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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
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mein Engel?«
    »Ich bin
müde«, lächelte Minerva, »aber es geht mir schon viel besser.«
    »Ich fahre
ein paar Tage nach Hopeworth. Es gibt ein neues Bodenentwässerungssystem, das
deinen Vater wahrscheinlich interessiert.«
    »Ich bin
der Ansicht, daß du Papa viel zu sehr unterstützt«, sagte Minerva. »Er
interessiert sich nur für seine Jagd, und wenn du ihm Geld gibst, dann
investiert er nicht in das Land, sondern kauft nur noch mehr Pferde und
Jagdhunde.«
    »Wir werden
sehen. Ich habe es schon öfters fertiggebracht, ihn dazu zu überreden, etwas
für sein Land zu tun.«
    »Wirst du
lange weg sein, Sylvester?« fragte Minerva und sah ihn aus großen grauen Augen
an. Er strich ihr mit einer zärtlichen Bewegung das Haar aus der blassen Stirn.
    »Nein, mein
Liebling, nur ein paar Tage. Du weißt doch, daß ich dich nie lange verlassen
kann.«
    »Du verläßt
mich überhaupt nur, wenn Not am Mann ist. Sylvester ...« Minerva richtete sich
mühsam auf.
    »Nein.
Nein«, beruhigte er sie. »Ich habe sowieso etwas in Hopeminster zu erledigen.
Du mußt zugeben, daß du dir seit Dianas Hochzeit, wo er sich höchst sonderbar
verhielt, um deinen Vater Sorgen machst. Ich bin davon überzeugt, daß du dich
wohler fühlen würdest, wenn du wüßtest, daß alles in Ordnung ist.«
    Minerva
schaute ihn ängstlich an. Sie hatte das Gefühl, daß sie nie wissen würde, was
hinter diesen rätselhaften grünen Augen und dem schönen Gesicht vorging.
    »Du hast
Angst, daß ich dir etwas verberge«, sagte er. »Aber da hast du unrecht.
Vielleicht schaue ich auch im Seminar vorbei und bringe der kleinen Frederica
ein Geschenk.
    Minervas
Miene hellte sich auf. »Arme Freddie«, sagte sie. »Wir haben sie sträflich
vernachlässigt. O Sylvester, warum bringst du sie nicht einfach hierher? Bis
die Saison beginnt, wird es mir wieder so gut gehen, daß ich sie begleiten
kann. Annabelle hat erzählt, daß sie kürzlich bei den Ruthfords einen äußerst
charmanten Kapitän kennengelernt hat, der einen idealen Ehemann für Freddie
abgeben würde.«
    »Was für
eine Kupplerin du geworden bist!« lachte ihr Mann. »Ich werde versuchen,
Freddie mitzubringen. Sie kann dir Gesellschaft leisten. Und jetzt versuche du
zu schlafen. Und mach dir keine Sorgen. Es besteht kein Grund dazu – nicht der
geringste Grund.«

Drittes
Kapitel
    Einst
hatte die
Dienerschaft im Pfarrhaus von Hopeworth kaum ausgereicht, um für sechs Mädchen
und zwei Jungen zu sorgen, sowie für Hochwürden und Mrs. Charles Armitage.
    Jetzt
schlich die Zeit dahin, denn es mußte nur noch für den Pfarrer gesorgt werden.
Um ihn kümmerte sich John Summer, sein Kutscher, Stallknecht, Hundepfleger und
Einpeitscher in einer Person. Dann war da noch Harry Tring, der als Lakai oder
Butler einsprang, je nachdem wie wichtig die Gäste waren. Der Messerjunge war
neu: Herbert aus dem Waisenhaus in Hopeminster. Die Köchin und Haushälterin
Mrs. Hammer herrschte in der Küche und den oberen Räumen. Auch Rose, das
Stubenmädchen, war noch da.
    Außerdem
gab es noch Sarah Millet.
    Sarah war
eigentlich als Zofe eingestellt worden, aber ohne Frauen im Haushalt war sie zu
einem gewöhnlichen Hausmädchen geworden.
    »Was ist
das für ein Leben?« dachte Sarah verdrießlich, als sie am Dorfweiher
entlangging. Mr. Armitage hatte gesagt, daß
er ihre Verlobung erst bekanntgeben könne, wenn eine angemessene Trauerzeit
nach dem Tod seiner Frau abgelaufen sei. Aber Diana Armitage hatte vor einem
Monat in Halbtrauer geheiratet, und ihr Vater schien nichts Unrechtes darin zu
sehen. »Bald, Sarah«, sagte er immer wieder. »Hab noch ein bißchen Geduld.«
    Es war
leicht gewesen während der dunklen Wintertage geduldig zu sein, wo es wenig
anderes zu tun gab, als davon zu träumen, eine feine Dame zu sein. Aber jetzt
war der Frühling gekommen, ein warmer, einschmeichelnder Frühling, der Sarah
daran erinnerte, daß sie ein junges und hübsches Mädchen war, das einem Pfarrer
mittleren Alters einen Platz in ihrem Bett eingeräumt hatte, für den er
zusehends weniger bereit war, Miete in Form einer Ehe zu zahlen.
    Er hatte
ihr nicht einmal erlaubt, den anderen Dienstboten von ihrer bevorstehenden
Heirat zu erzählen, mit dem Ergebnis, daß Mrs. Hammer Sarah behandelte, als ob
sie ein Flittchen wäre.
    »Was ich
nicht bin!« dachte Sarah zornentbrannt, warf den Kopf zurück und hielt den
Blick eines fremden jungen Mannes, der auf sie zukam, frech aus.
    Der Herr
zog den Hut und lächelte Sarah
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