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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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lachte, als sie ihn lauthals jubelnd hoch emporhoben.
    Hinter Marcus kam Emil aus dem Wagen und betrachtete die Wirren.
    »Ich wette, in der Stadt herrscht Chaos«, meinte Emil, senkte den Kopf, nahm die Brille ab, um sie zu putzen, und setzte sie wieder auf.
    »Wie geht es den Jungs im Lazarett?«
    »Wir verlieren immer noch ein paar, aber die meisten, die noch leben, sind auf dem Weg der Besserung«, gab Emil leise zurück. »Trotzdem sage ich Ihnen etwas, Andrew: Ich trete in den Ruhestand.«
    Ein wenig erschrocken musterte ihn Andrew.
    Emil zwang sich zu einem Lächeln. »Ich schätze, dieses letzte Mal war zu viel für mich«, flüsterte er traurig. »Eine Operation zu viel, ein Kriegsopfer zu viel, ein Junge zu viel, der mir weggestorben ist.«
    Er setzte ab und beobachtete die Menschenmenge.
    »Aber ich sehe, dass es die Mühe letztlich wert war«, murmelte er. »Ich habe vor, mich der Forschung zu widmen«, sagte er mit unbeschwerterer Stimme. »Ich möchte gerne Experimente mit Karbolsäure durchführen – scheint besser als Kalktinktur zu wirken, um Infektionen zu stoppen. Außerdem möchte ich daran weiterarbeiten, was mein alter Mentor Semmelweis begonnen hat. Ich glaube, dass es eine Verbindung zwischen Infektionen und jenen mikroskopischen Kreaturen gibt, von denen ich Ihnen erzählt habe. Jede Menge zu tun, und ich freue mich darauf.«
    »Aber wer wird die Krankenversorgung leiten?«, fragte Andrew.
    »Ach, ohne Krieg brauchen wir nicht mehr, als wir schon hatten, dank sei dem Allmächtigen. Aber ich habe bereits einen Ersatz für mich ausgesucht.« Damit deutete er zurück auf den Wagen. »Sie ist da drin. Sie wird ihnen alles darüber sagen … und noch etwas anderes.«
    Grinsend stieg er vom Wagen. Pat O’Donald ergriff ihn am Arm, holte eine Flasche hervor, und die beiden tranken gemeinsam, bis sie von der Menge erfasst und fortgetragen wurden.
    Andrew erklomm die Plattform und den Zug. Im Wagen stand Kathleen. Zu seiner Freude trug sie das Kleid, das sie noch von der Erde besaß. Trotz des Tumults draußen schlief Maddie in ihren Armen. Neben ihr stand eine kleine Truhe, in der sich die wenigen Habseligkeiten befanden, die sie mit ins Exil genommen hatten.
    Fast zögernd, weil er sie seit über einem Monat nicht gesehen hatte, ging er zu ihr. Maddie rührte sich, und er küsste sie zärtlich auf die Stirn, dann legte Kathleen das Baby zum Schlafen auf einen der Stühle.
    Andrew zog sie dicht an sich und küsste sie. Die beiden lachten, dann hielt er sie fest.
    »Willkommen daheim, Kathleen, mein Liebling.«
    »Unser Haus?«
    »Staubig, ein paar zerbrochene Fenster, aber noch da.«
    Sie lächelte.
    »Sind wir wirklich in Sicherheit? Ist es tatsächlich vorbei?«
    »Es ist vorbei, sie sind weg. Es wird Jahre dauern, bevor wir von ihresgleichen wieder hören, vielleicht auch nie.«
    »Gott sei Dank.«
    »Ich habe von deiner Beförderung zur Oberärztin gehört.«
    Sie lachte, als er zurücktrat, um formell vor ihr zu salutieren, dann kehrte sie in seine Arme zurück.
    »Gehen wir raus und nehmen an den Feierlichkeiten teil.«
    »Besser nicht«, flüsterte sie schüchtern und schaute zu ihm auf.
    »Warum nicht?«
    »Wegen der vielen Leute und dem Gedränge. Ich muss vorsichtig sein.«
    Er spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte.
    »Ein Baby!«, flüsterte er.
    Lächelnd nickte sie.
    Er drückte sie dicht an sich, dann traten sie zusammen hinaus auf die hintere Plattform, um die jubelnde, singende Menge zu beobachten, und sie weinten vor Freude. Über ihnen flatterten die Flaggen der Regimenter.
    Vor allem erblickte Colonel Andrew Lawrence Keane zwei Standarten, die irgendwie über den anderen zu schweben schienen – die Flagge der Armee der Republiken, und daneben schimmerten im Ruhm eines neuen Tages die verblassten Farben des 35. Maine.
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