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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau
Autoren: Ellen Jacobi
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Sie eine Rettung?« Blogger tritt drohend an sie heran. »Wenn Kubuleit Beckys Käfer oder Ihre verdammten Hamster je zu Gesicht bekommt, ist alles aus und Engels’ Ruf endgültig ruiniert. Wollen Sie den Professor nach allem, was er hinter sich hat, auch noch der Lächerlichkeit und dem Spott sämtlicher Kollegen preisgeben?«
    Frau Schick schüttelt entsetzt den Kopf, will sich verteidigen, aber Blogger ist noch nicht fertig.
    »Verdammt nochmal, Frau Schick! Es reicht. Dank Ihrer Einmischung sitzt der Professor bereits im Knast.«
    »Das ist nicht wahr«, wagt Frau Schick schwachen Protest, doch ein Teil von ihr gibt Blogger insgeheim recht.
    Es ist ja wahr. Hätte sie Ludwig nicht in die Sache mit Pottkämper hineingezogen und Kalles gestrige Sprengungen energischer unterbunden, statt Engels mit albernen, neugierigen Verhören in ihrem Garten aufzuhalten, dann wäre er entkommen oder hätte sich zumindest in seiner Blockhütte verstecken können.
    Betreten senkt sie den Kopf. Ihr Herz zieht sich zusammen wie ein Knäuel Aluminiumpapier.
    »Halten Sie sich ab sofort aus allem raus«, herrscht Blogger sie an. »Ich werde versuchen, Kubuleit von weiteren Entdeckungen abzuhalten und den Eilantrag zu retten.« Er dreht sich um und nimmt im Sprinttempo die Verfolgung des Beamten auf.
    Becky zögert kurz. »Tut mir echt leid«, murmelt sie und setzt Blogger nicht minder schnell hinterher.
    »Falsche Richtung!«, ruft Frau Schick den beiden heiser hinterher. Ein Rascheln im Gebüsch hat ihr verraten, dass die Hamster längst hinter ihr in Stellung gegangen sind. Ach, was soll es. Die Schlacht um Waldfrieden ist mit einem Gegner wie Blogger in den eigenen Reihen und Feldhamstern nicht zu gewinnen.
    »Herr Töller, Sie können rauskommen«, befiehlt sie traurig dem Gebüsch. »Wir brauchen keine Hamster mehr.«
    »Ich bin nicht Töller«, antwortet das Gebüsch und teilt sich unter großem Geraschel. »Aber ich hab was gefunden, das Sie vielleicht ein bisschen tröstet, Frau Schick.«
    Kalle Unkrautex steht vor ihr und streckt ihr seine flache Hand entgegen. Darauf ruhen eine Häkelmütze samt den sterblichen Überresten von Paulchen Gartenzwerg und seiner Gießkanne.
    Und das soll ein Trost sein?
    »Momentchen, das ist nicht alles«, sagt Kalle und kramt in der Brusttasche seiner grünen Latzhose. »Unter der Häkelmütze steckte kein Klopapier, sondern das hier!«

36.
    »Geht’s nicht schneller?«
    Herberger hebt entnervt die Brauen. »Nein!«
    Langsam geht ihm diese Frage – auch wenn sie aus Nellys Mund kommt – ein wenig auf die Nerven. Genau wie das sattsam bekannte »Rattatong, Rattatong«, mit dem er schon wieder die schlecht verfugten Betonplatten queren muss. Immerhin, die Baustellenampel zeigt grün. So ungehindert hat er den Wald und die Kolonie noch nie erreicht.
    »Als frischgebackener Vater könntest du ruhig ein wenig glücklicher dreinschauen«, neckt ihn eine ausgesprochen gut gelaunte Nelly. Sie sitzt jetzt auf dem Beifahrersitz. Nach dem Besuch beim Jugendamt hat Herberger auf den Kauf eines Kindersitzes bestanden, weil Kinder im Auto nach hinten gehören und nicht als Dauergast auf Nellys Schoß.
    »Herberger ist nicht mein echter Vater«, quengelt Niklas von hinten. »Nur auf dem Papier.«
    Vorhin beim Jugendamt hat er sich deutlich kooperativer gezeigt und so oft und treuherzig »Papa« zu ihm gesagt, dass Herberger ganz mulmig dabei wurde. Am Ende hat sich sein schlechtes Gewissen ganz täuschend echt angefühlt. Zumal die zuständige Sachbearbeiterin, befeuert von Niklas’ Elfenaugen, beim Thema flüchtige und verantwortungslose Kindsväter nicht immer sachlich geblieben ist.
    Herbergers Part bestand darin, Reue und Zerknirschung zu zeigen und hilflos zu betonen, er habe von Niklas’ Existenz jahrelang ganz einfach nichts gewusst. Was so ziemlich das einzig wahre Wort aus seinem Mund war, von den Angaben zu seiner Adresse, seinen Geburtsdaten – und nicht zu vergessen – seinen Einkommensverhältnissen einmal abgesehen. Nun ja. Seinen dringenden Wunsch nach Sesshaftigkeit und einem ruhigen, geregelten Leben konnte er ebenfalls glaubwürdig vortragen.
    Den Eignungstest als künftiger Sorgeberechtigter und talentierter Familienvater musste freilich Nelly für ihn bestehen. In höchsten Tönen hat sie Herbergers Engagement für Becky gelobt, die er angeblich seit mehr als drei Jahren vorbildlich miterzogen hat. Gott, war er dabei gut! Laut Nelly.
    Ein krummes Lächeln stiehlt sich in sein
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