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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau
Autoren: Ellen Jacobi
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nicht umsonst: ›Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf!‹ Ich weiß, wovon ich rede. Frau Pracht will auch regelmäßig aushelfen. Niklas braucht vertraute Menschen um sich.«
    Herberger sinkt erschöpft im Fahrersitz zusammen. So früh und noch vor der Hochzeit hat er mit dem ersten Ehekrach nicht gerechnet, aber der ist eindeutig fällig. Frau Schick als Vermieterin, Niklas’ Oma und selbsternannte Schwiegermutter ist eindeutig zu viel Patchworkglück.

EPILOG
    Nur gut, dass Herr Professor Ludrikeit seinen Weihnachtsurlaub bereits angetreten hat, freut sich Frau Schick. Der Mann ist zwar reizend, aber leider hält er ihr Hirn für kerngesund, und das passt ihr so kurz vor Heiligabend ganz und gar nicht. Sie hat schließlich ein Hochzeitsfest vorzubereiten, und dabei darf der Weihnachtsmann in keinem Fall fehlen. Hoho, Weihnachtsmann passt wirklich ausgezeichnet! Sie muss ein heftiges Kichern unterdrücken.
    »Fehlt Ihnen was?«, fragt mit forschendem Blick Dr. Grünschnabel, der schon wieder die Vertretung übernommen hat. Halt, nein, so heißt der nicht. Frau Schick konsultiert kurz ihren Spickzettel. Dr. Kleinemann! , steht da in Nellys Schrift. Mit Ausrufezeichen. Den Namen muss sie sich dringend merken, sie darf Grünschna …
    »Nein, Herr Kleinemann«, antwortet sie hastig, bevor der Name ihr entfällt. »Ich meine, doch natürlich fehlt mir was«, setzt sie hinzu. »Sonst hätte ich Sie ja nicht um einen Termin gebeten! Sie haben sich beim letzten Mal so ausnehmend freundlich mit mir beschäftigt.«
    Sie will den Grünschnabel heute keinesfalls beleidigen, sondern in mildtätige Stimmung versetzen.
    Der junge Doktor vertieft sich erneut in ihr Patientenblatt und seine eigenen Notizen vom letzten Termin. Er tut glatt so, als sei ihre Krankengeschichte ihm gänzlich neu. Oder hat er das bemerkenswerte Gespräch über Gespenster, Hühnerhüte, Gott und Stalin tatsächlich vergessen? Scheint fast so.
    Also wirklich! Und so einer darf Gutachten über anderer Leuts Gedächtnislücken verfassen! Hat statt Hirn ein Sieb im Kopf und ist … Halt! Aus! Schluss mit der Empörung, befiehlt Frau Schick sich. Wenn sie sich empört, wird sie gern ausfallend, und das darf sie sich heute ausnahmsweise nicht erlauben.
    Sonst stellt Grünschn … Doktor Kleinemann am Ende auf stur und erklärt sie für vollkommen zurechnungsfähig. Ein bisschen plemplem und vor allem akut betreuungsbedürftig muss sie aber sein. Zumindest über die Feiertage. Dazu haben ihre Anwälte geraten, damit Ludwig Aussicht auf ein, zwei Wochen Hafturlaub hat. Und den soll er bekommen. Ob er will oder nicht!
    Schlimm genug, dass dieser sture Hund sich gegen eine Wiederaufnahme seines Verfahrens sträubt und seine Strafe ordnungsgemäß absitzen will – für seine Bienen, seine Blumen und vor allem für Fernsehen und Presse.
    Der Hummelprofessor im Knast erfreut sich eines erstaunlichen Medienechos, und Ludwig, dieser unverbesserliche Rebell, möchte die Chance nutzen, um vom Gefängnis aus so viele Menschen wie möglich für Bienen, Hummeln, Stechimmen und Naturschutz zu begeistern.
    Blogger hat mit Becky eine entsprechende Homepage installiert. Das Nutzerforum wimmelt nur so von Solidaritätsadressen aus aller Welt, aus Oxford kommen Kollegengrüße und Durchhalteparolen, dazu Einladungen zu internationalen Kongressen, und der Spendenbutton in Form einer schwirrenden Ölbiene wird emsig gedrückt. Außerdem gibt es T-Shirts, Kaffeebecher, Handyklingeltöne wie Korsakovs Hummelflug und den ausgezeichneten Wildblütenhonig »Popeschs Auslese« von Frau Pracht. Die Postkarten von Zerberus im Weihnachtsstall und Niklas als Weihnachtsbiene werden auch gern genommen, obwohl Blogger entschieden dagegen war.
    »Es gibt keine Weihnachtsbienen!«
    »Die Biene Maja gibt es auch nicht«, hat Becky ungerührt widersprochen. »Trotzdem war sie ein Welterfolg. Wir müssen auch an die Kleinen denken.« Darum hat sie Plüschbienen und schwarz-gelb geringelte Gummistiefel ins Programm genommen. Damit kommt einiges zusammen für den Erhalt von Bienenhabitaten und des allgemeinen Waldfriedens.
    Sturkopf Ludwig will seine Geldstrafe nämlich weiter selbst abstottern und seine Projekte aus eigenen Mitteln finanzieren, anstatt von Frau Schick Geld anzunehmen. So was von starrsinnig, der Mann. Er will sogar Pacht für seinen Garten an sie entrichten. Also wirklich! Sie möchte doch kein Geld mit ihrer schönen Kolonie verdienen. Das hätte Paulchen nicht
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