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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
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an, Sie haben wieder einmal recht. Lady Caroline James. Mein lieber
Grant. Mein lieber, lieber Grant. Das ist Aufgewärmtes von gestern, was
Sie da servieren.«
    »Ich habe
Lady James auf Ihre Anweisung hin eingeladen«, beklagte sich Mr. Grant. Er war
ein dicklicher junger Mann, der sehr viel Ehrfurcht vor seinem Herrn hatte.
»Ich wußte nicht, daß sich die Lage geändert hat. Sie haben mich über keinerlei
Änderung in Kenntnis gesetzt, Euer Gnaden.«
    Der Herzog
runzelte die Stirn. »Ich bin sicher ... na, macht nichts, Mr. Grant. Es
überrascht mich, daß sie die Einladung angenommen hat.«
    Lady James
war seine ehemalige Geliebte. Sie hatte sich auf ihre weltkluge Art mit
Leichtigkeit darein gefunden, daß er ihr den Laufpaß gegeben hatte. Dafür hatte
er ihr eine großzügige Abfindung zukommen lassen.
    Er hätte
jedoch gedacht, daß die erfahrene Lady James gemerkt hätte, daß sein Sekretär
sich geirrt haben mußte.
    Er hakte
die anderen Namen ab und als er das tat, stellte er fest, daß seine Gedanken zu
dem seltsamen kleinen Mädchen in dem Gasthaus zurückwanderten. Vielleicht
sollte er am nächsten Morgen einen Diener hinüberschicken, um herauszufinden,
ob ihr Vater angekommen war. Eine so junge Dame sollte man nicht sich selbst
überlassen, besonders da sie eine besorgniserregende Neigung gezeigt hatte, zu
viel zu trinken und mit Fremden zu vertraulich zu werden.
    Dann zuckte
er mit den Achseln. Miß Armitage schien trotz allem sehr wohl in der Lage zu
sein, allein zurechtzukommen. Und es war höchst unwahrscheinlich, daß er sie
je wieder sah.
    Am
nächsten Tag machte
sich Frederica auf den Weg. Sie ließ ihre Koffer außer einem kleinen, der zwei
Kleider, zwei Paar einfache Schuhe und etwas Unterwäsche enthielt, in dem
Gasthaus zurück.
    Sie trug
ein schlichtes graues Kleid und eine schwarze Wolljacke darüber. Von einem
ihrer ältesten Strohhüte hatte sie die Blumen und Schleifen abgemacht und ihn
so aus der Fasson gebracht, daß er brav und altmodisch wirkte.
    Das Wetter
hatte sich verändert, und der Himmel war mit Wolken bedeckt. Frederica fragte
erst nach dem Weg nach Hatton Abbey, als sie schon einige Meilen vom Gasthaus
entfernt war.
    Sie war
erleichtert, daß sie nur noch zwei Meilen bis zur Westpforte laufen mußte, denn
der Himmel wurde dunkler und der Wind erhob sich. Sie verlor allmählich ihren
Mut, so wie einem ein Umhang langsam von der Schulter gleitet. Aber der Gedanke
an die vielen Meilen, die sie sich zu dem Gasthaus zurückschleppen mußte, wenn
sie sich anders besann, und daran, wie sie sich selbst wegen ihrer Feigheit
verachten würde, trieb sie weiter.
    Schließlich
erreichte sie die Westpforte. Ein älterer Pförtner kam heraus und schaute sie
mißtrauisch durch die hohen Eisentore an.
    Frederica
holte tief Atem und machte einen Knicks vor ihm.
    »Ich komm'
um eine Stellung, Sir«, sagte sie.
    »Sie werden
erwartet, oder?« fragte der Pförtner.
    »Ja, Sir«,
sagte Frederica kleinlaut.
    »Dann gehen
Sie durch das kleine Tor an der Seite. Sie erwarten wohl nicht, daß ich die
großen Tore für Sie öffne.«
    Frederica
sah das kleine Tor neben den großen bekrönten Eisentoren und schlüpfte
hindurch.
    Sie fühlte,
wie sich die Augen des Pförtners mißtrauisch in ihren Rücken bohrten, als sie
die Auffahrt hinaufging und ihr ihr Koffer an die Beine stieß.
    Die
Auffahrt erschien ihr noch länger als der Marsch vom Gasthaus hierher. Sie
führte durch Weiden, auf denen das Vieh graste, dann durch schwarze, dunkle
Gehölze, in denen das Wild lautlos durch die Bäume huschte, und schließlich zu
den grünen Rasenflächen, die sich bis zu den Mauern der Abbey erstreckten.
    Frederica
schluckte, als sie Hatton Abbey erblickte. Ihre Schwestern bewohnten alle
großartige Landhäuser, Minervas angeheiratete Familie lebte in einem riesigen
Haus, aber so einen beeindruckenden Wohnsitz wie Hatton Abbey hatte sie noch
nie gesehen.
    Die
Südseite war barock und die Westseite gotisch. Frederica sollte später
entdecken, daß die Ostseite im klassischen und die Nordseite im Tudorstil
gebaut war. Aber diese Mischung
der Stile tat dem Gebäude keinerlei Abbruch, sondern machte es nur noch
großartiger.
    Die
Auffahrt war auf beiden Seiten mit großen Marmorstatuen auf Sockeln
geschmückt. Die leuchtendweißen riesigen Figuren bildeten eine seltsame
Ehrengarde für die kleine Frederica, die da zwischen ihnen unter dem immer dunkler
werdenden Himmel ihren Koffer schleppte.
    Als sie die
Abbey
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