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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau
Autoren: Ellen Jacobi
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erfahren, dass Herrn Engels der letzte Liebhaber seiner verstorbenen Tochter und somit Niklas’ Vater trotz minutiöser Nachforschungen unbekannt ist.
    »Und du glaubst wirklich, dass dein Plan funktionieren kann?«, fragt Herberger nach wie vor skeptisch und fingert auf der Suche nach einem Verkehrsfunksender am Autoradio herum. Vor ihm sieht es gewaltig nach Stau aus.
    Nelly nickt grimmig. »Du warst jahrelang auf Reisen, vom Alter kommt die Sache gut hin, in Niklas’ Geburtsurkunde steht ›Vater unbekannt‹, und flüchtige Bettgeschichten hattest du doch reichlich.«
    Herberger verzieht halb verlegen, halb verärgert das Gesicht. Nellys pragmatischer Umgang mit seinen erotischen Gepflogenheiten behagt ihm nicht wirklich.
    »Da kann man leicht mal den Überblick verlieren«, macht Nelly ungerührt weiter. »Von deinem ersten Sohn hast du in den ersten Jahren ja auch nichts gewusst.«
    Also, bitte! Wenigstens einen Anflug von Eifersucht und Besitzanspruch könnte seine künftige und erste Ehefrau schon zeigen.
    Nelly denkt jedoch gar nicht daran und fährt unbekümmert in ihrer fantasievollen Familienplanung fort: »Ich habe dank Beckys Papa und dem Kampf um staatliche Unterhaltsvorschüsse reichlich Erfahrung mit dem Jugendamt. Glaub mir, die werden froh sein, wenn wir ihnen einen zahlungswilligen und zahlungskräftigen Vater anbieten, der sich um die Betreuung seines unehelichen Kindes reißt!«
    »Traust du mir das denn überhaupt zu?«, fragt Herberger.
    »Ich bin mir sicher, du wirst ein ganz fantastischer Vater!«
    »Aber nur, solange mein Opa im Knast ist«, meldet sich in ihrem Schoß Niklas zu Wort. »Dann will ich zurück in den Garten! Und zu Zerberus.«
    Pause, dann schrickt Niklas plötzlich hoch.
    »Den hat die Polizei doch nicht verhaftet, oder?«
    »Nein«, sagt Nelly, »der Esel gehört nach wie vor Frau Schick.«
    Niklas lässt den Kopf in ihren Schoß zurücksinken. Ganz zufrieden scheint er noch immer nicht zu sein. »Das findet Zerberus aber nicht.«

35.
    Kubuleit und Blogger machen einen Rechtsschwenk in Richtung Waldsumpf. Der Doktor will die Wechselkröten und Ohrschlammschnecken sehen.
    »Wann kommen Popeschs Hamster?«, fragt Frau Schick mit eindringlichem Flüstern bei Becky an, die sich der Waldinspektion endlich angeschlossen hat.
    »Blogger und Kubuleit sollen sich erst mal mit den Käfern und Sumpfkröten austoben«, flüstert Becky zurück. »Danach übernehme ich die Führung.«
    »Sehr klug, mein Kind«, lobt Frau Schick. »Man sollte Männern in solchen Dingen immer den Vortritt lassen, damit sie keinen Verdacht schöpfen. Ahnt Blogger was von Plan B?«
    »Nö, er findet nur mein Outfit seltsam.«
    »Das kommt davon, wenn man zu lange nur mit Kröten und Käfern Umgang hat«, mutmaßt Frau Schick. »Man verliert den Blick für das Wesentliche und die eigene Natur.«
    Becky vertieft mit energischem Zupfen den Ausschnitt von Nellys »Bond Bar«-Kleid. Von hinten schließt die Walküre zu ihnen auf, tut es Becky nach und lockert ihr Wallegewand über dem Busen ein wenig.
    Frau Schick bleibt stehen und rollt entnervt mit den Augen. »Meine Liebe, Sie sollten sich keine Blöße geben«, sagt sie streng. Frau Pracht überschätzt die Wirkung ihrer Reize dank Rubensfreunden wie Popesch und Kalle Unkrautex wirklich gewaltig. Apropos. »Wo steckt eigentlich Kalle?«
    »Der will Ihre Laube aufräumen und entrümpeln.«
    »Ich hoffe, nicht mit ähnlich brachialen Methoden wie gestern!«
    »Er geht sehr bedächtig vor und will retten, was zu retten ist«, versichert Frau Pracht. »Der Ärmste schämt sich sehr.«
    Dazu hat er auch allen Grund, findet Frau Schick. Anders als ihr Ludwig ist Kalle gestern nämlich nicht verhaftet worden. Er konnte sich auf eine misslungene Generalprobe für ein genehmigtes Feuerwerk zum Erntedankfest in der Kolonie herausreden. Einer der Hürther Gesetzeshüter, die die Weide geräumt und den Professor festgenommen haben, war zudem Mitglied im selben Schützenverein wie Kalle, und da hält man noch fester zusammen als in kölschen Veedeln.
    Frau Schick gerät vor lauter Empörung kurz aus dem Tritt und ins Stolpern. So ungerecht kann die Welt sein, ganz fürchterlich ungerecht. Der eine kommt mit der Sprengung ihrer Gartenlaube davon, der andere muss wegen vorgeblichen Pflanzenmords hunderttausend Euro Strafe zahlen und sechs Monate ins Gefängnis.
    Frau Pracht greift ihr beherzt unter die Arme. »Kalle bekommt Ihre Laube bestimmt wieder hin«, sagt sie
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