mr.
Anderson, seiner Haushälterin, Mrs. Bradley, und seinem Kammerherrn, Mr. Smiles.
    Er
informierte sie über die bevorstehende Gesellschaft und als er in ihre
ausdruckslosen Gesichter sah, fragte er sich zum ersten Mal, was sie wohl
dachten. Aber seine wohlerzogenen Diener murmelten nur steif: »Ja, Euer Gnaden.
Gewiß, Euer Gnaden.«
    »Wenn Sie
mehr Leute brauchen, dann stellen Sie Diener aus der Gegend ein«, empfahl ihnen
der Herzog noch, als er sie entließ.
    Er setzte
sich an seinen Schreibtisch und ging die Gästeliste durch, die ihm sein
ehrerbietiger Sekretär vorgelegt hatte.
    »Lady
Godolphin«, sagte der Herzog, drehte sich um und schaute seinen Sekretär wütend
an. »Warum ist diese ungebildete Person, diese alte Scharteke auf der Liste?
Ich erinnere mich nicht, sie eingeladen zu haben.«
    »Darf ich
Sie erinnern, Euer Gnaden«, sagte sein Sekretär, Mr. Hugh Grant, »daß Lady
Godolphin Sie vor einem Jahr zum Supper gebeten hat, eine Einladung, die Sie
annahmen. Sie haben mich beauftragt, nur dann eine Gegeneinladung
auszusprechen, wenn sehr viele andere Gäste da sind, da Sie der Meinung waren,
daß Sie die Gesellschaft Ihrer Ladyschaft nur in kleinen Portionen ertragen
könnten. Ich dachte mir, daß diese Gesellschaft eine ausgezeichnete Gelegenheit
sei.«
    »Einverstanden,
ich nehme
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