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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Autoren: Don Winslow
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dass es stimmt.
    Nicht dass es was ändern würde, denkt er. Ich muss tun, was zu tun ist.
    Ich hab den Rest meines Lebens noch vor mir.
    Die anderen kommen den Strand entlang, aber Dave kommt mit dem Boot, vom Meer.
    Das scheint nur passend.

89
    An einem Wintertag um vier Uhr morgens ist es in San Diego kalt und dunkel. Die Sonne lässt noch ein paar Stunden auf sich warten, die richtige Hitze noch ein paar Monate.
    Aber der Sturm ist jetzt vorbei.
    Der Ozean hat sich ausgetobt, und die Wellen verlaufen friedlich im Sand.
    Frank geht am Strand entlang, auf die Stützpfeiler des Piers zu. Sein ganzer Körper schmerzt, seine Brust ist zugeschnürt vor Angst, er kriegt kaum Luft.
    Erst sieht er die Lichter des Piers, dann den schwachen Schein einer Taschenlampe, dann eine Gestalt, die durch den Dunst auf ihn zukommt.
    Ein junger Mann.
    »Frankie Machine?«, fragt der Mann.
    Frank nickt.
    »Jimmy Giacamone«, sagt der Mann, als müsste Frank ihn wiedererkennen. Frank blickt ihn nur an, also ergänzt er: »Jimmy ›the Kid‹ Giacamone«.
    Frank erwidert nichts.
    Jimmy the Kid sagt: »Ich hätte dich erledigt, Frankie Machine, hätte ich die Chance gekriegt.«
    »Wo ist meine Tochter?«
    »Keine Sorge, sie kommt«, sagt Jimmy the Kid. »Ich muss dich erst abklopfen.«
    Frank hebt die Arme.
    Jimmy tastet ihn flink und gründlich ab und findet die kleine Tonkassette in seiner Jackentasche. »Ist sie das?«
    Frank nickt. »Wo ist meine Tochter?«
    »Nur damit du’s weißt«, sagt Jimmy. »Mir passt das Ganze überhaupt nicht. Das mit deiner Tochter. Ich bin alte Schule.«
    »Wo ist meine Tochter?«
    »Komm.«
    Jimmy nimmt ihn beim rechten Ellenbogen und führt ihn am Strand entlang. Als sie unter dem Pier stehen, sagt er: »Ich hab es. Ich habe ihn. Er ist clean.«
    Eine gespenstische Gruppe Männer löst sich aus dem Dunst, Taschenlampen in der einen Hand, Pistolen in der anderen. Im ganzen sind es fünf, die komplette Wrecking Crew.
    Und Donnie Garth, nur dass er keine Pistole hat. Er streckt die Hand aus, und Jimmy the Kid überreicht ihm die Kassette. Er schiebt sie in ein Diktaphon, lauscht eine Weile und nickt.
    »Bringt sie her«, sagt Frank.
    Garth schwenkt seine Taschenlampe auf und ab. Eine endlose Minute später sieht Frank sie durch den Nebel kommen, Donna an ihrer Seite.
    »Daddy!«
    Sie sieht verweint aus, bewahrt aber die Fassung.
    »Es wird alles gut, Kleine.«
    »Daddy –«
    Frank nimmt sie in die Arme. Flüstert ihr ins Ohr. »Geh. Werde Ärztin. Mach mich stolz.«
    Sie schluchzt an seiner Schulter. »Daddy –«
    »Pst, ist schon gut.« Er blickt zu Garth auf. »Ich habe Kopien gemacht. Die sind in Safes deponiert, überall auf der Welt. Wenn meiner Tochter irgendwas passiert – auf sie geschossen wird, sie angefahren wird, sie vom Pferd stürzt –, wird das Band an jede große Nachrichtenagentur übergeben.«
    Jimmy the Kid blickt auf Garth.
    »Lass sie gehen«, sagt Garth.
    »Hören Sie –«
    »Klappe«, sagt Garth. »Ich sagte, lass sie gehen.«
    Jimmy zögert, dann nickt er Donna zu und sagt: »Bring sie weg von hier, aber plötzlich!«
    Donna will sie wegführen, doch Jill klammert sich an Frank und lässt ihn nicht los. »Daddy, die wollen dich umbringen!«
    »Die bringen mich nicht um, Kleine«, flüstert er. »Ich bin Frankie Machine.«
    Donna schiebt ihm die Pistole zu, stößt Jill zu Boden und wirft sich auf sie. Frank schießt Jimmy the Kid genau zwischen die Augen, er erwischt einen von der Wrecking Crew, dann noch einen.
    Carlo setzt noch einen Schuss ab, bevor ihm eine Kugel den Hinterkopf wegfetzt. Der Schock wirft Frank zu Boden, und er versucht, auf den vierten Mann zu schießen, doch er sieht schon, dass er zu spät kommt.
    Dave Hansen sieht es auch, im schwachen Lichtschein des Piers. Es ist schwer, vom Boot aus zu zielen, selbst mit dem Gewehr, aber er schafft es und setzt eine Salve zwischen die Schulterblätter des vierten.
    Frank rollt sich zur Seite, richtet die Pistole auf den fünften und trifft ihn ins Herz.
    Garth flieht.
    Frank steht auf, um ihn zu verfolgen.
    Sie sind beide nicht mehr jung, doch Donnie Garth hat nicht durchgemacht, was Frank in den letzten Tagen durchmachen musste.
    Frank merkt, dass er ihn nicht einholen kann. Aber eine Kugel kann es, sagt er sich. Er hebt die Pistole, um abzudrücken, da durchzuckt ein brennender Schmerz seine Brust, und sein linker Arm wird taub. Er denkt, es ist die Kugel, dann spürt er sein Herz aufbranden wie eine brechende
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