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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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gefühlt hatte, als die Rebellenstadt in Flammen stand. Er hatte mit einer perversen Freude dagestanden und zugesehen, doch entsetzt darüber, sich diese Freude wirklich eingestehen zu müssen. Die Stadt hatte die Nacht über gebrannt, und er hatte es sich mit einer dunklen, freudigen Intensität angesehen.
    Bei Chancellorsville und Spotsylvania war es erneut passiert.
    Die stärker werdenden Musketensalven im Wald waren ein beinahe apokalyptischer Augenblick, und, Gott vergebe ihm, er hatte die pulsierende Energie in seiner Seele genossen. Auf die Art und Weise, so stellte er sich vor, würde ein Opiumraucherjubeln, wenn die Pfeife zum Leben erwachte und der erste beißende Atemzug der Träume in die Lunge schwebte. Die Schallwellen schlugen über ihm zusammen wie ein Ozean, die Mischung von hunderttausend Stimmen, der Donner der Todesmaschinen spülte über ihn hinweg, schlug ihr Lied des Kriegerwahnsinns in seine Seele, während die rotgeränderte Sonne in einem Himmel aus Feuer und Rauch hing.
    Er vermutete, dass jene, die er in der Armee am meisten bewundert hatte, Männer wie Hancock, Kearny und Chamberlain, dasselbe empfunden hatten. Doch wurde nie davon gesprochen – es war keine Sache, die ein Gentleman, ein christlicher Krieger, eingestehen würde, außer in der Dunkelheit der Nacht und vor sich selbst.
    Für einen kurzen Augenblick, jetzt, in der Dunkelheit, wo das Leiden nicht sichtbar war, fragte er sich, was er aus seinem Leben gemacht hätte, wenn er nicht die rohe, leidenschaftliche Erregung beim Beobachten einer Kampflinie kennen gelernt hätte. Wenn sie auf einer Meile quer über offenes Gelände ausschwärmte, vorrückte, mit glänzenden Bajonettspitzen, beleuchtet von den Explosionen der Granaten und eingehüllt in Rauch. Eine ganze Armee, die in die Schlacht zog, mit belegten Stimmen jubelnd, mit dem Tod tanzend und schließlich seiner dunklen Umarmung erliegend. Am Eingang in diese Dunkelheit fühlte er sich am lebendigsten.
    Doch er verbarg diese Gedanken, äußerte sie niemals, beschämt darüber, sich eingestehen zu müssen, wie wenig Kontrolle er manchmal über sich hatte. Plötzlich spürte er, wie sich seine Seele aufgrund seiner Schwächen mit elenden Qualen füllte. Die Erinnerung an den Traum, der ihn so lange heimgesucht hatte, kehrte zurück – das Leichenfeld, sein Bruder Johnnie, der vor seinen Augen zu einem Knochengespenst des anklagenden Todes vermoderte. Er konnte Johnnie nicht retten, er konnte keinen einzigen Mann des 35. zurückbringen, der unter seinem Befehl gestorben war. Auch konnte er all die Rus nicht zurückbringen, die gestorben waren, seit er auf dieser Welt gestrandet war. Wie viele, Gott vergebe mir, wie viele von ihnen habe ich durch meine Fehler umgebracht?, fragte er sich. Und es gab noch einen finstereren Gedanken – wie viele würden noch sterben aufgrund dessen, was er mit der Ermordung Jubadis ausgelöst hatte?
    Er wusste, dass sie auf ihn warteten, ihn jedes Mal beobachteten, wenn er schweigsam wurde, versunken in Gedanken. Seufzend blickte er zurück über die Schulter und blinzelte gegen den eiskalten strömenden Regen, der vom schwarzen Himmel stürzte.
    Pat, der über seine Zurechtweisung nachdachte, sagte nichts, doch es war deutlich in seinem Blick zu erkennen, dass das unaufhörliche Kämpfen und, über allem anderen, das Schicksal von Hans einen unauslöschlichen Abdruck in seinem Geist hinterlassen hatte.
    Andrew betrachtete ihn. Er hatte das alles zu oft gesehen, ein zeitloser Blick. Vierzigjährige und Achtzehnjährige, die mit dem Blick von alten Männern schauten. Dieselbe Sache in Hawthorne, in vielen der Jungs, besonders der ganzjungen, die in das Mannesalter gekommen und nur Krieg kennen gelernt hatten. Sie waren Berufssoldaten geworden, die sich eine Welt ohne Krieg, die Armee, den Schrecken und auch die Momente leidenschaftlichen Jubels, gar nicht mehr vorstellen konnten. Und in Kai herrschte die Stimme des ewigen Bauern, der das gleiche Stück Land bestellte, das seine Ahnen über fünfzig Generationen bestellt hatten. Er würde niemals ein Soldat sein. Es war der zeitlose Konflikt zwischen dem Krieger, der tat, was auch immer notwendig war um zu kämpfen, und dem Bauern, der beobachtete, dass seine Welt jedes Mal zerstört wurde, wenn die Soldaten kamen. Das Land von Rus war die Seele des Bauern; entferne ihn davon, und er beginnt zu sterben. Seit dem Zusammenbruch der Potomaclinie wurden Kai und seine Leute angetrieben vom
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