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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt
Autoren: Juna Benett
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eingeladen. Ich würde mich freuen.
    Als ich einen beiläufigen Blick über meine Schulter werfe, um zu sehen, wer sich noch im Raum befindet, erstarre ich in der Bewegung. Hinter mir an der Wand steht der definitiv bestaussehendste Typ, den ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe. Durchdringende grau-blaue Augen, tiefschwarze Haare, die zerzaust wirken. Sicherlich hat er sie mit Gel in Form gebracht, denn es sieht zu gut aus, um keine Absicht zu sein. Er trägt schwarze Jeans sowie ein schwarzes Longsleeve, und er ist definitiv heiß. Er merkt, dass ich ihn anschaue, und wirft mir ein warmes Lächeln zu, das ich umgehend erwidere.
    »Hannah«, reißt mich das Mädchen mit den gelben Figuren aus meiner Betrachtung, »du hattest doch eine Sechs. Du darfst noch einmal würfeln.«
    Erfreut nicke ich. »Macht euch auf euren Untergang gefasst. Heute bin ich auf meinem persönlichen Siegeszug.«
    Meine Mitspieler tauschen einen beunruhigten Blick. Vermutlich sind sie besorgt, da ich sie in Kürze erbarmunglos abzocken werde. Ich versetze den Würfel mit den Fingerspitzen in schnelle Rotation, sodass er sich auf einer Ecke dreht. Mit einem klackenden Geräusch kommt er schließlich auf dem Tisch zu liegen. Vier. Ein breites Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Genau die Zahl, die ich brauche, um die rote Figur, die der Junge mit den hellbraunen Haaren eben noch vor mir in Sicherheit bringen wollte, aus dem Spiel zu nehmen. Mit einem eleganten Schwung befördere ich das Männchen ins Abseits, während ich in mich hineinlache.
    Auch in den folgenden Runden bleibt mir mein Glück treu. Als wir kurz davor sind, das Spiel zu beenden, muss ich noch ein Männchen ins Ziel bringen. Von dem netten Mädchen, zu dem die Farbe Gelb gehört, ist nur eine Figur auf dem Spielfeld unterwegs. Ihre restlichen stehen wie die der anderen Mitspieler noch am Anfang. Ich frohlocke. Der Sieg ist mein.
    Ein knapper Blick auf das Spielfeld zeigt mir, dass ich eine Fünf würfeln müsste, um endgültiger Sieger zu sein. Beschwörend schüttle ich den Würfel in meiner geschlossenen Faust und werfe ihn auf den Tisch. Direkt breche ich in Gejauchze aus.
    Eine Fünf! Schnell bringe ich meine letzte Figur in Sicherheit. Meine vier blauen Männchen sind die einzigen Überlebenden des Massakers!
    Enthusiatisch springe ich auf und brülle: »Gewonnen!« Meine Mitspieler klopfen mir anerkennend auf die Schulter und beglückwünschen mich voller Bewunderung.
    Ich drehe mich halb um, sodass ich überprüfen kann, ob der gutaussehende Typ an der Wand meinen Triumph ebenfalls registriert hat. Er fixiert mich mit einem rätselhaften Ausdruck auf seinem schönen Gesicht. Sobald sich unsere Blicke treffen, nickt er mir beifällig zu und grinst. Interessiert nehme ich ihn genauer in Augenschein. Das schwarze Longsleeve liegt eng an und lässt einen durchtrainierten Oberkörper erahnen. Unter dem dünnen Stoff zeichnet sich sein flacher Bauch ab. Die schlanken, aber dennoch muskulösen Arme hat er...
    Jan.
    Irritiert blinzle ich. Woher kam dieser Gedanke eben? Woran dachte ich überhaupt?
    Ich schüttle verwirrt den Kopf und wende mich wieder meinen Mitspielern zu, die inzwischen laut eine Revanche fordern. Können sie kriegen. Mir scheint, ich bin heute unbesiegbar.
    Mit raschen Bewegungen verteilt der dunkelblonde Junge die Figuren erneut auf dem Spielbrett. Leider will der Typ an der Wand nicht mitmachen. Sonst könnte ich ihn unauffällig weiter beobachten.
    »Hannah? Du hast die letzte Runde gewonnen. Du darfst eröffnen.«
    Direkt spüre ich, wie mich die Begeisterung für das Brettspiel wieder ergreift. Natürlich will ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, meine Freunde noch einmal abzuziehen. Andererseits würde ich zu gerne eine Unterhaltung mit dem interessanten Schwarzhaarigen in Gang bringen. Aber Mensch-ärgere-dich-nicht ist mein erklärtes Lieblingsspiel!
    Ist das so? Warum will ich unbedingt dieses blöde Spiel gewinnen? Ich hasse Brettspiele. Ich hasse Chips. Und ich trinke ausschließlich Cola light.
    »Hannah?«
    Fröstelnd ziehe ich die Schultern hoch und lege die Stirn in Falten. Wieder habe ich kurzzeitig das Gefühl, am Rande meiner bewussten Wahrnehmung einen Gedanken zu erahnen, den ich nicht greifen kann. Frustriert nehme ich den Würfel. Das Mädchen mit der Brille schaut mich forschend an.
    »Magst du nicht mehr spielen? Du wolltest doch so gerne einen Mensch-ärgere-dich-nicht-Marathon veranstalten. Jetzt kannst du nicht
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