Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
keine
schlechte Idee. Der Weg war ja kaum zu sehen, vielleicht haben wir uns einfach
vertan und –“
    Aber das Marspapier –
    „Ihr bleibt hier. Ruft – ruft Alice, die anderen. Du
checkst noch mal dein Handy.“
    „Und du?“
    „Ich geh noch ein Stück weiter, vielleicht ist der
Irrgarten ja doch da vorne, und wir sind einfach nur durch den Wind.“
    „Warum gehn wir nicht alle?“
    „He, Moment mal, du gehst jetzt nicht einfach ohne uns
los! Bild dir bloß nicht ein, dass wir hier rumstehen, während du abhaust!“
    „Jetzt krieg dich ein, der haut doch nicht ab, der will
doch nur –“
    „Halt doch endlich die Schnauze, ja? Was weißt du denn
von dem? Wie naiv bist du eigentlich? Oder hast du ihn schon so gut
kennengelernt, da im Irrgarten? Hat er’s dir schon –“
    James war schon losgegangen, um das unflätige Gekeife
nicht länger zu hören. Bei dieser Pix war mehr als eine Schraube locker, und
dafür hatte er jetzt einfach keinen Nerv. Dieses verdammte Haus musste doch zu
finden sein! Das war doch nur ein Wäldchen hier! Ein paar Bäume um ein großes
Grundstück herum!
    Trotzdem konnte er die Anspannung nicht mehr
abschütteln, als er mit schnellen Schritten den Pfad abging. Er war für die
beiden da verantwortlich. Und er musste sie und die anderen in dem Kleinbus von
Tims Vater nach London zurückbringen. Er hätte auf dieser Treppe sitzen bleiben
sollen, anstatt ohne Plan in den Irrgarten zu gehen. Und auch noch den Jungen
mitzunehmen.
    In diesem Moment legte Carmino hinter ihm mit dem
Rufen los. Das musste einfach jeder in einem Umkreis von einer Meile hören!
    Er stolperte über einen Ast und wäre beinahe gefallen,
aber immerhin stoppte ihn das. Wie weit wollte er noch laufen, bis er sich
eingestand, dass hier kein Irrgarten war? Das Problem bestand darin, dass
dieser verdammte Garten hier sein musste . Sein Verstand weigerte sich
einfach einzusehen, dass sie sich auf einer so kurzen Strecke so dermaßen
verlaufen haben sollten.
    „Verflucht“, murmelte er. Über ihm zwischen den
Buchenkronen war immer noch dunkelblauer Himmel zu sehen, aber die
Abenddämmerung war zweifellos im Anmarsch. Seine Uhr zeigte neunzehn Uhr
siebenundzwanzig. Am besten gingen sie zu diesem Feld zurück. Da hatte man die
Straße und den Waldweg gleichzeitig im Blick. Auf einem von beiden musste
irgendwann Alice oder sonst jemand erscheinen, der sie suchte.
    Da war noch so ein schwarzrotes Ding auf dem Boden,
neben seinem Schuh. Ein fest zusammengeknülltes Marspapier. Das hatte Pix
vorhin Carmino ins Gesicht geworfen. Im Irrgarten.
    Er atmete nicht. Bäume ringsum. Waldboden.
Buchenblätter vom Vorjahr. Dazwischen das schwarze Papierknäuel. Keine Eiben.
Und auch kein Wind.
    Schließlich bückte er sich und hob es auf. Er blieb in
der Hocke, das Papierchen zwischen den Fingern, senkte den Kopf, schloss die
Augen. Das war verrückt. Was sollte er den beiden sagen? Dass der Irrgarten
verschwunden war?! Dass zwar Pix’ Müll noch da war, den sie auf den Schotterweg
zwischen den Eibenhecken geschmissen hatte, die Eiben selbst aber leider
versunken waren?
    Sag ihnen doch, dass Treppenstufen niemals schlafen,
flüsterte eine bösartige Stimme in seinem Kopf. Treppenstufen schlafen nie, und
deshalb –
    Oh Mann. Das nicht auch noch. Er riss die Augen wieder
auf und starrte in das warme Dämmerlicht. Hörte von weitem, wie der
Parkour-Knabe mit ungebrochener Energie sämtliche Namen aus seinem Trupp
schrie. Ja, das war ein Moment, der genauso absurd war wie jener idiotische
Satz, über den er so viel nachgegrübelt hatte in den letzten Monaten.
    Schließlich stand er wieder auf und ging zurück. Pix
saß auf einem Stein und qualmte und betrachtete Carmino wie ein fremdartiges,
abstoßendes Insekt. Der hatte nach einer Pause das Rufen wieder angefangen,
stapfte herum und brüllte in alle Richtungen. „Tom! Cheyenne! Philip! Wo seid
–“ Als er James sah, brach er mitten im Satz ab. „Na endlich! Und, wie weit ist
es noch?“
    James zuckte so gleichmütig wie möglich die Schultern.
„Wir haben uns verlaufen. Waren wohl zu schnell vorhin … Wir gehn zurück zum
Feld. Da haltet ihr die Augen offen, ob irgendwer unten an der Straße
entlangkommt. Und ich such hier im Wald noch mal nach dem richtigen Weg.“
    „Verlaufen?“
    „Hat jemand auf das Rufen geantwortet? Habt ihr
irgendwas gehört?“
    Carmino schüttelte den Kopf.
    „ Verlaufen ?!“ Jetzt war eindeutig ein Unterton
von Panik in Pix’ Stimme.
    „Ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher