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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Autoren: Unbekannter Autor
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doch plötzlich hatten sie Angst vor ihr.
    »Werdet ihr mir folgen?«
    Sie nickten hastig.
    »Dann kommt, wir haben viel zu tun.«
    Ich war eben - wieder - eingeschlafen, nachdem ich mich mit Cheftu geliebt hatte, als jemand an unsere Tür trommelte. Wir hatten Brust an Brust geschlafen, die Beine ineinander verschlungen, und schossen wie ein Mann hoch. »Was zum Teufel ...«, grummelte ich verschlafen.
    »Ich gehe schon, chérie«, sagte er, stand auf und tappte davon. Der Besucher an der Tür wollte nicht aufhören mit Trommeln. Ich vergrub den Kopf unter dem Kissen und döste langsam wieder ein. Bis ich etwas hörte, das ich nie zu hören erwartet hätte: Cheftu, der »Heilige Scheiße!« rief.
    Sekunden später war ich aufgesprungen, angezogen und an der Tür. Cheftu sah mich an. »Das Tabernakel ist mit Soldaten umstellt.«
    »Was?«
    Draußen rumpelte der Donner. N’tan, bis auf die Haut durchnässt, verdrehte die Augen.
    »Dieser Ägypter hat das Tabernakel als Geisel genommen!«
    »Semenchkare?«
    »Ken! Das ist eine Beleidigung für Shaday, unsere Gastfreundschaft, für alles!«
    »In der Bibel steht nichts Derartiges, und ich habe auch nirgendwo etwas darüber gelesen oder auch nur gehört«, sagte Cheftu zu N’tan.
    Ich sah den Nachfahren Imhoteps I. und II. an. »Möchtest du etwas Wein?«, fragte ich und bewies damit, dass ich die geradezu absurde Gastfreundschaft der Südstaaten mit der Muttermilch aufgesogen hatte. Ich schenkte drei Becher voll. N’tan erzählte uns, dass er zwei Boten zum Tabernakel ausgesandt hatte und sie, nachdem sie nicht zurückgekehrt waren, suchen gegangen war. Wobei er auf Soldaten gestoßen war.
    Ägyptische Soldaten.
    »Was ist mit den Priestern? Den Leuten, die dort oben waren?«
    N’tan zuckte mit den Achseln. »Es war kaum jemand dort. Die Erntezeit, die Feiern und Opfer sind abgeschlossen. Es bleiben nur ein paar Priester beim Tabernakel, die sich den Winter hindurch beim Gottesdienst abwechseln.« Er kaute auf einer Schläfenlocke herum. »Vieles aus dem Tabernakel wurde ohnehin in die Unterstadt eingelagert.«
    »Und was ist oben geblieben?«
    »Nur die äußeren Vorhänge und der Thron.«
    Cheftu schauderte und murmelte etwas von einer tödlichen Waffe in seinen Bart. »Was haben die Soldaten getan?«
    »Sie haben das Zelt eingerissen.«
    »Haben sie den Thron berührt?«
    »Wieso fragst du das?«, mischte ich mich ein.
    »Weil eine Frau, die acht Meter von der Bundeslade entfernt stand, um ein Haar an der Pest gestorben wäre.«
    »Die Beulenpest ist in der Arche?« Vor Verblüffung sprach ich Englisch.
    N’tan sah uns beide an, ohne ein Wort zu verstehen.
    »Flöhe, chérie. Ich weiß nicht warum, aber Flöhe.«
    »Bist du sicher?«
    Cheftu piekte mit dem Finger in N’tans Richtung und wechselte wieder ins Hebräische. »Sie machen die Priester krank, damit sie sich in der Nähe des Throns aufhalten können, ohne sich anzustecken. Der Thron löst die Seuche aus.« Er wandte sich an N’tan und bat ihn, mir zu erklären, was ihnen die Pele-sti bei der Rückgabe des Thrones noch übergeben hatten.
    »Goldene Darstellungen, G’vret. Von Tumoren.«
    »Statuen von Pestbeulen«, erklärte Cheftu auf Englisch.
    »Und goldene Totems von Ratten«, ergänzte N’tan auf Hebräisch.
    Ich leerte meinen Becher in einem einzigen Zug.
    »Und weshalb macht ihr euch solche Sorgen?«
    Cheftu stand auf, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und erklärte hastig: »Schon ein winziger Spalt unter dem Dek-kel, nicht einmal breit genug für meinen Finger, hätte die Gemahlin des Königs beinahe das Leben gekostet.
    Uns Übrigen ist nur nichts passiert, weil wir, wie nennst du das?, immun waren.«
    Ich stand auf. »Aber wenn die Lade weiter geöffnet würde -«
    »Dann könnte die Seuche das jüdische Volk auslöschen.«
    War es möglich, dass RaEm die Vernichtung der Juden auslösen würde? In Europa hatte die Pest ein dunkles Zeitalter heraufbeschworen. War es möglich, dass sie auch hier ein dunkles Zeitalter herbeiführte? Statt Salomons Ruhm die düstere Herrschaft RaEms?
    Der Donner ließ uns für Sekunden taub werden.
    Das klang arg nach Gruselroman, aber wer hätte andererseits schon geahnt, dass ich mit Salomons Mutter Getreide mahlen oder König David den Davidsstern zeigen oder dass Cheftu einige Bücher der Bibel verfassen würde?
    Wir rannten durch den Regen.
    Unter dem tiefen, schwarzen Himmel, in peitschendem Regen und eisigem Wind stand Dadua. In der Ferne
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