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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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gefahren
waren. Ohne auf das Genörgel von Pix zu achten, ging er deutlich länger als die
veranschlagte Viertelstunde voraus. Links blieb es waldig, rechts von ihnen
breitete sich grasiges Brachland mit langen, sattgrünen Halmen aus, als wäre es
da sogar in der Augusthitze sumpfig. Und sonst war nichts zu sehen. Schließlich
musste er sich geschlagen geben.
    „Es ist halb sieben durch“, stellte Carmino fest.
    „Ja. Gehen wir also wieder in den verdammten Irrgarten
zurück.“ Während sie zurücktrotteten, versuchte James sich zu erinnern, wie die
Gegend hier ausgesehen hatte, als sie mittags angekommen waren.
Fertighaussiedlungen. Felder, hier und da ein Waldfleckchen. South Ockendon
hätte man doch jetzt irgendwo sehen müssen – oder das Nachbarkaff. Aber hier
waren nirgends Häuser, nur diese Landstraße, die, da hatte Pix Recht, mehr ein
Feldweg war. Entnervt bogen sie auf das Feld ab, stapften wieder über die
Ackerfurchen, diesmal bergan. Es roch nach warmer Erde und den trockenen
Halmen, die in den Furchen zurückgeblieben waren. Sein Durst steigerte sich, je
mehr er davon sah. Nur Carmino wirkte noch fit und munter. Die kleine Fette
keuchte hinter ihnen her, ihr Gesicht war schweißnass, das Schwarz um die Augen
verwischt, das bleiche Make-up fleckig. Inzwischen war sie nicht mal mehr zu
giftigen Kommentaren imstande, was ja immerhin ein Pluspunkt war, aber er fing
an zu überlegen, was er tun sollte, wenn sie jetzt einen richtigen Kreislaufkollaps bekam. Das wäre doch mal ein tolles Timing gewesen. Das Sahnehäubchen
auf diesem Nachmittag.
    Aber sie schafften es immerhin bis zu den beiden
Apfelbäumen zwischen Feld und Waldrand, bei denen sie vorhin aus dem Wald
gekommen waren. Hier ließ sich Pix keuchend auf den krautigen Boden fallen.
„Pause! Ich muss jetzt erst mal eine paffen!“
    „Vielleicht solltest du nicht so viele Schokoriegel
fressen.“
    „Vielleicht solltest du die Schnauze halten.“
    James stieß mit dem Schuh ein paar heruntergefallene
Äpfel an, dann entschied er sich, lieber einen zu pflücken. Klein, hart und
grün, aber wenigstens nicht wurmstichig – vielleicht half das gegen den Durst.
    „Los, weiter! Die Kippe kannst du ja wohl auch im
Gehen rauchen. Wir müssen jetzt unbedingt zurück, sonst kriegt Alice noch die
Krise.“
    Ihm war klar, dass Alice die Krise längst haben
musste: Keine Spur von ihren beiden Schützlingen samt Babysitter, sie konnten
nicht in den Bus, und es war fast sieben Uhr – die Eltern der Kids erwarteten
sie jetzt bald zuhause … Er hastete voran durch den Wald, ohne sich nach den
beiden umzusehen.
    „Ich verklag den Besitzer von diesem
Wokenduna-Scheiß!“, schnaufte das Mädchen. „Die können keinen Irrgarten machen,
aus dem man nicht mehr rauskommt!“
    „Wir sind doch wieder –“
    „Und der dann auch noch meilenweit vom Grundstück
wegführt! Ohne Schilder! Die spinnen wohl!“
    Zwischen den Bäumen herrschte schon Dämmerung,
nirgends mehr Sonnenstrahlen auf dem Farn und den bemoosten Stämmen. Da lag
etwas Dunkles auf den vorjährigen Buchenblättern am Boden – ein Marspapier.
Hatte Pix vorhin hier weggeworfen. Demnach waren sie auf dem richtigen Weg. Die
Eiben mussten jeden Moment in Sicht kommen.
    Hinter ihm kam eben eine Neuauflage der
Schokoriegel-Diskussion in Gang. Und dabei fiel ihm ein, dass Pix dieses Papier
zwar fallengelassen hatte – aber das war direkt vor dem Heckenweg gewesen. Als
sie gerade aus dem Irrgarten herausgekommen waren. Mit anderen Worten –
    Der Wind hatte es weitergeweht.
    Oder sie hatte noch mehr davon verstreut.
    Er ging jetzt langsamer, versuchte, alle Richtungen im
Blick zu behalten. Bäume und Unterholz. Sonst nichts.
    „So lang sind wir doch gar nicht durch den Wald
gegangen!“, sagte Carmino.
    „Der hat doch schon wieder die Richtung verpeilt. Was
hast du erwartet.“
    „Was heißt verpeilt? Da gab’s doch nur den einen Weg!“
    James spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Hier
stimmte etwas nicht. So blöd war er nicht, dass er den Weg vom Feld bis zum
Irrgarten nicht mehr gefunden hätte. Das waren kaum zehn Minuten gewesen! Als
er sich zu den beiden anderen umsah, war Carminos Blick mit echter Beunruhigung
auf ihn gerichtet.
    „Vielleicht sollten wir – äh, rufen? Ich meine, die
müssten uns ja inzwischen suchen, oder?“
    „Oh klar, wir stehen im Wald und brüllen in die Gegend
– passt zu dir, Bagratuni, aber ich mach da –“
    „Klappe. Lasst mich nachdenken. Rufen ist
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