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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Autoren: Unbekannter Autor
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die Stadt verseucht werden.«
    Ganz zu schweigen davon, dass die Lade unwiederbringlich verloren wäre. War sie vielleicht deshalb nie gefunden worden? Weil sie zu Asche zerfallen war? Wenn die Seuche sich ausbreitete, wenn die Israeliten ausgelöscht würden . wie würde sich das auf die Menschheitsgeschichte auswirken?
    Woher sollten wir ohne die Juden die Zehn Gebote bekom-men?
    Woher sollten wir ohne die Juden die Bibel bekommen?
    Woher sollten wir Jesus bekommen? Oder Mohammed?
    Falls dieser kleine Stamm vom Erdboden getilgt wurde, würde es mich dann überhaupt geben? Oder die Vereinigten Staaten von Amerika? Einstein wäre nicht geboren worden. Oder Freud. Es gäbe kein Nahostproblem - weil es keinen Nahen Osten geben würde. Keine Juden, keine Christen, keine Moslems. Würden wir alle stattdessen die Bäume und den Himmel und den Blitz anbeten?
    »Du beschreibst ein -« N’tans Worte wurden von einem massiven Blitz unterbrochen, der minutenlang am Himmel zu stehen schien, obwohl so etwas unmöglich war.
    Es wurde noch dunkler. Der Donner kam näher.
    »Du kannst das Haus unseres Gottes nicht zerstören!«, brüllte Dadua von seinem Unterstand am Südende des Plateaus aus zu RaEm hinüber. »Er ist ein mächtiger Gott! Er wird das nicht zulassen!«
    Eine Eins plus für deine Glaubensfestigkeit, Dadua.
    Doch Gott hatte auch die Elektrizität erschaffen, und zwar so, dass sie unter bestimmten Bedingungen wirkte. All diese Bedingungen waren berücksichtigt und erfüllt - und wurden von RaEm kontrolliert.
    »Ich allein gebiete über den Himmel!«, brüllte RaEm zurück. »Dein Gott ist nichts! Er kann sich mir nicht entgegenstellen! Du bist nichts! Jedes einzelne Wort wirst du bereuen!«
    Der Blitz schlug hinter RaEm ein, und zwar so nahe, dass wir ihren Körper als Silhouette sahen. Die Anordnung von Schilden und Bundeslade ähnelte auf perverse Weise einer Blüte mit dem Blütenstempel in der Mitte. Einer todbringenden Blüte, so viel stand fest.
    »Soll ich durch den Draht brechen?«, fragte N’tan und machte sich bereit, an den Soldaten vorbei in Richtung der Lade zu rennen. Der Regen ließ geringfügig nach, dafür kamen die
    Blitze wieder näher. »Warte, der Stromkreis ist noch nicht geschlossen.« Ich kniff die Augen zusammen. Richtig, RaEm hielt die zwei Enden des Drahtes in ihren Händen. Ich zeigte auf sie. »Wenn sie die beiden verbindet, ach, also dann -«
    »Werden wir alle geröstet?«, ergänzte N’tan.
    Er wartete nicht länger ab, sondern rannte los. Mit quecksilberhafter Schnelligkeit fingen ihn zwei ägyptische Soldaten ab und schleuderten ihn in den Schlamm. Wir mussten an ihnen vorbei. Cheftu sah mich an. »Niemand sonst weiß, was zu tun ist.« Ich geriet in Panik.
    Ein paar weitere Giborim rannten auf das Zentrum zu, wurden aber samt und sonders von ägyptischen Soldaten gefällt. Mein Blick fiel auf eine Schleuder in der Bauchschärpe eines Mannes, die ich mir auslieh und lud, um dann abzuwarten. »Du hast deine Chance gehabt, du Narr!«, brüllte RaEm Dadua an.
    »Du wirst ebenfalls sterben!«, brüllte Dadua zurück.
    »ICH BIN unsterblich!«, kreischte sie und hob die Drähte über ihren Kopf. Das Zentrum des Gewitters befand sich jetzt genau über uns. Ich richtete mich auf und ließ die Schleuder kreisen, bis ich sie über meinem Kopf surren hörte. Mit einem Gebet auf den Lippen schoss ich den Stein ab. Der Soldat vor uns stürzte zu Boden und gab den Weg für Cheftu frei, der zur Lade hinraste.
    Ich folgte ihm nach, allerdings erst nach kurzem Zögern. Ich steckte in meinem eigenen Körper; ich hatte keine Ersatzhaut, falls mir irgendetwas zustieß. Ich würde mich selbst versengen. Aber wenn wir nichts unternahmen, dann würde die Truhe unter Umständen in die Luft fliegen, die Seuche würde ganz bestimmt freigesetzt, und wir würden sowieso alle sterben - bis auf Cheftu und Dion.
    Jemand berührte meinen Armrücken und jagte einen elektrischen Schlag durch meinen Körper. Ich machte einen Satz, wurde aber nicht langsamer.
    Yoav raste mit gezogenem Schwert auf RaEm zu. Das war ein Plan! Wie in Zeitlupe fasste RaEm hinter sich, packte einen Stock und zielte damit auf ihn. Der lang herbeigerufene Blitz schoss in das Ende des Stockes und sprang dann auf Yoav über.
    Er fiel zuckend zu Boden und blieb dann reglos stehen.
    »Ihr da! Stehen bleiben!«
    Der Ruf erreichte uns auf Ägyptisch. Cheftu drehte sich um und bekam die Faust des Soldaten in den Bauch. Zu zweit stürzten sie sich
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