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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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die Regimenter formierten sich in Kolonnen, der Donner ihrer marschierenden Füße hallte über den Platz, und die Männer stimmten das Lied an, wobei der tiefe, von den Rus so geliebte Bass mit dem Eröffnungsrefrain anfing:
    »Ja, Jungs, wir werden uns um die Flagge scharen, wir werden es wieder tun, und dabei den Schlachtruf der Freiheit brüllen!«
    Andrew summte mit und blickte über die Schulter zurück. Die Straße hinter ihm war voller Standarten, die in der Luft zu schweben schienen.
    »Ich bin stolz auf dich, Sohn.«
    Er hatte das Gefühl, die Stimme hätte tatsächlich gesprochen, und sah sich unwillkürlich um. Neben ihm befand sich Pat, der mit stur nach vorne gerichtetem Blick das Lied mit leidlich falschen Tönen mitsang.
    Hans, gottverdammt, Hans, ich wünschte, Sie wären hier.
    Sie gelangten durch das Tor, als der erste Zug, der die Fahrt von Roum nach Hispania antreten sollte, durch den äußeren Erdwall kam, die Glocke läutete und mit der Pfeife den ersten Takt der »Gefechtshymne der Republik« spielte. Die Lokomotive und die Kabine waren mit Wimpeln geschmückt.
    Noch während die Merki sich über die Steppe zurückzogen, hatten die Arbeitsmannschaften sich in Bewegung gesetzt. Vorgerückte Einheiten reparierten die Gleise und bauten Brücken wieder auf, mit Material, das Mina versteckt hatte. Es hatte zweieinhalb Monate harter Arbeit durch die Hitze des Sommers und nun bis in den frühen Herbst hinein bedurft. Die Züge fuhren bereits wieder einen regulären Fahrplan zwischen den Überresten von Kev und den Ruinen von Vazima. Flüchtlinge kehrten heim, betrachteten zuerst bestürzt das Ausmaß der Zerstörung und begannen anschließend mit den Wiederaufbauarbeiten. Nun endlich traf der erste Zug nach Suzdal mit hoch und klar schrillender Pfeife ein.
    Er drehte sich im Sattel um und schaute zurück. Durch die Baumgruppe war die Stadt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses kaum erkennbar, doch die Gesänge und der Jubel waren unüberhörbar. Er hatte das Gefühl, sein Hass würde seine Seele verlassen und die Welt um ihn herum verbrennen.
    Tamuka, der einst Qar Qarth gewesen war und nun als Einhand bekannt war, saß auf dem Pferd, umgeben von seinem Gefolge.
    Für die Merki-Horde, die in drei Teile zersplittert war, war ein Bürgerkrieg Wirklichkeit geworden. Die Clans von Roaka, die gerade die Grenzen von Cartha heimsuchten, erkannten den Friedensvertrag nicht an. Dann war da der Verräter Haga, der Tamuka beim Rat der Qarths seiner Macht beraubt und es gewagt hatte, sich selbst zum Qar Qarth und somit zum Anführer der Merki-Horde auszurufen. Es gab keine Horde mehr. Aber eines Tages würde es sie wieder geben, dachte er verbittert.
    Die Zahl der Toten war unschätzbar. Manche meinten, es wären hunderttausend, andere behaupteten hundertfünfzigtausend allein in den Schlachten, wobei zehntausende weitere mittlerweile an Krankheit, Hunger, Durst und erlittenen Verletzungen während des Rückzugs über die Steppe starben. Der Rat der Qarths hatte beschlossen, dass es vorerst keine Kämpfe geben würde. Frieden und das Finden von genug Nahrung für den Winter sollten das einzige Anliegen sein. Die drei Teile der Horde hatten sich voneinander getrennt, nachdem sie den Fluss überquert hatten. Zwei Umenbefehlshaber hatten sich dafür entschieden, bei Tamuka zu bleiben, jene der Vushka Hush und der Kartu. Das genügte.
    Mit kaltem Herzen beobachtete er, wie der Zug den Hang herabkam und auf die Stadt zusteuerte. Er sah nur allzu deutlich, was dies verhieß, und vermutete, dass auch Haga es sehen konnte, sich dem aber nicht stellen wollte. Er hingegen würde es tun. Wenn es sein musste, würde er sich an die Bantag, an die Nan oder sonstige Horden wenden, die noch weiter südlich ritten. Wenn es sein musste, würde er zwanzig Zyklen daran arbeiten, aber er würde sich vorbereiten und zurückkehren. Vorerst konnten sie ihren Frieden haben, aber es würde eine andere Zeit kommen.
    Der Rest der Horde zog bereits nach Südwesten. Er würde nach Westen reiten und später entscheiden, wohin er sich von dort aus wenden würde. An jenem Morgen hatten die letzten seiner Reiter und ihre mitleiderregend wenigen Jurten den Fluss überquert. Hinter ihnen, als Allerletzte, folgten die Gedemütigten, die es zugelassen hatten, gefangen genommen zu werden. Viele hatten sich ihm angeschlossen, zu sehr von Schande erfüllt, um zu ihren eigenen Jurten zurückzukehren, wo für sie bereits die Totenlieder gesungen
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