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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt
Autoren: Juna Benett
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Bewusstsein aus, sodass kein Raum mehr für die Kontrolle von Jan besteht. Noch nie hat mir etwas so weh getan.
    Völlig gebrochen und blind vor Tränen, die unaufhörlich aus meinen Augen strömen, lasse ich wie betäubt meine Stirn auf die Knie sinken. Ich höre, wie sich Jan von der Wand abstößt und das Zimmer durchquert. Kurze Zeit später spüre ich seine Präsenz in meinem Rücken, seinen warmen Atem auf meiner Haut.
    Egal, was er tun wird, er kann mich nicht stärker verletzen, als er es bereits getan hat. Im selben Moment spüre ich den grellen Schmerz einer Nadel in meinem Nacken, dann versinkt das Zimmer in Dunkelheit.
    Ich habe mich geirrt.

***
    Ich plante, den Versuch zu wiederholen. Dieses Mal allerdings mit einem natürlichen Former, der über größere Kraft verfügte als meine verstorbene Gefährtin.
    Kurze Zeit später erlebte ich meinen bisher größten Triumph. Der Former, den ich mit einem mentalen Befehl dazu zwang, mich zu verjüngen, bezahlte die exzessive Nutzung seiner Gabe mit dem Leben, doch ich fühlte mich so jung wie schon lange nicht mehr.

28
    Ohnmächtig
    Schmerzen.
    Kann mich nicht bewegen.
    Arme. Beine. Schwer wie Blei.
    Kann sie nicht heben.
    Meine Kehle wie Schleifpapier.
    Ausgedörrt. Trocken. Durst.
    Dunkelheit.
    Bewusstlosigkeit.
    Schmerzen.
    Druck auf der Brust.
    Kann nicht sehen.
    Schritte.
    Eine Hand, die meinen Puls prüft.
    Lass mich los.
    Kann nicht aufwachen.
    Dunkelheit.
    Bewusstlosigkeit.
    Schmerzen.
    Mein Kopf.
    Hämmernd. Bohrend. Glühend.
    Ich kann hören.
    »Ich habe mein Team verständigt. Ich brauche dringend weitere Verstärkung. Kannst du kommen?«
    ...
    »Was für eine Frage. Natürlich ist etwas schief gelaufen, sonst würde ich nicht anrufen. Sie hat mich unter Wahrheitszwang gesetzt.«
    ...
    »Spielt doch jetzt keine Rolle.«
    ...
    »Sie liegt hier, völlig zugedröhnt mit Betäubungsmitteln.«
    ...
    »Ich weiß. Mir blieb keine andere Wahl. Ansonsten hätte sie mich überwältigt. Du weißt, wie stark sie ist. Wann kannst du hier sein?«
    ...
    »Aber... Warum? Ich brauche dich hier.«
    ...
    »Sie laufen lassen? Wieso sollte ich das tun?«
    ...
    »Mein Gott. Natürlich wird sie das nicht überleben. Hältst du mich für blöd? Das weiß ich auch so.«
    ...
    »Was willst du überhaupt? Bist du jetzt total durchgedreht? Ich erfülle meinen Auftrag. Levander ist bereits informiert.«
    ...
    »Sie wird sterben. Sie oder ich. So läuft das eben. Mein Team wird jeden Moment hier sein, um die mentale Kontrolle einzuleiten.«
    Gefahr.
    Flucht.
    Schwerer Nebel.
    Zähes Denken. Dickflüssig.
    Dunkelheit.
    Bewusstlosigkeit.

***
    Die folgenden Jahre nutzte ich dazu, ein Netzwerk aufzbauen. Ich konzentrierte meine gesamte Ausdauer darauf, neue Former zu finden.
    Natürliche, um ihr Leben für die Verlängerung meines eigenen zu nutzen, und künstliche, um die natürlichen zu finden und sie mir auszuliefern.

29
    Isoliert
    Erwartungsvoll ergreife ich den Würfel und lasse ihn mit einem anmutigen Schütteln aus dem Handgelenk über den Küchentisch rollen. Er bleibt liegen und zeigt eine Sechs. Mit einem kleinen Jubelschrei nehme ich meine blaue Figur zwischen Zeige- und Mittelfinger und schiebe sie über das Spielbrett. Der anvisierte Platz ist leider schon von einem gelben Männchen besetzt. Lächelnd schlage ich es mit einer knappen Bewegung vom Feld. Das Mädchen mit der Farbe Gelb protestiert lachend. Leider habe ich ihren Namen vergessen, aber das macht nichts. Zufrieden greife ich in die Chipstüte, die vor uns auf dem Tisch liegt. Salt and Vinegar, meine Lieblingssorte. Ich stecke eine Handvoll in den Mund und spüle mit einem Schluck Cola nach.
    Glücklich lasse ich den Blick über die Gesichter meiner Freunde schweifen. Schon lange hatten wir keinen solchen Spaß mehr wie heute beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Mir gegenüber sitzt das Mädchen mit den gelben Figuren. Sie hat lange braune Haare und eine Brille. Sie ist wirklich hübsch. Neben ihr sitzt ein Junge mit hellbraunen Haaren, der konzentriert aufs Spielfeld blickt und überlegt, welches seiner roten Männchen er zuerst in Sicherheit bringen soll. Auf meiner linken Seite sitzt ein Junge mit dunkelblonden Haaren, den ich bereits um zwei grüne Spielfiguren gebracht habe. Das Glück ist heute mit mir! Am Fenster stehen zwei weitere Jungs und ein Mädchen, die in eine leise Unterhaltung vertieft sind und auf die Einfahrt hinausblicken, als würden sie warten. Vielleicht wurden noch mehr Gäste
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