Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
Vom Netzwerk:
und bückte sich, um ihr Täschchen
aufzuheben.
    »Heute ist
ein wundervoller Tag, nicht wahr?« sagte der Herzog.
    Frederica
tat so, als hätte sie nichts gehört. Sie wollte nicht in ein Gespräch mit
jemandem verwickelt werden, von dem sie hoffte, daß er ihr zukünftiger
Dienstherr war.
    »Sind Sie
ebenso taub wie ungezogen?« fragte der Herzog.
    Alle
Vorsichtsmaßnahmen vergessend, drehte sich Frederica um und schaute ihn an.
    »Ich habe
nicht gemerkt, daß Sie mit mir sprachen, Sir«, sagte sie kalt. »Was haben Sie
gesagt?«
    »Es spielt
keine Rolle. Was tun Sie in Ihrem Alter ohne Begleitung in diesem abgelegenen
Gasthaus?«
    »Die
Tatsache, daß Sie offensichtlich wesentlich älter sind als ich«, sagte
Frederica geziert, »gibt Ihnen nicht das Recht, mir persönliche Fragen zu
stellen, wo wir einander noch nicht einmal vorgestellt worden sind. Aber ich
kann es ja sagen, ich warte auf meinen Vater. Er kommt hierher und begleitet
mich nach Hause.«
    »Wo sind
Sie zu Hause?«
    »Hören Sie
auf, mir Fragen zu stellen«, sagte Frederica ärgerlich.
    Der Herzog
von Pembury zog die schmalen Augenbrauen erstaunt hoch. Sein Leben lang war er
noch von keinem weiblichen Wesen – ob jung oder alt – so von oben herab
behandelt worden.
    »Mein Name
ist Pembury«, sagte er hochmütig.
    »Nun, Mr.
Pembury ...«, begann Frederica boshaft.
    »Ich bin der Herzog von Pembury. Mir
gehört das ganze Land im Umkreis.«
    »Ich weiß
nicht, ob Sie erwarten, daß ich Sie jetzt beglückwünsche«, bemerkte Frederica,
»aber da Sie es vermutlich von Ihrem Vater geerbt haben, haben Sie ohne Zweifel
schlicht und einfach versucht, mir zu imponieren.«
    »Ihnen zu imponieren. Mein liebes Mädchen, es
ist nicht meine Art, irgend jemandem imponieren zu wollen.«
    »Wirklich? Sie
überraschen mich.«
    Der Herzog
sah sie wütend an, aber dann lächelte er: »Ich bin noch nie einem Menschen
begegnet, der es fertiggebracht hat, mich so überheblich und so alt fühlen zu
lassen.«
    Gutherzig
wie sie war lächelte Frederica zurück, und ihr offenes, gewinnendes Lächeln
ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen.
    »So alt sind Sie auch wieder nicht«,
sagte sie mit freundlicher Stimme.
    »Ich bin
über dreißig.«
    »Machen Sie
sich nichts draus. Sie sehen bei weitem nicht so alt aus, das kann ich
Ihnen versichern.«
    »Vielen
Dank«, sagte er trocken. »Sie haben mir Ihren Namen nicht gesagt.«
    »Miß
Frederica Armitage.«
    »Armitage?
Doch nicht die berühmten Armitages aus Hopeworth?«
    »Nein«, log
Frederica. »Hopeminster. Aber ich bin nicht mit den Armitages in Hopeworth
verwandt.«
    »Das dachte
ich mir.«
    »Ja«,
bemerkte Frederica, der der Wein die Zunge gelöst hatte, schnippisch. »Ich bin
nämlich nicht hübsch genug.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber
gedacht.«
    »Zum
Kuckuck, Mädchen, hat man Ihnen in Ihrem Seminar da nicht beigebracht, daß Sie
Ihre spitze Zunge im Zaum halten sollen?«
    Frederica
wurde ein bißchen rot. »Ich glaube, ich habe eher zu viel Wein getrunken«,
sagte sie aufrichtig. »Ich bin es nicht gewohnt, Wein zu trinken.«
    Er musterte
sie neugierig und stellte fest, daß er sich fragte, was sie für eine Augenfarbe
hatte. Einen Augenblick zuvor, als sie lächelte, hatten sie blau ausgesehen,
und wenn sie ärgerlich oder aufgeregt war, wurden sie silbergrau. Sehr
eigenartig.
    »Haben Sie
viele Diener?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Sind Sie
ein guter Herr?«
    »Ich
beschäftige gute Herren. Es ist mir wichtig, daß meine Diener gut genährt und
gut gekleidet sind.«
    »Mögen Sie sie? Ihre Diener?«
    »Sie
mögen?« Wieder zog er die schmalen Augenbrauen hoch. »Mein liebes Kind, ich
stelle meine Leute nicht ein, weil sie nett oder beliebt sind. Die Männer oder
Frauen müssen sauber und unaufdringlich sein und hart arbeiten.«
    »Warum
nennt man Sie den ›Wüsten Herzog‹?«
    »Wegen der
Torheiten in meiner Jugend. Ich war sehr wild.«
    »Und sind
Sie jetzt bekehrt?« Frederica klang ein bißchen enttäuscht.
    »Nein, nur
alt und gesetzt, Miß Armitage. Bitte trinken Sie Limonade und lassen Sie den
Wein in Frieden. Weiß der Himmel, was Sie mich sonst noch alles fragen.«
    »Sind Sie
viel zu Hause?« fuhr Frederica mit Fragen fort, schob aber die Weinkaraffe weg
und goß sich gehorsam ein Glas Limonade ein.
    Er
lächelte. »Nein, ich reise sehr viel. Ich werde bald nach London gehen, um dort
zu sein, wenn die Saison beginnt.«
    »Warum? «
    »Jetzt
reicht es aber. Ich habe Ihnen gegenüber genug Nachsicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher