Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Blitz schoss über die Himmel, und für einen kurzen Augenblick konnte er erneut die Kolonne durch das Dorf marschieren sehen. Etwas entfernt stand ein Evakuierungszug, der die letzte Ladung Truppen von Pat O’Donalds Korps transportierte. Nun war er aufgehalten worden, während eine Reparaturmannschaft fieberhaft daran arbeitete, eine gebrochene Antriebswelle zu reparieren. Er sah eine große, massige Gestalt durch den strömenden Regen auf sich zukommen, die dicken, muskulösen Arme durch einen schwarzen Poncho verdeckt. Die roten Koteletten und der Schnurrbart des Mannes tropften vor Feuchtigkeit; sein ramponierter Hut hing ihm schlaff über die Augen. Lautstark fluchend, während er durch den Schlamm platschte, kam Pat O’Donald zur Seite des Zugs und salutierte müde.
    »Haben Sie sich ein bisschen Grausamkeit angeeignet?«, fragte Pat.
    Ein dünnes Lächeln stahl sich auf Andrews Gesichtszüge.
    »Ich wusste nicht, dass Sie in diesem Zug dort waren«, sagte Andrew und streckte Pat die Hand entgegen, die dieser herzlich ergriff.
    »Hätte es beinah nicht geschafft«, antwortete Pat und schüttelte den Kopf, als wollte er die Erschöpfung vertreiben, die Teil ihres Lebens geworden war.
    Emil überreichte ihm widerwillig den Flachmann und beobachtete kummervoll, wie Pat den Kopf zurückwarf und mit einigen langen Schlucken fast alles austrank.
    »Ah, jetzt weiß ich, dass ich wieder lebe«, sagte Pat.
    »Nicht wenn Sie so weiter saufen«, erwiderte Emil. »Ich habe dieses Loch in Ihrem Magen nicht geflickt, damit Sie sich ein anderes hineinbrennen.«
    Pat lachte derb und klopfte Emil auf die Schulter.
    »Ach kommen Sie, mein Freund, glauben Sie, dass es wirklich das ist, was mich letzten Endes umbringen wird?«
    »Sagen Sie so etwas nicht«, sagte Andrew leise.
    »Melancholie, verehrter Colonel«, sagte Pat in der Hoffnung, Andrew ein Lächeln abringen zu können.
    Andrew antwortete nicht.
    »Andrew, mein Junge, es sieht offenbar nach einer sicheren Niederlage aus, aber das ist noch lange kein Grund, deprimiert zusein.«
    »Danke, dass Sie uns daran erinnert haben«, erwiderte Emil.
    »Wir könnten vielleicht noch schlimmer dastehen, doch dieser Krieg ist wie kein anderer. Es gibt keine hochtrabenden Worte über Ruhm und Ehre, und er hört nicht auf, wenn er sich gegen dich wendet.«
    Pat hielt einen Moment inne und seufzte.
    »Ich erinnere mich an Irland, damals, 1848. Es war wie hier, Hunderttausende waren auf der Straße am Verhungern und versuchten, auf die Boote nach Amerika zu kommen.
    Und wir wussten nicht, wie man kämpft, das war unser Unglück«, wisperte er.
    Andrew musterte ihn.
    »Ah, doch dieses Mal ist es anders. Jetzt heißt es entweder Sieg oder Tod«, sagte Pat. »Keine andere Möglichkeit, nur diese zwei. Und es ist das Gleiche für die Teufel hinter uns. Wir werden wahrscheinlich Kev verlieren wenn sie kommen. Falls wir uns in der Steppe befinden, besteht die Möglichkeit, dass sie uns den ganzen Weg bis zum Sangros und nach Hispania jagen und Roum ebenfalls erobern. Aber bei Gott, ich werde kämpfen. Weil es keinen anderen Weg gibt, und wenn ich sterbe, kämpft jemand anders weiter. Wir werden diese Bestien rund um diese Welt herum bekämpfen und tauchen auf der anderen Seite wieder auf und bekämpfen sie immer noch.«
    Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Flachmann, trank ihn leer und warf ihn dann unbekümmert zu Emil zurück, der ihn verdrießlich anblickte, bevor er ihn einsteckte.
    »Sie genießen das, nicht wahr, Sie verdammter Ire?«, fragte Emil.
    Pat musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen aufgrund des Regens und der blendenden Blitze.
    »Dafür lebe ich«, antwortete Pat, mit ein wenig schwerer Zunge aufgrund der Erschöpfung und der einsetzenden Wirkungen des Wodkas. »Heute Morgen hat mein einzelnes Korps mindestens drei, vielleicht sogar vier ihrer Umen einen ganzen Tag lang in einem offenen Feldkampf aufgehalten. Keine Befestigungen dieses Mal – es war offenes Gelände, die ganze Zeit über tobte ein ständiger Kampf. Doch wir haben es trotzdem geschafft, jeden herauszuholen, sogar die Verwundeten, machten den Merki lange Nasen, schwenkten unsere Arsche und kümmerten uns den Teufel um sie. Versorgt mich mit Pulver, Kugeln und Büchsen, und ich werde sie weiter töten.«
    Er hielt einen Moment inne.
    »Und außerdem hasse ich diese Bastarde. Sie zu töten macht mir nichts aus. Das erleichtert die Sache. Ich konnte Rebellen töten, natürlich, besonders die hochmütige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher