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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt
Autoren: Juna Benett
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einer in die andere Handfläche bewege und schließlich auf das Spielbrett fallen lasse.
    Eine Fünf!
    Na, wer sagt's denn! Diese Runde ist noch nicht verloren.
    Ich will nicht sterben.
    Raus meinem Kopf!
    Was habt ihr vor?
    Ich habe Angst.
    Der Junge mit den hellbraunen Haaren hat eben seine vorletzte Figur eingebüßt. Nicht mehr lange und er muss ganz von vorne anfangen. Dann trennen mich nur wenige Runden von meinem zweiten Sieg in Folge!
    Feinde!
    Wenn sie bemerken, dass ich klare Momente habe, werden sie den Zwang verstärken.
    Nichts anmerken lassen.
    Nachdenken!
    Es ist nicht das erste Mal, dass ich unter mentaler Beeinflussung stehe. Heute Morgen hat Jan das Gleiche mit mir gemacht. Aber er war mir alleine nicht gewachsen. Aus diesem Grund hat er sein Formerteam herbeordert.
    Wenn ich die Stelle finde, an der die Manipulation ansetzt, könnte ich sie wieder neutralisieren.
    Das Mädchen mit der Brille nimmt Kurs auf meine blaue Figur. Scheint, als müsse ich doch um meinen Sieg kämpfen. Dass ausgerechnet diese liebe Freundin meine Rivalin im Kampf um den Ruhm ist, lässt mich in wildes Gekichere ausbrechen.
    »Bringe dich lieber in Sicherheit!, »rufe ich. »In der nächsten Runde mache ich dich fertig!«
    Alle lachen.
    Natürlich wird sie das nicht überleben.
    Wo haben sie die mentale Kontrolle angesetzt? Darum bemüht, weiterhin dem Spielgeschehen zu folgen, sende ich meinen Willen aus und taste in Gedanken nach einer fremdartigen Anwesenheit.
    Genau wie heute Morgen. Jan hat mich unfreiwillig auf dieses Szenario vorbereitet. In meinem Kopf befindet sich etwas, was keinen Teil von mir darstellt. Ein Gefühlsknoten, ähnlich dem, den ich heute Morgen gespürt habe, nur ungleich stärker. Er besteht aus verschiedenen Facetten und ich vermute, dass jede Person in diesem Raum ein Segment beigesteuert hat. Ein Ansatzpunkt hebt sich von den anderen ab. Er fühlt sich vertrauter an, denn ich habe ihn schon einmal in meinem Gehirn entdeckt und anschließend entfernt: Der mentale Befehl von Jan.
    Vorsichtig versuche ich, Mauern rings um die Verankerungen hochzuziehen. Die direkte Lösung des Befehls hätte die sofortige Aufmerkamkeit des ganzen Teams zur Folge. Ich muss die Kontrolle umgehen, statt sie zu brechen. Verbissen konzentriere ich mich darauf, gedankliche Barrieren zu errichten und gleichzeitig Feuer und Flamme für das Spiel zu sein, sodass niemand eine Veränderung in meinem Verhalten bemerkt. Da ich endlich weiß, wie ich mich schützen kann, fällt mir der Widerstand leichter.
    Ich muss dringend eine Drei...
    Nein.
    Konzentration. Schutzwall hochziehen.
    Wenn ich eine Drei würfle, kann ich...
    Die Präsenz von meinem Bewusstsein isolieren. In eine Ecke verbannen. Unter Kontrolle halten.
    Die gelbe Figur. Ich muss sie...
    Gedanken fokussieren. Nicht ablenken lassen.
    Mit jedem mentalen Angriff, den ich abwehre, wird es einfacher, die Kontrolle zu behalten. Zuerst widme ich mich Jans Impuls, was mir verblüffend leicht fällt. Durch meine Erfahrung heute Morgen weiß ich genau, wie sein Befehl strukturiert ist, und wo ich ansetzen muss, um ihn auszusperren. Langsam verblasst der Wunsch, mich erneut ins Spielgeschehen zu stürzen. Die Zwänge der anderen Former sind geringfügig schwerer abzuriegeln. Sie sind mir zwar unbekannt, allerdings deutlich schwächer als Jans Fixierung. Er ist definitiv der stärkste Former im Raum – mit der Ausnahme von mir.
    Schließlich nehme ich die Befehle nur noch als das wahr, was sie sind. Kleine Störfaktoren, die erfolglos versuchen, mich zu beeinflussen. Meine Gedanken gehören wieder mir.
    Doch was fange ich jetzt damit an?
    Während ich begeistertes Interesse für den Spielverlauf vortäusche, zermartere ich mir das Hirn und prüfe krampfhaft meine Möglichkeiten. Ich habe es zwar geschafft, die mentalen Anweisungen abzugrenzen, doch das ändert nichts an meiner Situation. Neben Jan befinden sich weitere sechs Personen im Zimmer. Die ganze Gruppe hat ihre Kraft gebündelt, um mich unter Kontrolle zu halten. Würde es ausreichen, die Konzentration eines Formers zu stören, sodass das ganze Konstrukt zusammenbricht? In diesem Fall wären sie mir allein durch ihre Anzahl noch immer überlegen und könnten mich ohne Schwierigkeiten überwältigen. Genausowenig wird es etwas nutzen, wenn ich jemandem einen Teller an den Kopf fliegen lasse. Die einzige Möglichkeit wäre, alle auf einmal auszuschalten. Die Beeinflussung mehrerer Personen zugleich ist mir bereits in
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