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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau
Autoren: Ellen Jacobi
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Parkhausverträge unter Dach und Fach zu bringen, die Paulchen Kummer bereiteten.
    Doch was macht Kubuleit? Schaut gar nicht hin, sondern grabbelt im Moosbewuchs herum.
    »Ich kann hier nichts Ungewöhnliches entdecken«, sagt er kopfschüttelnd.
    Banause!, zürnt Frau Schick. Einen derart betriebsblinden Beamten wie diesen Käferfreund hat sie noch nie erlebt.
    »Ich glaube, er ist nach oben abgeschwebt«, gibt Becky nicht auf und reckt sich mit aufreizend rutschendem Rocksaum in die Höhe, um auf einen Ast zu deuten, der sich über ihr in den Himmel krümmt.
    Na endlich, Kubuleit gerät in Wallung.
    »Das ist wirklich bemerkenswert«, bestaunt er nicht Beckys Beine, dafür aber das Astwerk. Er schiebt die Brille in die Stirn, kneift die Augen zusammen, schiebt die Brille wieder vor die Augen. »Mein Fernglas, bitte«, wendet er sich an Blogger. »Das Nikon Monarch.«
    »Tut mir leid, das muss ich beim Ameisenhügel vergessen haben«, wehrt Blogger ab, der direkt hinter Kubuleit nach oben starrt.
    »Das ist ausgesprochen ärgerlich«, erwidert Kubuleit vergrätzt. »Solch ein prachtvolles Exemplar des Lucanus cervus habe ich seit Jahren nicht gesehen! Ein wahres Wunder. Er gilt als so gut wie ausgerottet. Ich muss ihn dringend näher in Augenschein nehmen.«
    Frau Schick greift nach ihrem Fernglas, um Kubuleit auszuhelfen. Blogger schüttelt mit gesträubten Stachelbrauen den Kopf und macht ihr Zeichen, es schleunigst verschwinden zu lassen. Was ist der denn mit einem Mal so widerspenstig?
    »Tolles Geweih, oder?«, fragt Becky.
    »Ganz ausgesprochen gut ausgeprägt«, bestätigt Kubuleit begeistert. »Ich muss es dringend vermessen.«
    Geweih? Frau Schick setzt rasch das Fernglas an, zoomt sich ganz nah ran. Ach so, Lucanus dingsbums ist ein Hirschhornkäfer. Kopfunter hängt er an seinem Ast und ist tatsächlich ein scheußlich dicker Brummer von fast zehn Zentimetern Länge. Dass der da nicht runterfällt? Oh, ach so, geht ja gar nicht. Rasch lässt sie das Fernglas hinter ihrem Rücken verschwinden.
    » Lucanus cervus ist Käfer des Jahres 2012«, doziert Kubuleit sich in Rage. »Eine merkbare Vermehrung wäre höchst wünschenswert, braucht jedoch Jahrzehnte. Falls sich hier eine Population nachweisen lässt, müssen wir die Habitate dringend schützen!«
    Aufgeregt weist er Becky an, die Stellung zu halten, um jede Bewegung des Käfers im Auge zu behalten, und macht sich höchstselbst auf den Rückweg zum Ameisenhaufen, um sein Fernglas zu suchen.
    »Das ist nicht witzig«, herrscht Blogger Becky an, kaum dass Kubuleit außer Hörweite ist.
    »Jetzt stell dich nicht so an«, wehrt Becky sich. »Ich hab gestern den ganzen Nachmittag gegoogelt, um einen Käferzuchtshop aufzutreiben, der solche Scheusale per Übernachtkurier verschickt.«
    »Sag mal, für wie blöd hältst du Kubuleit eigentlich? Der ist wirklich Experte!«
    »Er ist nicht blöd, aber total kurzsichtig und …«
    »Becky! Es ist europaweit verboten, mit echten Lucanus cervus zu handeln! Egal, ob tot oder lebendig.«
    »Das stand nicht auf der Shopseite«, verteidigt Becky sich mit trotzig vorgerecktem Kinn.
    »Lern verdammt noch mal endlich, ein Händlerimpressum zu lesen und Seitenabsender zu prüfen! Das Internet ist kein Bonbonladen.«
    »Mach du lieber, dass du auf den Baum kommst und das Viech runterholst, bevor Kubuleit zurück ist.«
    Widerwillig, aber sehr behände besteigt Blogger die Eiche. »Habt ihr noch mehr solcher Überraschungen parat?«, will er verärgert wissen, zupft dem Käfer die Präpariernadel aus dem Rücken und löst die Beinchen behutsam aus Klebetröpfchen.
    »Feldhamster«, sagt Frau Schick. »Herr Töllers Jagdfreund hat sie geschossen, als sie noch als Plage galten, und sehr lebensecht ausge …«
    »Feldhamster mitten in einem Wald!«, schreit Blogger und lässt vor Schreck den Käfer fallen.
    Lucanus cervus landet vor Frau Schicks Füßen. Igitt! Schopenhauers Weisheiten zum Trotz will sie spontan drauftreten.
    »Nicht«, ruft Becky, »sonst kann ich den im Leben nicht mehr umtauschen!«
    Mit vor Wut funkelnden Augen springt Blogger von der Eiche. »Wo sind die dämlichen Hamster?«
    »Junger Mann, beherrschen Sie sich«, weist Frau Schick ihn zurecht. »Ein paar kleine Kriegslisten werden ja wohl erlaubt sein, nachdem Ihre Wechselkröten solch ein Reinfall waren. Was wir hier tun, geschieht ganz in Ihrem Sinn! Professor Engels’ Projekt und die Kolonie müssen mit allen Mitteln gerettet werden.«
    »Das nennen
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